Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 10.03.2022, seitdem 170 Mal gelesen
Über Sinn und Unsinn deutscher Titelschmieden und der damit verbundenen irreführenden Einordnung gänzlich unterschiedlicher Filme in sogenannte Titelserien wollen wir gar nicht erst anfangen, über den Murks könnte man ganze Bücher schreiben und noch immer sucht der geneigte Zuschauer im Internet nach passenden Zugehörigkeiten in den einzelnen Ländern.
Darum wirkt meine Auswahl eines Quartetts von 1989 produzierten Horrorfilmen auch ziemlich beliebig, wobei in good old Germany zwei der Beiträge in die sogenannte „Ghosthouse“-Reihe eingeordnet wurden und einer als zweiter Teil einer Reihe bezeichnet wurde, die es schlichtweg nie gegeben hatte. Darüber hinaus fallen zwei der Beiträge immer mal wieder links oder rechts des Weges auf, weil sie eben von Altmeister Lucio Fulci gedreht worden sind, der ja bei Horrorfans immer besondere Aufmerksamkeit kassiert.
Ursprünglich wurden die vier Filme aber als eine Reihe von TV-Filmen konzipiert und gedreht, als die italienische Filmindustrie in den späten 80ern schon gewaltig in die Knie gegangen war. Angedacht waren sechs Filme, doch nur vier davon wurden schließlich produziert – tituliert als die „Doomed Houses“-Serie, weil in jeder ein unheimliches oder fluchbeladenes Haus eine Rolle spielte.
Und als sei das nicht genug, wurden die Filme dann auch noch nicht ausgestrahlt, sondern jahrelang eingelagert, drifteten aber in anderen Ländern eben als VHS-Premiere in einige Videomärkte, so auch in Deutschland.
Das Schlusskapitel der „Doomed Houses“-Quadrilogy bildete für mich dann wieder ein Lenzi, der auch schon Teil 1 zu verantworten hatte. Und wenn man denkt, es geht nichts mehr, dann kommt von irgendwo doch ein Silberstreif mit dem Hackmesser. Willkommen also bei „House of Witchcraft“ aka „Ghosthouse 4“ (Quatsch!) aka „Totentanz der Hexen 2“ (Totaler Quatsch!), den eindeutig besten Film des Quartetts.
Ich gebe zu, auch hier wurde eine nette TV-Idee, für die die ideale Länge eine 45-Folge gewesen wäre, ein wenig auf Spielfilmlänge ausgewalzt, aber immerhin wusste Lenzi hier, was er tat und würzte seine Hexenzauber-Story mit verstörenden Traumbildern, wobei die ganze Gesichte etwas Absurdes hatte, dies aber toternst abspulte.
Im Kern der Story steht ein leicht zermürbter Ehemann, der immer davon träumt, dass er zu einem ländlichen Haus rennt, Hundegebell hinter ihm, um dann in der Küche des Hauses eine Hexe vorzufinden, die seinen abgetrennten Kopf in die Suppe wirft. Der Traum hält jetzt sechs Monate und seine Therapeutin ist selbst schon fix und alle, schließlich ist sie die Witwe seines verstorbenen Bruders und das geht doch schon sehr auf die Berufsehre.
Parallel dazu steckt unser Held in einer Ehekrise, denn seine Martha und er verstehen sich so gar nicht. Wie die beiden überhaupt Ringe tauschen konnten, bleibt das sahnige Geheimnis von Philadelphia mit Nutella, denn sie interessiert sich so dermaßen ausschließlich für Okkultes, dass im Kühlschrank die Zwerge schon die Hexenpolka tanzen, während er der typische weiße Spargel ist, dessen Alleinstellungsmerkmal seine Sommerpullover sind.
Dennoch will sie alles wieder gut machen und bucht einen Kurzurlaub auf dem Land. Mysteriöserweise ist sie aber schon bei Anreise schwer schweigsam bis abweisend, fährt einen Kleinwagen auf der Autobahn um und spart sich das Nachsehen, ob den Insassen was geschehen sein könnte (immerhin hat sich der Wagen überschlagen), denn „die seien ja alle schon tot“ – was dann auch stimmt.
Klar, dass so keine Urlaubsidylle aufkommt, vor allem, da das Domizil der Entspannung Lukes Alptraumhäuschen ist, komplett mit Garten. Während jeder andere wegen der Anfahrt schon am Rad drehen würde, stokelt er erstmal stoisch durch die Gegend, um dann bei Nacht zu beobachten, wie seine Traumhexe im Garten dem örtlichen Prediger die Fontanelle eindellt. Sowohl das als auch das permanente Schlafwandeln der Gattin und nicht einmal die Horrorgeschichten des blinden Vermieters genügen für eine sofortige Flucht, immerhin hat der alte Zausel ja ein gar nettes Töchterlein über das Anwesen laufen.
Stattdessen lädt Luke seine Schwägerin einfach mal übers (Therapie-)Wochenende aufs Land ein, welche auch gleich noch das Teenagertöchterlein mit einsackt, die bei Nacht und Nebel sogar einen bebrillten Schnuckiputz zum Schmusen anlockt.
Warum ich diese wunderbare Castaufzählung hier unterbringe? Weil das genau den Bodycount abbildet, den man als unbedarfter Zuschauer von dem nun folgenden Restfilm zu erwarten hat.
Zwar ist die Hexe mimisch etwas eindimensional und auch sehr langsam unterwegs, doch reicht das mehr als genug für wiederkehrendes Gemeuchel mit allerlei spitzen und scharfen Werkzeuge – und wie schon in Lenzis anderem Beitrag bremst auch hier niemand für Minderjährige.
Na klar, einer von denen muss natürlich die Knusperhexe sein, das dräut schon bald am Horizont – und wer sich nicht allabendlich mit Sandpapier die Genitalien reinigt, kommt auch zügig drauf, wer das wohl sein könnte – aber so unoriginell das jetzt klingt, so simpel-zwingend bringt Lenzi seinen Cast hier um die Ecke, das noch dazu in schöner Umgebung und mit sehr atmosphärischen Aufnahmen. Der Film ist doof, aber das ist praktisch jeder Slasher, wichtig ist nur, ob er gut ausschaut und da hier sogar noch Blindenhund und schwarze Katze rote Heringe auswerfen dürfen, war ich am Ende ganz zufrieden mit dem Gemeuchel. Leider ist die Hauptfigur eine blasse Gurke, aber wer sowas nicht in einem Slasher erträgt, der lüfte im Feriencamp als Erste den Rock. (6/10)
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