Review

In dem Martial Arts Kracher „Fatal Contact“ empfiehlt sich der international noch recht unbekannte Jackie Wu Jing als neuer Hoffnungsträger für handfaste Action aus Hongkong, dem einstigen Mekka des Eastern. Seien wir doch mal ehrlich, die einstigen Superstars wie Jet Li und Jackie Chan, welche Hongkong in den letzten Jahrzehnten maßgeblich beeinflusst haben, sind ziemlich in die Jahre gekommen. Auch wenn einige von Ihnen, wie etwa Donnie Yen, aktuell noch immer gut im Geschäft sind, fehlt es sichtbar an gutem Nachwuchs der die übergroßen Fußstapfen ausfüllen kann. Stattdessen verlagerte sich der Fokus auf asiatische Nachbarstaaten wie Thailand, welches mit Tony Jaa ein ganz heißes Eisen im Feuer haben.

Jackie Wu Jing ist zwar kein Neuling im Filmbuiz, tat sich bisher aber schwer in die vordere Reihe von Asiens Darstellerriege aufzusteigen. Zwar taucht sein Name in einigen bekannten, wenn auch eher mäßigen Filmen (Zu Warrios, Drunken Monkey) der jüngeren Vergangenheit oder einfallslosen Sequels (Tai Chi 2) auf, zum Durchbruch hat es aber bislang nicht gereicht. Als gefährlicher Gegenspieler von Donnie Yen im Actionhit Sha Po Lang wurde Jackie Wu 2006 auch einem größeren Publikum bekannt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, das gegenwärtig nur wenige Schauspieler in Asien gibt die in jüngster Zeit ähnlich spektakulär in Szene gesetzt wurden. Dank der guten Presse und internationaler Vermarktung war es daher auch kein Wunder, das noch im gleichen Jahr ein Film mit Wu Jing in der Hauptrolle folgen sollte. Unterdessen wird Wu Jung als neuer Jet Li gehandelt, dass überrascht nicht denn beide haben die selben Wurzeln. Sowohl Jet Li als auch Wu Jing lernten seit frühester Kindheit in Beijing Wushu, was sich in ihrer körperlichen Beweglichkeit und Kampfästhetik auch auf Zelluloid wiederspiegelt.

„Fatal Contact“, in Deutschland vermarktet unter „Underground Fighter“ kehrt in gewisser Weise zu den Wurzeln des modernen Martial Arts Film zurück, der durch viele wegweisende Actionstreifen mit realistischen Kampfeinlagen insbesondere in den 80’ern geprägt wurde. Bereits in den letzten Jahren wurde dieser Trend der Rückbesinnung insbesondere im Ausland sehr erfolgreich eingeschlagen, man erinnere nur an den thailändischen Exportschlager Ong-Bak. Zusätzlich werden aber auch dramatische Elemente hinzu gemischt, die sich vor allem in der Hintergrundgeschichte wiederspiegeln. Solche Genremixturen funktionieren mal mehr, mal weniger gut, zuletzt sehr überzeugend in Sha Po Lang zu sehen.

In Fall von „Fatal Contact“ geht die Rechnung nur zum Teil auf, da die dramatische Komponente den fulminanten Actionszenen nur bedingt das Wasser reichen kann. Die Handlung dreht sich um den jungen Kong, welcher als Mitglied der chinesische Wushu-Nationalmannschaft durch das Land reist. Da er nicht weiß wie er sich in der längeren Trainingspause die Zeit vertreiben soll, lässt er sich von der jungen Siu Tin überreden an verbotenen Schaukämpfen im Untergrund teilzunehmen. Die hohe Siegprämie ist verlockend und spornt an auch im Ring sein kämpferisches Können zur anzuwenden. Kong steigert sich von Kampf zu Kampf und macht sich in der Szene schnell einen Namen. Als er einen Kontrahenten beinah tötet und aus dem Geschäft austeigen will bevor er völlig die Kontrolle verliert, setzen die geldgierigen Promoter Siu Tin als Druckmittel ein. Um Siu Tin zurückzubekommen soll Kong den nächsten Kampf absichtlich verlieren…

Um vom Plot her wirklich zu überzeugen ist die Hintergrundgeschichte leider etwas zu austauschbar geraten. Vor allem der etwas konstruierte Charakterwendung um Siu Tin gegen Ende ist nicht wirklich überzeugend und der Freitod dann doch etwas zu theatralisch. Kong als Titelfigur bleibt im Gegenzug leider etwas zu blass und wird teilweise etwas stark in den Hintergrund gedrängt. Hier krankt „Fatal Contact“, was typisch für dieses Genre ist, mal wieder an der Einfallslosigkeit der Autoren. Da wäre auch noch der kauzige Sidekick Ronald Cheng, der zwar vortrefflich kämpfen kann, aber durch seine schrullige Art die Nerven strapaziert.

Weit besser schneidet der Film bei der Inszenierung der Actionszenen ab, denn hier wird für den Martial Arts Fan so Einiges geboten. Die Kampfszenen, die sich etwas am namensgebenden Untergrund-Freefight Marke Ong-Bak orientieren sind schlichtweg genial. Das Setting der versifften Schauplätze erinnert sogar etwas an Fight Club. Schön das sich Hongkong hier dem Trend zu realistischen und harten Fights anschließt und auf übertriebene Wire-Action weitestgehend verzichtet. Jackie Wu mausert sich im Laufe der Fights zur echten Kampfmaschine und hinterlässt dank der sehr guten Choreographie des unbekannten Action Koordinators Chung Chi Li einen bleibenden Eindruck. Zum legitimen Nachfolger von Jet Li fehlt es im zwar noch an Ausdrucksstärke und Charisma, auf dem besten Weg dorthin ist er aber allemal. Einige dezent gestreute Querverweise im Film sollen auch genau dieses Gefühl beim Zuschauer wecken, bleibt zu hoffen dass er diese Erwartungen in Zukunft auch in Taten umsetzen kann. Wünschenswert wäre es, denn bislang gibt es keinen der diese Lücke in Zukunft schließen kann.

Fazit:
Wu Jings erster eigenständiger Film ist nicht nur Geheimtipp für Martial Arts Fans, sondern auch allen anderen Interessenten des asiatischen Actionfilms ans Herz zu legen. Wer den kompromisslosen und harten Stil des 80’er Jahre Hongkongkinos mag wird dank der furiosen Kampfszenen jedenfalls bestens bedient, da fällt auch die etwas überzogene Handlung nicht mehr so schwer in Gewicht.

Details
Ähnliche Filme