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Schmetterling und Taucherglocke (2007)

Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 7 / 10)
eingetragen am 07.04.2008, seitdem 1150 Mal gelesen



Das Locked-in-Syndrom bezeichnet den wohl so ziemlich hilflosesten Zustand, dem ein Mensch ausgeliefert sein kann. Der Hörsinn ist intakt, alle geistigen Fähigkeiten, das Bewusstsein funktionieren, doch der komplette Körper ist gelähmt und nur durch Augenzwinkern ist überhaupt Kommunikation möglich.
Diesen Zustand ereilte der französische Redakteur Jean-Dominique Bauby, als er im Alter von 43 Jahren einen schweren Schlaganfall erlitt.
Es ist diese überaus sehenswerte und gleichermaßen anstrengend zu verfolgende Sicht, die Regisseur Julian Schnabel inszenierte, mit dem hermetisch verriegelten Zustand wie in einer Taucherglocke, doch im Geistigen mit der Freiheit eines Schmetterlings.

Der eigentliche Geniestreich liegt in der visuellen Umsetzung dieser äußerst eingeschränkten Sicht, denn Bauby kann nicht einmal seinen Kopf bewegen.
Die Kamera von Janusz Kaminski vermittelt dieses klaustrophobische Gefühl besonders kurz nach dem Erwachen aus dem Koma: Gleißendes Licht, verschwommene Gesichter, verzerrte Nahaufnahmen, die sich oft aus dem Blickfeld heraus bewegen, und Worte, die der Zuschauer zwar im Off wahrnimmt, die von den Menschen in Baubys Umfeld aber nicht gehört werden können.
Für einige Zeit verharrt Schnabel in dieser Egoperspektive und veranschaulicht auf fesselnd bedrückende Weise, wie sich ein schlimmerer Zustand als lebendig begraben zu sein anfühlen muss.

Erst später, als Bauby neuen Lebensmut schöpft und mithilfe seiner Lebensgefährtin, einer Therapeutin und einer Verlagsassistentin eine mühsame Form der Kommunikation aufnimmt, öffnet sich sein Geist der Vergangenheit und der Welt der Phantasie.
Er erinnert sich, wie er seinen alten, gebrechlichen Vater (großartig: Max von Sydow) rasierte, an eine Liebesreise nach Lourdes, sieht sich beim Schlemmen mit eine Schönen, sieht aber auch, wie ein Eisberg bricht, Blüten in ihrer mannigfaltigen Schönheit und sogar, wie einst Kaiserin Eugénie das Krankenhaus Berck-sur-Mer einweihte, indem er sich nun befindet.
All diese Eindrücke diktierte er, Buchstabe für Buchstabe, ein Augenzwinkern für den entsprechenden in einem speziellen Alphabet, was schließlich zu dem titelgebenden Bestseller führte.

In angenehm wenig sentimentaler Weise schildert Schnabel diese Entwicklung, das wahre Ich manchmal erst im größten Leid zu finden. Dabei lockern die zynischen und lakonischen Off-Kommentare sogar zuweilen auf, etwa, als eine Logopädin mit ihrer Zungenübung erotische Impulse setzt oder eine Passage aus „Der Graf von Monte Christo“ zitiert wird.
Nur manchmal geraten einige Fantasien und Flashbacks etwas zu ausschweifend, ohne eine emotionale Pointe zu setzen. Besonders die Anordnung wirkt ein wenig beliebig und lässt gegen Ende die anfänglich fesselnde Egoperspektive zu sehr außer Acht, - der Anruf der Geliebten führt nicht wirklich weiter und auch eine Szene am Strand, mit Lebenspartnerin und Kindern, wirkt arg in die Länge gezogen.

Und dennoch, das muss man Regisseur Schnabel allen voran konstatieren, ist es ihm gelungen, einen an sich schwer zugänglichen Stoff mit einer gewissen Leichtigkeit zu inszenieren, der nur zu Beginn ein wenig runterzieht, im Verlauf seine lebensbejahende Kraft aber ordentlich entfalten kann.
Das Auf – und Abblenden für einen Lidschlag, zumeist weibliche Personen, die direkt mit der Kamera zu sprechen scheinen, dann wieder ein Ausbruch aus dem gefangenen Körper in Form von Strand, Sonne und Meer.
Im Vergleich zum artverwandten „Das Meer in mir“ nicht so emotional mitreißend, aber über weite Teile verdammt sehenswert und intensiv.
7,5 von 10


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