Eine Kritik von kruchtenkaiser (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 05.02.2007, seitdem 840 Mal gelesen
Perfektion… ich sehe Perfektion… überall Perfektion… und sie macht mich wahnsinnig. Perfekte, attraktive, erfolgreiche Menschen mit perfekt eingerichteten Traumhäusern, perfekten Jobs und perfekten Autos. Willkommen in der neuesten filmischen Galaxie der Nancy Meyers („Was Frauen wollen“, „Was das Herz begehrt“), einer Galaxie, in der fast alle weltlichen Probleme so fern scheinen wie die nächste Ausfahrt zur Venus. Einer Galaxie, in der wir doch alle gerne leben würden, denn die einzigen Probleme, die es ab und an gibt, sind romantischer Natur und wenn wir Hollywood Glauben schenken dürfen, erledigen sich diese Probleme auch meist irgendwie fast von selbst.
Man muss zum Beispiel einfach nur einmal für einen gewissen Zeitraum sein Eigenheim mit einer völlig wildfremden Person tauschen, so wie es Iris (Kate Winslet) und Amanda (Cameron Diaz) tun. Beide haben erst vor kurzem eine herbe Enttäuschung in ihrem Liebesleben einstecken müssen und suchen nun nach etwas Distanz zu den jüngsten Ereignissen. Also zieht Iris für zwei Woche in Amandas luxuriöses Heim in Los Angeles ein, während Amanda in der idyllischen Einöde im Süden Englands nach Entspannung und Ablenkung sucht. Und wie es nicht anders sein kann, finden beide an ihren Zufluchtsorten die Liebe ihres Lebens…
Punkt. Das war’s. 120 Minuten Film eingefangen in nicht einmal 100 Worten. Danach kommt nichts mehr. Keine tragischen Wendungen, keine Ecken, Kanten, Haken, Ösen oder wie man das Zeug auch immer nennen mag, das einen mehr oder weniger ordentlichen Film zu einem guten Vertreter seiner Gattung macht. Wir gleiten aalglatt, ohne jegliche Meteoritenschauer durch diese Galaxie und können uns nur an der wunderbaren Aussicht erfreuen. Die wunderbare Aussicht… das sind de facto die toll ausgestatteten Sets und die überaus attraktiven Hauptdarsteller Kate Winslet, Cameron Diaz, Jude Law und… Jack Black.
Der letzte Name wirkt in dieser Auflistung deplatziert? Das ist er nicht nur in der Auflistung der schönen Leuten, sondern das ist er auch in diesem filmischen Universum. Sein komödiantisches Talent darf hier gar nicht zu Geltung kommen, denn entgegen der Erwartungen, die die doch fehlgegriffene Zuordnung von „Liebe braucht keine Ferien“ zum Prädikat „Romantic Comedy“ weckt, halten sich die humoristischen Einlagen in diesem Falle kläglich zurück. Stattdessen wird auf hochtrabende Mono- und Dialoge gesetzt, und gerade was das damit bezweckte Darstellen und Wecken von Emotionen angeht, agiert Black steifer als es das grünste Marsmännchen tun würde. Dass er damit gegenüber seinen drei auf diesem Sektor bereits erprobten Co-Stars nur blass aussehen kann, ist zwangsläufige Konsequenz, wertet den dramaturgisch schwachen Film dennoch nur marginal ab.
So begleiten wir also unsere vier (oder dreieinhalb) Schönheiten auf ihren Liebesabenteuern in diesem zweigeteilten Universum, und das – für das romantische Fach erschlagende – 120 ereignislose Minuten lang. 120 Minuten, in denen sich die schmachtenden Seufzer, die Ahs und Ohs, bei der weiblichen Begleitung im Sessel nebenan häufen, ihre Augen feuchter und das Kuschelbedürfnis immer stärker zu werden scheint…
Und letztlich erkennt man(n) dann: diese perfekte Welt, die wir von Nancy Meyers präsentiert bekommen haben, ist zwar fern, aber: die nächste Ausfahrt zur Venus… wir nähern uns ihr mit enormer Geschwindigkeit. Und im Gepäck haben wir ein geknebeltes und gefesseltes kleines Päckchen: Nancy Meyers, die fortan den Bewohnerinnen der Venus mit ihren süßlich-kitschigen Geschichten einen schmachtenden Seufzer nach dem anderen entlocken kann.
Dass ein dramaturgisch so schwachbrüstiger Film wie „Liebe braucht keine Ferien“ mit einer niedrigen Benotung abgestraft werden müsste, versteht sich eigentlich von selbst. Nun bin ich aber, um psychischen, physischen und sonstigen Repressalien aus dem Weg zu gehen, dazu gezwungen, die Wertung der holden Schönheit, deren Gesellschaft ich während dieses Kinobesuches genießen durfte, mit in die Endnote einfließen zu lassen. Also gibt’s für „Liebe braucht keine Ferien“ euphorisch-gerührte 8/10 vom Planeten Venus und nüchtern-analytische 3/10 vom Planeten Mars. Salomonisches Endurteil: 5,5/10
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