Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 11.10.2021, seitdem 180 Mal gelesen
Ich bespreche eigentlich nur selten Serien, aber während manche wegen der vergangenen Zeit ins Vergessen geraten sind und eben davor gerettet werden sollten, hatten einige leider nie die rechte Gelegenheit, ihr Potential voll auszuschöpfen.
Eine dieser Serien ist sicherlich „Sleepwalkers“, auch „Projekt: Sleepwalker“ genannt, die sich mit einer wissenschaftlichen Einrichtung beschäftigt, in der es einem Einsatzteam möglich ist, in die Träume verschiedener Leute mittels Synchronisation „einzusteigen“, um somit psychische Beeinträchtigungen, Traumata, Alpträume und unerklärliche Zustände zu klären und zu behandeln.
Die Prämisse allein ist schon reizvoll, weil sie für den Zuschauer die verschiedenen Träume visualisieren muss, in die die Wissenschaftler zu den Patienten einsteigen, um den Auslösern auf die Spur zu kommen – kein Wunder also, dass die Serie für die Herbstsaison 97/98 bei NBC an den Start ging.
Um es vorweg zu nehmen: die durchaus geschickte Platzierung zwischen zwei ebenfalls „annähernd exzentrischen“ Serien wie „Pretender“ (mit einem durch Wissenschaftler optionierten „Chamäleon“ in Menschengestalt) und „Profiler“ (eine der frühesten Serien, die sich zentral um Serienkiller drehte) ging so komplett in die Hose, dass man aufgrund der Quoten tatsächlich nach 2 (!) ausgestrahlten Episoden bereits den Stecker zog.
Zu diesem Zeitpunkt waren für die Serie insgesamt neun Episoden bereits produziert, die restlichen sieben wurden dann in einzelnen Teilen der USA unregelmäßig versendet, erfuhren aber keine landesweite Verwertung. Auch für den internationalen Markt bewies man mit den Einzelteilen insofern ein Händchen, indem man insgesamt 6 der 9 Episoden in Zweierbündeln (die sich dann zu Spielfilmlänge summierten) als drei VHS bzw DVDs veröffentlichte.
So kam die Serie auch zu uns und fand via Videotheken ihr durchaus angetanes Publikum. (Man findet die Folgen OV übrigens auch auf YT.)
Leider war der Ofen da dann aber schon aus, jedoch bekommt man so auch nach 20 Jahren noch bedingt Zugang zu der Serie – leider mit dem negativen Zusatz, dass die restlichen drei Episoden (in der Versendungsreihenfolge die Folgen 6,8 und 9) vollkommen vom Radar verschwanden und so praktisch nicht verfügbar sind (wer daran zweifelt, werfe einen Blick in die imdb, wo es nicht einmal eine Userwertung für die Folgen gibt).
Inhaltlich hat die Serie jedoch – was die Absetzung um so übler macht – durchaus seinen wilden Reiz, denn sowohl optisch als auch erzählerisch ist sie Mystery vom Feinsten, bietet bizarre visuelle Tableaus und einige Bilder, die haften bleiben (in einer Episode wird ein im Traum verschwundener Patient in einem Paralleltraum aus dem Körper einer anderen Traumgestalt geboren, was man wirklich gesehen haben muss, um es zu glauben). Obwohl das natürlich schwer nach Akte X riecht, war die Serie abgesehen von ihrer SciFi-Prämisse (eben die Traummaschinen mit ihren gläsernen Särgen/Liegen) im Grunde nicht wirklich „supernatural“, dealte aber mit Phänomenen, die sich nicht leicht erklären ließen, wie Massenschlafparalyse durch einen vermeintlichen Sukkubus oder Organspenden, die auf die Empfänger eine parallele Traumwirkung ausübten.
Der Cast hätte ebenfalls eine längere Laufzeit verdient gehabt: der sonst häufiger als „bad guy“ apostrophierte Bruce Greenwood spielt den Entwickler, der parallel zu seinen Patienten dauerhaft in einer Maschine seine im Koma befindliche Lebensgefährtin „aufbewahrt“, mit der er aber auf Traumebene noch kommunizieren kann. Die damals kurz vor dem Weltruhm stehende Naomi Watts gibt das wissenschaftliche Erklärungsbiest, der großgewachsene Abraham Benrubi (Parker Lewis, ER) sorgt als Techniker für heitere Momente und Jeffrey D.Sams gibt den Air-Force-Piloten, der nach Behandlung im Piloten als Vertretung für den staunenden Zuschauer zum Team stößt.
Ein wenig Rahmenhandlung verschönert also die Fälle, die nicht selten hübsch kribblig geraten sind, aber niemals sensationsheischend, die visuelle Wirkung der Traumszenen ist allerdings beeindruckend. Auch die Gaststars können sich sehen lassen, speziell der eine Auftritt (der zweite ist leider nicht verfügbar) von Harry Groener als joker-ähnlicher „Trickster“ im Traum eines kleinen Jungen – wem der Name nichts sagt, sei daran erinnert, dass Groener auch den dämonischen Bürgermeister in der dritten Staffel von „Buffy“ gab und sich so unsterblich machte.
Es wäre wünschenswert, wenn sich Warner irgendwann doch noch dazu herablassen könnte, die restlichen drei Folgen aus dem Archiv zu holen – „Sleepwalkers“ war mit Sicherheit einer der „Miss-of-a-Hit“-Serien, die noch einen Abschluss als Film hätten gebrauchen können. Oder ein modernes Update. (8/10)
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