Eine Kritik von Lin Shao Yu (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 06.08.2022, seitdem 98 Mal gelesen
Inhalt:
Japan im Jahre 1722, als der Clan der Tokugawa mit dem Shogun an der Spitze, das Land mit eiserner Faust beherrscht. Die Samurai, in diversen Familien organisiert, unterstehen einem rigiden Ehrenkodex, der jederzeit den Tod eines jeden bedeuten und zwingend notwendig machen kann.
Magodayu Okuno (Shigeru Koyama), Angehöriger eines hochstehenden Samurai-Clans, macht im Vorübergehen eine abfällige Bemerkung über eine aus seiner Sicht unvollkommene Politur der Speere einer niederrangigen Einheit von Samurai eines anderen Clans.
Dies lässt der Anführer dieser Einheit, der Samurai Shinpachi Ezaki (Kinnosuke Nakamura), nicht so einfach auf sich beruhen.
Es kommt zu einem Streit, Magoduyo verliert die Fassung, und kann nur von seinen Gefolgsleuten zurückgehalten werden, Shinpachi sofort zu töten.
Es ergeht Shinpachi jedoch später ein Brief Magoduyo´s, in dem dieser seinen Kontrahenten zu einem geheimen Duell auf Leben oder Tod herausfordert.
Es kommt zu diesem geheimen Duell, und Magoduyo stirbt durch das Schwert Shinpachis.
Die Tokugawa-Behörden ermitteln nunmehr in dieser Angelegenheit. Die Ehre des Okuno-Clans steht auf dem Spiel, denn das Duell war illegal, eine Rache des Clans an den Ezakis wäre somit illegitim.
Kurzerhand werden Magoduyo und Shinpachi für geistig umnachtet erklärt, das Duell soll in einem Wahnsinns-Anfall beider Gegner von statten gegangen sein.
Shinpachi Ezaki wird zur Strafe in einen buddhistischen Tempel verbannt. Er soll dort so lange verbleiben -faktisch dort eingesperrt-, bis er für "geheilt" erklärt wird.
Sich keiner Schuld bewusst, muss Shinpachi im Tempel ausharren. Dort erst wird er durch die Isolation vor der Außenwelt psychisch labil, sein Charakter verändert sich zusehends ins Wahnhafte.
Er vergeht sich sogar an der schönen Ritsu (Yoshiko Mita), an der Frau, die auf ihn ´draußen´ wartet, als diese den Tempel aufsucht.
Der Clan der Okuno will die Angelegenheit endlich regeln. Der jüngere Bruder Magodayus, der stoisch-eiskalte Shumé (Tetsuro Tanba), will den Zweikampf mit Shinpachi. Im unmittelbaren Umfeld des Tempels will Shumé seinen Gegner stellen.
Es kommt zum dramatischen Kampf, und nur mit viel Glück bleibt Shinpachi siegreich und Shumé kommt zu Tode.
Nunmehr soll der jüngste Bruder, Tatsunosuke, seine beiden Brüder rächen. Hierzu wird den offiziellen Stellen eine Petition übergeben, in der ein offizielles Duell vom Okuno-Clan eingefordert wird.
Die Ratsmitglieder die darüber zu entscheiden haben, geben dem statt.
Es soll zu einem offiziellen Duell zwischen Tatsunosuke Okuno und Shinpachi Ezaki auf Leben oder Tod kommen!
Hierfür werden nunmehr alle Vorkehrungen getroffen, und sogar auf dem vorgesehenen Kampfplatz eine Art "Arena" gebaut.
Der Clan der Ezaki vertritt die Ansicht, dass die Ehre des Clans durch den Tod Shinpachis wiederhergestellt wäre.
Shinpachis älterer Bruder, Jubei (Takahiro Tamura), stellt ihn vor die Wahl: Entweder lässt sich Shinpachi im Duell töten, oder er ergreift vor diesem Kampf die Flucht.
Der Okuno-Clan indes, will das Duell zu Gunsten Tatsunosukes manipulieren. Mehrere Samurai-Krieger werden diesbezüglich instruiert und vorbereitet.
Die Stunde des großen Duells, das vor Tausenden Zuschauern wie den Offiziellen, Samurais und Farmern der Gegend, stattfinden soll, ist gekommen.
Ein so grausames, wie blutiges und dramatisches Schicksal nimmt seinen Lauf...
Kritik:
Im Jahre 1965 drehte Regisseur Tadashi Imai diesen insgesamt sehr spannenden, erstklassigen Chanbara-Film, den ich mit zu den besten Streifen dieses Genres zähle -obgleich nur in wenigen Rankings hisichtlich Chanbara gelistet, also eher noch ein Geheimtipp-.
In bestechender Bildführung gehalten, mit raffinierter Rückblenden-Methodik in Szene gesetzt, mit exzellenten schauspielerischen Leistungen und mit blutig-rasanter Kenjutsu-Action versehen, ist "Revenge" (aka "Adauchi") ein Top-Chanbara.
Es geht um ein Duell, einen Kampf auf Leben oder Tod, um die Ehre zweier Clans.
Geschickt pendelt dieser Film zwischen den aufwändigen Vorbereitungen für diesen gnadenlosen Kampf, und den Ereignissen wie es zuvor dazu kommen sollte.
Eine überaus raffinierte Rückblenden-Struktur, die den Film insgesamt ziemlich spannend macht. Der Zuseher bleibt gebannt am Ball, und auf das Geschehen fokussiert.
Die Spannung baut sich bis zu diesem Duell geradezu bis ins Unermessliche auf.
Hinterfragt wird indes auch der heutzutage als inhuman zu brandmarkende Ehrenkodex der Samurai, wie sich alles derart steigert, eine Blutrache folgt der nächsten, ein Ehrenhändel wegen einer Nichtigkeit nimmt eine immer dramatischere, das Blut in den Adern gefrieren lassende und den westlichen Zuseher immer sprachloser machende Eigendynamik und Dimension an.
Das heizt die Spannung noch zusätzlich an. Und alles wartet auf dieses Duell, das wie ein "Sport-Event" organisiert wird, mit Arena-Bau ("Stehplätze" außen hinter Zäunen für das gemeine Volk, die Offiziellen erhalten die besseren, vorderen Plätze) und Imbiss-Ständen drumrum.
Das alles ist konzentriert in Szene gesetzt, eine sich immer mehr verdichtende Atmosphäre, und die Bildsprache ist einmal mehr vorzüglich, das hatten die Chanbara-Filme und deren Macher einfach drauf. Hier einmal mehr.
"Revenge" ist handlungsstark, intensiv und kompakt-packend gemacht.
Einige kleine Längen -bei über 100 Minuten Laufzeit, einmal mehr der typisch japanischen, gemächlichen Erzählart geschuldet- bleiben nicht aus und das einzige Manko.
Leben tut alles natürlich auch durch die starken schauspielerischen Leistungen.
Allen voran der Anti-Held dieses Samurai-Dramas, Kinnosuke Nakamura. Seine Leistung hier, sein Schauspiel, trägt diesen Film.
Verbissen, von Ehrenkodex und Paranoia gehetzt, stets innerlich brodelnd, immer verunsicherter wirkend, dieser Blick -Nakamura ist hier mimisch beeindruckend-, das ist die Antihelden-Figur hier, und das prägt Nakamuras Spiel.
Hin- und hergerissen zwischen Ehrenkodex und der sich immer mehr zuspitzenden Eigendymamik und Dimension dieses Ehrenhändels und Tötens wegen einer Nichtigkeit, verzweifelt Nakamuras Figur hier immer mehr, dreht diese psychisch immer mehr ab.
Ganz stark, eine formidable darstellerische Leistung von Kinnosuke Nakamura.
Nakamura trägt diesen Streifen derart, die anderen müssen dagegen abfallen.
Doch Tetsuro Tanba ist einmal mehr ein Garant für eine klasse gespielte Rolle. In seiner Parade-Rolle als stoisch-eiskalter Samurai ist Tanba in seinem Element.
Und sein Duell mit Nakamura ist sogar vor dem dramatisch-blutig-turbulenten Finale das Highlight hinsichtlich der Kenjutsu-Fightaction.
Takahiro Tamura spielt den ebenfalls der Verzweiflung nahen Bruder der Hauptfigur. Die Ehre des Clans steht für ihn obenan, mehr noch als sein Bruder -im Film-, aber das zerreißt auch seine Figur und deren Charakter. Auch Tamura bietet ein eindringliches Spiel.
Der mir namentlich leider nicht geläufige Darsteller des "Tatsunosuge", spielt ebenfalls erstklassig. Als jüngster Bruder muss er dieses Duell austragen, blutjung und ein erbärmlicher Feigling, am Ende flennt er, auwei. Das bringt dieser Darsteller überzeugend rüber.
Yoshiko Mita und Ai Sasaki, die einzigen Frauen im Ensemble, sie bleiben am Rande.
In einem Chanbara darf die Kenjutsu-Fightaction nicht fehlen, obgleich sie nicht das Wichtigste in Imai´s Samurai-Drama ist.
Das Duell Nakamura vs. Tanba ist eigentlich schon das Highlight, ein spannender Fight.
Im Finale rockt die hastig-turbulente, blutig-dramatische Fight-Action. Blutüberströmt fightet Nakamuras Anti-Held einen so verzweifelten Kampf, wie die Figur selbst eben an allem verzweifelte. So schließt sich denn der Kreis.
"Revenge", ein starker, und wie ich finde erstklassiger Chanbara.
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