(Kinofassung)
Die Crew des Weltraumfrachters Nostromo wird aus ihrem Hyperschlaf geweckt. Der Computer hat ein Signal von einem nahegelegenen Planeten empfangen und den Kurs geändert, sodass der Ursprung dieses Signals festgestellt werden kann. Die eventuelle Entdeckung außerirdischen Lebens mündet für die Besatzung in einen Albtraum, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.
Der von Ridley Scott inszenierte SciFi-Horror macht auch Jahrzehnte nach seiner Entstehung eine schrecklich gute Figur. Allein das Design ist vielfältig und organisch. Das beginnt bei dem gebraucht aussehenden Frachter, mit dem die Crew durch das All fliegt. Hier ist nichts chic, Funktionalität und Robustheit spiegeln sich in diesem industriellen Aufbau wieder. Aus heutiger Sicht wirkt das eher wenig futuristisch, bedenkt man aber eben den Zweck dieses Gefährts, fällt das nicht störend ins Gewicht. Und dann ist da natürlich noch der Beitrag eines H. R. Giger, der mit dem Alien eines der beeindruckendsten Monstren der Kinogeschichte schuf. Doch auch seine weiteren Arbeiten wie an den Kulissen auf dem fremden Planeten, die seinen ganz eigenen Stil transportieren, prägten diesen und die weiteren Teile mit. Vieles aus diesem Erstling der Reihe wurde fester Bestandteil und filmischer Kult, wie das Alien selbst, der Facehugger, die Eier. Und kaum zu übersehen ist auch die immer mitschwingende sexuelle Note in mancher Visualisierung sowie das Aufgreifen der Themen Zeugung und Geburt, welche einem hier mehrfach über den Weg laufen und sich auch in Gigers sonstigen Arbeiten immer wieder erkennen lassen.
Die Bildkompositionen sind ebenfalls mehr als ansprechend. Derek Vanlint beschert dem Publikum lange Kamerafahrten und Übersicht, die Weite innerhalb der Nostromo mit den langen Gängen fängt er ebenso klar ein wie die Enge, wenn es durch die Luftschächte geht. Dazu kommt das Spiel mit Licht und Schatten, welches fortwährend ein unruhiges Gefühl erzeugt.
Eine weitere Stärke ist die dichte Atmosphäre. Der Beginn mit der Crew auf dem Schiff wirkt durch das reale Design und die Menschen greifbar. Die Erkundung auf dem Planeten ist geheimnisvoll und von der fremdartigen Optik und den Entdeckungen bestimmt. Die weiteren Abschnitte, erst mit Kane und schließlich mit dem Kampf gegen die eingeschleppte Bedrohung, transportieren wieder ganz eigene Stimmungen. Weckt die Episode um Kane eher die Neugier, geht es ab der bekannten Szene mit seinem Brustkorb nur noch ums nackte Überleben. So schwenkt der Film durch verschiedene Stadien und zerrt dadurch immer mehr an den Nerven. Der Horror kommt immer mehr durch, was natürlich auch an dem Monster selbst liegt. Was die Kreatur so bedrohlich macht ist nicht nur das Aussehen. Man kann nicht mit ihr kommunizieren, es gibt keine rationale Ebene des Austauschs. Diese Erkenntnis macht sich schnell breit und gibt wenig Anlass zur Hoffnung für die Übriggegliebenen. Die Bedrohung ist ein rein auf Erhaltung und Fortpflanzung getrimmter Organismus, dabei effektiv und todbringend.
Es gibt kaum Augenblicke der Entspannung, was auch an dem guten Tempo liegt. Was nicht bedeutet, dass der Film rast, mitunter ist das Gegenteil der Fall und hier profitiert er wieder von seiner dichten Atmosphäre. Dazu kommen effektiv gesetzte kleine Zeitsprünge. Nicht jede Szene wird auserzählt, kein langer Transport nach Kanes Unfall zum Shuttle, kein langer Rückflug zum Schiff. Die Zeit nimmt er sich dann eben woanders, in seiner Gesamtheit ist das hervorragend ausbalanciert.
Ich beziehe mich dabei auf die Kinofassung, nicht den sogenannten „Director's Cut“, der laut Scott aus Marketinggründen so heißt. Er selbst bezeichnet die Kinofassung als seine bevorzugte, allerdings kann mit beiden Fassungen eine gute Zeit haben.
Ein weiterer Baustein ist das Sounddesign. Auf dem Schiff piept es überall, man hört die Wassertropfen (und kann die Luftfeuchtigkeit fast schon spüren), das Fauchen der Kreatur. Und hinter allem wabert der Score von Jerry Goldsmith, der teilweise so fremd klingt, dass er sich als weitere Schicht in die Stimmung schleicht. Auch was die Effekte angeht gibt es nichts zu meckern. Die Entstehungszeit bedenkend ist das Gezeigte hervorragend und sieht nahezu immer noch so aus.
Hinter alldem steht die Geschichte selbst etwas zurück. Sie hat ihre Wegpunkte und nüchtern betrachtet ist das hier irgendwas zwischen Spukschloss im Weltraum und Monsterfilm. Und dennoch schafft es das von Dan O'Bannon erstellte Skript, die simple Idee mit genug Inhalt zu füllen, sodass es nicht platt wirkt. Glück für den Film, dass er dabei auf ein so fähiges Ensemble zurückgreifen kann.
Sigourney Weaver als Ellen Ripley wurde nicht nur zu einer frühen Actionheldin, ihre Figur ist so angelegt, dass sie sowohl Autorität und Entschlossenheit, als eben auch Emotionalität ausstrahlt. Dies schält sich erst im Laufe des Films heraus, sie beginnt als ein Mitglied von vielen, kommt aufgrund ihres Charakters aber mit der Zeit nach vorne. Und sie ist nicht eine dieser Frauenrollen, bei der sich die Dame einfach nur wie ein Kerl verhält. Ripley wirkt eigenständig und nie übermächtig, was es so leicht macht, mit ihr mitzufiebern.
Jede Figur hat hier ihre Eigenheiten, mit Harry Dean Stanton, John Hurt, Ian Holm oder Tom Skerritt gibt es weitere bekannte Namen, wobei gerade Holm als Ash im Gedächtnis bleibt. Weiß man um seine Agenda, so bekommen seine teils beobachtenden und kalten Blicke noch mehr Gewicht. Keiner im Ensemble leistet sich hier Hänger und die Bodenständigkeit der Figuren, die einfach nur ihren Job machen, wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt.
Und doch gibt es ein paar Kritikpunkte. Wirklich störend sind dabei nur die in manchen Bereichen des Schiffs eingesetzten flackernden Lichtquellen, die mitunter auf die Nerven gehen können. In solch dunklen Umgebungen ist das szenenweise unangenehm, Sinn ergibt dieser Effekt ebenfalls nicht. Auch stört der Schnitt bezüglich Ashs Kopf mich jedes Mal wieder, da holpert der visuell sonst so grandiose Film mal kurz. Auch manche Schlüsse der Crew werden nach Ereignissen recht schnell gezogen. Unterm Strich mindert dies aber die Qualität des Werks nicht entscheidend, verwehren ihm allerdings eine noch höhere Wertung.
„Alien“ ist zurecht ein Klassiker des SciFi-Horros und überdauert die Zeit. Die spannende Inszenierung und das mehr als gelungene Design, gerade unter Beteiligung von H. R. Giger, sorgen bei jeder Sichtung für ein visuelles Erlebnis. Dabei sieht man die titelgebende Kreatur gar nicht mal so oft – und genau deswegen funktioniert das Ganze auch so gut. Durch die so greifbar konstruierte Welt schafft der Film eine durchgehend dichte Atmosphäre, die sich mit der Optik, der Kameraarbeit, dem Klang und dem tollen Cast addieren. Trotz des gedrosselten Tempos keine Minute verschwendet, spannend bis zum Ende und albtraumhaft schön.