Eine Kritik von Preacher666 (Bewertung des Films: 2 / 10) eingetragen am 29.11.2007, seitdem 1595 Mal gelesen
Im wahrsten Sinne des Wortes ein (Öko-)Horror
Ron Perlman, Arktishorror, klaustrophobische Stimmung, fremde Macht, Spannung. Schlagworte des Pressetextes, die bei mir (zugegebenermaßen) auf fruchtbaren Boden gefallen sind, jedoch in keinster Weise in Korrelation mit dem fertigen Produkt stehen. „The last winter“ ist entgegen seiner Werbebotschaft nämlich weder Horrorfilm noch Thriller sondern ein (schlechtes) Greenpeacepromotionvideo in dem sich die Erde quasi am bösen bösen Menschen rächt.
Der Film hätte jedoch durchaus spannend ausfallen können (wie es schon in zahlreichen, die Natur - schlägt – zurück Filmen bewiesen wurde) wenn sich Larry Fessenden („Wendigo“)bei der Inszenierung von „The last winter“ mehr auf Spannungsaufbau und Entwicklung einer logischen oder wenigstens partiell interessanten Geschichte, als auf nicht enden wollende dialoglose Szenen, die ab und an von Gesprächen über Nichtigkeiten wie wer mit wem und warum geschlafen hat unterbrochen werden, konzentriert hätte.
Über weite Strecken des Films versucht Fessenden zwanghaft mit Geräuschlosigkeit, absoluter Passivität aller Beteiligten (den Kameramann mit eingeschlossen) und ein paar uninteressanten Todesfällen (hauptsächlich am Ende des Films) Spannung zu erzeugen. Das zehrt am Nervenkostüm des Zuschauers. Aber nicht weil der Spannungsaufbau funktioniert, sondern weil sich der Betrachter nicht mit dem Film identifizieren kann und sich permanent die Frage stellt, was der Regisseur nun eigentlich erreichen oder vermitteln wollte.
Sobald ein Horrorfilm im ewigen Eis der Arktis oder Antarktis angesiedelt ist werden klarerweise sofort Erinnerungen an John Carpenters B-Moviemeisterwerk „Das Ding aus einer anderen Welt“ wach. Natürlich kann man es einem klein produzierten Werk wie „The last winter“ nicht vorwerfen nicht an Carpenters Genreklassiker heranzureichen. Jedoch sieht man anhand von „Das Ding aus einer anderen Welt“ in welchem Ausmaß man Spannung aus der unendlichen Weite des Eises und dem Grundplot rund um etwas Unbegreifliches, das sich einer Mannschaft/Gruppe von verschiedenen Personen bemächtigt ziehen kann. Eine Voraussetzung dafür ist natürlich Talent, Engagement und das nötige Gefühl für Dramatik und Spannungsaufbau. Auch eine Akte X Folge nahm sich (ziemlich erfolgreich) dieses frostigen Themas an und setzte damit Maßstäbe in Sachen Serienspannung und im direkten Vergleich mit „The last winter“ offensichtlich auch in Sachen Kinounterhaltung. Zwischenzeitlich wird man auch das Gefühl nicht los, dass der währte Herr Regisseur zusätzlich mit dem Gedanken kokettiert hat, die atmosphärische Dichte von Alien zu erreichen. Von dessen Qualität ist er aber leider soweit entfernt wie Ripley in Teil 1 von der Erde.
Die Spannungsarme Handlung zieht sich somit ohne ersichtliche Höhepunkte 40 Minuten dahin bis die erste Leiche zu bewundern ist bzw. die erste annähernd als spannend zu bezeichnende Szene über den Bildschirm / die Leinwand flimmert. Davor darf man sich als Zuschauer von einer schrecklichen Dialogzeile zur nächsten schrecklichen Schauspielleistung hangeln und wird das Gefühl nicht los, an der überambitioniert präsentierten und völlig unpassenden Thematik einer sich anbahnenden (innerhalb von wenigen Wochen aus dem Ruder laufenden) ökologischen Katastrophe zu ersticken. Dieses Gefühl wird man leider auch in den folgenden knapp 60 Minuten nicht mehr los.
Die Figurenzeichnung bewegt sich beharrlich zwischen Klischee und Karikatur. Der schöne Öko, der vor einer Gefahr warnt und zum unfreiwilligen Held wird. Der harte Boss, der eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin hatte, die jetzt (Oh Wunder) mit dem Öko schläft. Und schließlich noch der junge Typ, der eine Art Adoptivsohn für den Chef darstellt und klarerweise als erster ins Gras beißen muss. Das ergibt Konfliktpotential, welches sowohl unnötig als auch langweilig ist, nichts mit Thriller oder Horror zu tun hat und auch nicht so wirklich zum angestrebten denkt auch an die Natur, sonst tritt sie euch in den Arsch Plot passen will. Teilweise wirkt „The last winter“ folglich wie eine Folge „Friends“ in der Arktis, ohne Humor dafür mit einer Extraportion Valium und einer Antiwalfangbotschaft.
Weder die Kameraarbeit noch die musikalische Untermalung rechtfertigen das Lösen eines Kinotickets respektive die Leihgebühren einer Videothek.
Ein toller Flugzeugabsturz und zwei gute digitale Einstellungen in den letzten 20 Filmminuten sind zwar schön und gut, heben den negativen Gesamteindruck aber nur marginal an. Der Film bleibt was er ist. Langweiliges Greenpeacekino im Pseudohorrorgewand. Das nächste Mal sollte man entweder auf die Grüne Botschaft oder auf den Horrorsubplot verzichten oder den Streifen gänzlich anders zusammensetzen. Etwas Ironie wäre bei diesem Thema sicherlich auch nicht verkehrt. Fazit: Ron Perlman passt sich dem Rest der Crew an und spielt wie einer von Fulcis Zombies. Regie, Drehbuch, Kamera und Musik bewegen sich im Niederfrequenzbereich. Somit wird man leider mit einer Greenpeaceökohorrorfarce abgespeist, dessen Grundstory funktionieren hätte können, wenn man mehr Zeit, Geld und Herzblut in das Projekt gesteckt hätte. Nachsatz: Wieder einmal so ein abscheulich schlechter Film, bei dem man sich zu fragen beginnt, ob man nicht doch damit anfangen sollte Filme zu selektieren und sich nicht weiterhin jeden Schwachsinn nur um des Filmes Willen anzusehen.
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