Horrorfilm-Freunde werden sich beim Stichwort Akromegalie vielleicht noch an Jack Arnolds „Tarantula“ erinnern und an das zum Schluss völlig entstellte Gesicht von Leo G. Carroll.
In diesem Streifen spielt die Krankheit erneut eine Rolle, - allerdings eine weitaus geringere als vermutet, denn Regisseur Peter Sasdy, bekannt durch diverse Filme der Hammer-Studios, bastelte daraus einen eher ruhigen Öko-Thriller als einen stimmungsvollen Horrorstreifen.
Als solcher kommt er in der ersten halben Stunden hingegen an. Dr. Shaw, Forscher der Umwelt-Regierungsabteilung „Doomwatch“, verschlägt es auf die einsame Fischerinsel Balfe an der Küste Englands, um Untersuchungsproben einzuholen. Bei den verschlossenen Einheimischen stößt er auf breite Ablehnung und bekommt nur schwer eine Übernachtungsmöglichkeit. Nach einiger Zeit registriert er das Verschwinden von Menschen auf der Insel und merkwürdige Deformierungen bei einigen. Weitere Nachforschungen führen ihn zu einem dubiosen Chemiekonzern…
Leider kann die atmosphärisch dichte Stimmung der ersten Hälfte nicht gehalten werden. Die dunklen Gassen, die urigen Häuser, die merkwürdigen Gestalten, einige davon mit Knautschgesichtern, die allgemeine Feindseeligkeit, - angenehm spooky.
Auch als Shaw auf die Klippen steigt, um Möweneier für Untersuchungszwecke zu entnehmen oder im Wald düsteren Gestalten folgt und sich dabei stets von jemandem beobachtet fühlt (ist auch so, der Zuschauer sieht zeitweilig einen Gewehrlauf), wird eine Atmosphäre erzeugt, die mit jenen klassischer Hammer-Filme vergleichbar ist.
Doch dann verlässt Shaw die Insel und kehrt zurück nach London, um Hinweisen auf Giftmüll-Fässern im Meer nachzugehen, - ab da geht es steil bergab in Sachen Unterhaltungswert. Nachhaken bei einem Admiral, Unterredungen mit dem Vorgesetzten, Besuch einer Logistikfirma: Die Gruselstimmung verkommt zu einem drögen Öko-Gelaber über vage Theorien zum Thema Wachstumshormone für die Hypophyse (man versteht was gemeint ist, fundiert kommt es aber nicht rüber).
Aber es kommt noch bitterer, denn Hoffnung macht sich breit, als Shaw final auf die Insel zurückkehrt und man nun endlich mit dem vermehrten Auftreten Deformierter rechnet. Doch was geschieht? Nahezu nichts, die Dramaturgie versagt völlig und das unglaubwürdige Ende bringt den Streifen fast schon an die Schwelle zum Genickbruch.
Dabei ist Hauptfigur Shaw recht sympathisch, weil energisch, wenn auch nicht sonderlich redegewandt und er fällt vor allem wegen seines witzigen Mützchens und dem Pullover in der Farbe von Joghurt Gums (Kirsche) auf.
Im Allgemeinen freut man sich (als Kind der Achtziger) ohne Ausnahme jede Synchronstimme zu kennen und sieht den orchestral gehaltenen Score als Abwechslung gegenüber zeitgenössischen Minimal-Untermalungen als erfrischend an.
Doch die Mixtur aus Umweltkritik (für die damalige Zeit fast schon progressiv) und merkwürdigen Inselbewohnern will nicht so recht aufgehen.
Solange man nicht genau weiß, was im Dorf vor sich geht, macht der Streifen aufgrund vertrauter Gruselelemente Spaß („Wir mögen hier nicht fotografiert werden…“).
Doch der, sagen wir mal „industrielle Verlauf“ mit viel Gerede einiger Verantwortlicher ist nicht das, was der Horrorfilm-Freund erwartet, auf der anderen Seite aber ist er zu trocken und glatt gebügelt, um Anhängern des Öko-Thrillers zuzusagen.
Aufgrund der ersten starken Hälfte okay, im Anschluss jedoch in jeder Hinsicht enttäuschend.
4 von 10