Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Ansicht eines Reviews

Persepolis (2007)

Eine Kritik von niklas90 (Bewertung des Films: 8 / 10)
eingetragen am 27.09.2010, seitdem 545 Mal gelesen



1979 sind die Weichen für die Republik Iran beinahe gestellt, nachdem der Schah vertrieben wurde, doch dann übernehmen die Mullahs die Macht. Eine islamische Revolution mit all ihren reaktionären Traditionen kommt in Gang, wogegen die junge Marjane mit Rockmusik und verhältnismäßig luftiger Kleidung rebelliert. Deswegen schicken ihre Eltern sie nach Österreich, wo sie jedoch auch eine Außenseiterin ist.

Basierend auf dem Graphic Novel "Persepolis", das von der iranischen Künstlerin Marjane Satrapi entworfen wurde und stark autobiografische Züge trägt, inszenierte Vincent Paronnaud diesen Film gemeinsam mit der Autorin, die ebenfalls am Drehbuch beteiligt war. Heraus kam ein sehr befremdlich erscheinender Film, der visuell mehr mit seiner Vorlage als einem handelsüblichen Trickfilm gemein hat und von den Kritikern vollkommen zu Recht gefeiert wurde. "Persepolis" ist ein absolutes Unikat und ein kleines Juwel des Animationsfilms.

Doch bei all den Stimmen, die den Film überschwänglich lobten, konnte "Persepolis" den Ruch einer gewissen Naivität nicht abschütteln. Der kommt nicht etwa deshalb zustande, weil die Zeichnungen sehr simpel erscheinen und viele Figuren ein wandelndes Kindchenschema darstellen, vielmehr ist der Film politisch naiv, vereinfacht vieles und stellt manches ziemlich einseitig dar.

Darin besteht jedoch im Grunde kein Problem. "Persepolis" ist kein Polit-Drama, keine Dokumentation über die Geschichte des Iran, sondern die Biografie von Marjane Satrapi, die im Iran weder frei noch wirklich sicher war, ihn aber auch weiterhin als ihre Heimat betrachtete, ihn vermisste. Es geht allein um Marjane und in dieser Hinsicht ist hier durchaus ein kleines Meisterwerk gelungen. Der Zustand des Iran, der nach der Vertreibung des Schahs eine Republik werden sollte, bevor die Islamisten die Macht ergriffen, wird in ein paar Dialogen angeschnitten, zur Orientierungshilfe, was dann folgt ist der Alltag. Immer mehr alte islamische Traditionen werden übernommen, die Männer dürfen sich nicht mehr rasieren, die Frauen greifen immer häufiger zum Kopftuch, zumal der gesellschaftliche Druck zunimmt. Marjane, die dagegen mit recht harmlosen Mitteln wie Rockmusik rebelliert, kommt so immer häufiger in Zwangslagen, weswegen sie von ihren Eltern, die sich mit dem radikalen Islam kaum identifizieren, sich jedoch auch nicht gegen Regierung und Gesellschaft auflehnen wollen, nach Österreich geschickt wird.

Dort beschäftigen sich die Macher dann vor allem mit den diversen Subkulturen, in die sich Marjane, auch hier im Westen nicht restlos glücklich, eingliedert. Zwischen weiterer Rebellion, einer kritischen Hinterfragung der westlichen Lebensverhältnisse, die wir am liebsten in die gesamte Welt exportieren würden und banalem Alltag, wie Liebeskummer und Problemen mit der Hausherrin, entwickelt sich der emotionale, fast schon intime Film weiter und fesselt dabei durchweg, bis zur Rückkehr der Hauptfigur in ihr Heimatland, das sich noch stärker verändert hat und ihr mittlerweile fast schon fremd ist. Die Biografie ist hervorragend gelungen, dramaturgisch perfekt aufgearbeitet und dabei zügig genug erzählt, dass keine Längen entstehen. Immer wieder werden die westlichen Lebensverhältnisse, aber natürlich besonders die fragwürdige Moral, die Verlogenheit des Regimes in Iran kritisiert und hinterfragt, während Marjane einen verständlichen Weg beschreitet und sich der Charakter glaubhaft entwickelt.

Dennoch ist "Persepolis" letztlich ein kleiner Film, ein intimer, der unter normalen Umständen kaum im Kopf bleiben würde. In dieser Hinsicht entpuppen sich die Einfälle des Autoren- und Regieduos als ausgezeichnet. Die expressionistisch anmutenden Bilder, die Distanz schaffen, den Zuschauer aber nicht gänzlich ausschließen, die virtuosen Wechsel von Komik und Tragik, die emotionalen Spitzen, der feine Humor, schaffen einen Film, der heraussticht und sich höchstens noch zum Vorwurf machen lassen muss, dass er stellenweise vielleicht doch ein wenig zu naiv geworden ist.

Fazit:
"Persepolis" mag man vorwerfen, dass er politisch vereinfacht und nicht sonderlich vielschichtig ausgefallen ist, aber die Biografie von Marjane Satrapi ist dafür emotional und fesselnd. Zwischen Komik und Tragik perfekt ausbalanciert, sticht "Persepolis" so klar aus dem grauen Mittelmaß hervor, was nicht zuletzt auf seine einzigartige Animation zurückzuführen ist. Politische und gesellschaftliche Umbrüche lassen sich an Einzelschicksalen eben doch besser verdeutlichen als an Zahlen, Daten und Fakten.

84%  


Surprise me!
"Surprise me!" BETA
Lassen Sie sich überraschen! Wir führen Sie zu einem zufälligen Treffer zu einem Thema Ihrer Wahl... Wollen Sie eine andere Kritik von "niklas90" lesen? Oder ein anderes Review zu "Persepolis (2007)"?


• Zur Übersichtsseite des Films
• Liste aller lokalen Reviews von niklas90

• Zurück


Copyright © 1999-2022 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build

Partner von entertainweb


Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

513 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv


Abonnement


Abonnement - Bitte erst anmelden
Melden Sie sich bitte an, um Abonnements vornehmen zu können



Neue Reviews


• Seehund-Team, Das (2021)
• Black Phone - Sprich nie mit Fremden, The (2022)
• Letzte Haufen der 7. Division, Der (1974)
• Bloody Dreams (2021)
• Fright Night (2011)




News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich