Mehr als fünfzehn Jahre nach dem weltbekannten "The Seventh Voyage of Sindbad" folgte Harryhausens größtem Trickerfolg ein zweiter Teil nach. Mit komplett neuer Besetzung wurde "The Golden Voyage" entworfen, der jedoch dem Schema des Vorgängers aufs Haar folgte.
Wieder geht es um ein Handicap (diesmal ein entstellter Großwesir und ein bedrohtes Reich), für das auf magische Weise Abhilfe geschaffen werden muß. Wieder steht dagegen ein böser Zauberer, der die magischen Utensilien (eine Krone, Unsichtbarkeit, Jugend) für sich einnehmen will. Und natürlich ist auch eine schöne Frau dabei, die auf der Suche eine entscheidende Rolle spielen wird.
Rein erzählerisch ist es also eine Doublette des ersten Films, wenn auch der Weg nicht ganz so offen vorgezeichnet ist. Das Rätselspiel des gedrittelten goldenen Amuletts muß erst mal gelöst werden und die Reise verlangt Sindbad mehrere Stationen ab, die Abwechslungsreichtum garantieren. Die Vielfarbigkeit kann aber an der Einfachheit der Story nichts ändern, die zusätzlich noch mit einem komischen Sidekick (Harun) abgerundet wurde.
Das Problem auch dieser rasant erzählten Geschichte sind technische Mängel, weniger die Darsteller. John Philip Law ist ein passabler Sindbad, Tom Baker ein gar düsterer Schurke, dessen Pakt mit dunklen Mächten an seiner Jugend zehrt und Caroline Munro kann zwar nicht durch schauspielerisches Talent, dafür durch eine aufregende Optik glänzen, die ihr mehrfach beinahe aus der Bluse fällt.
Schwächen offenbart der Film vor allem bei den Hintergründen und Matte Paintings, die oftmals schlampig eingesetzt wurden und künstlich, bzw. gemalt aussehen. Auch sind die Farben manchmal recht grell, bei alten Kopien mit starkem, intensiven Braunstich.
Harryhausen ist zwar hochaktiv dabei, doch seine Arbeit beginnt hier bereits, qualitativ auseinanderzufallen. Sein Homunkulus ist zwar niedlich, doch die Interaktion mit den Darstellern nicht so gut wie im anderen Film mit der Prinzessin. Die Galionsfigur ist recht gut, aber doch (verständlich) arg hölzern. Die Szenen mit dem beschworenen Geist im Orakeltempel sind stimmungsvoll gemacht, aber der Trick ist arg durchsichtig und nicht immer perfekt. Ausgesprochen edel dafür der Kampf mit der sechsarmigen Kali, ein Meisterwerk der Animation. Ebenfalls rein dramatisch sehr eindrucksvoll ist der Schlußkampf zwischen Zentaur und Greif, wobei allerdings erwähnt werden muß, da er gegen die Kali stark abfällt. Ist der Zentaur noch akzeptabel, sieht der Greif nachlässig gebastelt aus und die Bewegungen wirken bei beiden manchmal abgehackt.
Was aber positiv zu bewerten ist, ist daß der Film durchaus auf märchenhafte Art als Abenteuerfilm funktioniert, selbst wenn mal keine Stop-Motion-Monster durchs Bild geistern.
Tatsächlich hat "Golden Voyage" reichlich Atmosphäre zu bieten, wenn es schon an guten Hintergründen mangelt. Neben den Anfangssequenzen mit dem Großwesir und dem Auftauchen Kouras am Strand wissen vor allem der Orakeltempel und die Schlußszenen mit dem Schwertkampf mit dem Unsichtbaren zu gefallen. Mit passender Musik versehen gerät die Schlacht im Felsendom zu einem mitreißenden Schlußpunkt mit einem märchenhaften Springbrunnen der mystischen Art.
Insgesamt eine Fortsetzung der würdigen Sorte, wenn auch mit leichten Abstrichen, dafür aber noch abwechslungsreicher. Hier nach sollte noch "...und das Auge des Tigers" folgen, der jedoch der schwächste Beitrag der Trilogie ist und gerade mal als Durchschnitt durchgeht. (8/10)