Review

„Die dunkle Bedrohung"

Hat der aalglatte Werbefachmann Neil einen seiner Konkurrenten durch zu aggressive oder gar kriminelle Machenschaften ruiniert? Hat er bei seinem unaufhaltsamen Aufstieg einen Kollegen etwas zu offensiv ausgestochen?
Tatsache ist: Sein Erpresser Tom, dem Neil noch nie zuvor begegnet ist, scheint zu allem entschlossen. Neben einer geladenen Pistole hat er noch ein weitaus überzeugenderes Druckmittel in petto.

Mike Barkers Spiel mit der Angst ist ein klassischer Psychothriller. Aus heiterem Himmel bricht das Unheil über das glückliche Ehepaar Neil und Abby herein. Er ein erfolgreicher Chicagoer Werbefachmann, Star seiner Abteilung und erklärter Liebling der Chefetage. Sie attraktive und treu sorgende Ehefrau und Mutter. Gerade haben sie sich darauf geeinigt, dass Abby wieder in ihrem früheren Beruf als Fotografin arbeitet. Harmonie pur.
Als ein Unbekannter mit geladener Pistole in ihrem Auto sitzt, stellt er ihr bisheriges Leben von einer Minute auf die andere brutal und kompromisslos auf den Kopf. Der Erpresser Tom entpuppt sich zudem als Kidnapper ihrer kleinen Tochter. Sollten sie nicht kooperieren, würde sie definitiv sterben. Der Auftrag: Neil soll sein mühsam aufgebautes (Erfolgs-)Leben binnen 24 Stunden Stück für Stück selbst zerstören.

Natürlich ist dieses Szenario schon in zahllosen Genrevertretern durchgespielt worden. Brave, unbescholtene Bürger werden von einem durchgeknallten Psychopathen terrorisiert. Ob Untermieter, Kindermädchen oder neuer Kollege, stets taucht die Bedrohung quasi aus dem Nichts auf und treibt ein perfide ausgeklügeltes Spiel mit den ahnungslosen Opfern. Die Spannung besteht dabei vor allem in der lange im Dunkeln bleibenden Motivation des Täters sowie der Frage, ob und vor allem wie die Terrorisierten die teuflischen Pläne ihres Peinigers durchkreuzen können.
Regisseur Barker beherrscht die Klaviatur des Psychothrillers perfekt und baut eine sich permanent steigernde bedrohliche Stimmung auf. Vor allem der von Ex-Bond Pierce Brosnan mit sichtlicher Lust an der für ihn untypischen Rolle gespielte Tom entwickelt sich zum diabolischen Mastermind. Was Neil auch versucht um Toms Pläne zu durchkreuzen, stets hat der gerissene Erpresser die passende Antwort parat. Die Randalls erscheinen wie Marionetten in einer perfekt arrangierten Demontage ihres Lebens. Immer wieder legt Tom falsche Fährten und führt Zuschauer wie Opfer aufs Glatteis.

Gerald Butler (Neil) und Maria Bello (Abby) sind neben Brosnan die Garanten, das der Zuschauer bei dem ausgeklügelten Verwirrspiel bis zum Schluss mitfiebert. Gekonnt und glaubhaft porträtieren sie das scheinbar perfekte Ehepaar, das aufgrund einer außerordentlichen Bedrohung in eine ernste Beziehungs- und Lebenskrise schlittert. Verzweiflung, Wut, Vertrauensverlust, Verlustangst und Hilflosigkeit. Die Palette extremer Emotionen ist breit und wird von beiden Darstellern weitestgehend überzeugend ausgedrückt. Zunehmend beginnt man sich zu fragen, ob hinter der harmonischen Fassade nicht doch das ein oder andere dunkle Geheimnis schlummert.
Natürlich gibt es auch ein paar storytechnische Ungereimtheiten zu beklagen. Vor allem im Lichte der Schlussauflösung erscheint so mancher Storyeinfall arg konstruiert und nicht hundertprozentig schlüssig. Zumal der finale Twist durchaus zu erraten ist, für ganz Aufmerksame sogar bereits zu Beginn des Films.

Fazit:
Spiel mit der Angst ist ein gut gespielter, durchweg unterhaltsamer und auch spannender Psychothriller. Das Startrio Gerald Butler, Maria Bello und Pierce Brosnan bietet durchweg überdurchschnittliche Leistungen. Vor allem der ehemalige Bond-Darsteller überzeugt in der für ihn ungewohnten Schurkenrolle.
Zwar erfindet Regisseur Mike Barker das Genre keineswegs neu, liefert aber eine clever durchdachte Story die mit einigen überraschenden Wendungen aufwarten kann. Besonders positiv fällt dabei der bewusste Verzicht auf ein genretypisch banales Happyend ins Gewicht. Am Ende gibt es nur Verlierer.

(6,5/10 Punkten)

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