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Kids (1995)

Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 7 / 10)
eingetragen am 01.08.2019, seitdem 360 Mal gelesen



Ein Debütfilm im wahrsten Sinne des Wortes: Quasi ausschließlich Laiendarsteller in ihren ersten Rollen als Protagonisten sowie das Drehbuchdebüt Harmony Korines und der erste Spielfilm des Fotographen Larry Clark. Letzterer hatte sich bereits mit mehreren Bildbänden als Chronist der amerikanischen Jugend empfohlen, was er mit „Kids“ in Filmform fortsetzte.
Das Script des Slackers und Skaters Korine erzählt keine große Geschichte und wird von Clark auch mit einem beinahe dokumentarischen Gestus erzählt. Es geht um Telly (Leo Fitzpatrick), einen New Yorker Jungcharmeur, dessen liebstes Hobby das „Knacken“ von Jungfrauen ist. Während er mit seinem Kumpel Casper (Justin Pierce) und anderen Jugendlichen durch die Stadt zieht, Drogen konsumiert und Party macht, erfährt seine frühere Sexualpartnerin Jennie (Chloë Sevigny), dass sie HIV-positiv ist. Da nur Telly als Verursacher in Frage kommt, sucht sie nach ihm, während der schon nach der nächsten Jungfrau und damit dem nächsten potentiellen AIDS-Opfer sucht, denn von seiner Erkrankung weiß er nichts…

Man hätte die Frage, ob Jennie Telly rechtzeitig findet und ob er noch irgendwen ansteckt, als eine Art Thriller erzählen können, aber daran liegt Clark und Korine nichts. Zwar verpasst Jennie Telly immer wieder, zwar baggert er die junge Schwester eines Bekannten exzessiv an, aber diese Elemente werden nicht für Spannung oder Suspense im engeren Sinne genutzt. Wenn Jennie Telly dann einholt, aus dramaturgischen Gründen erst am Ende des Films, dann steht dort keine Konfrontation, keine große Entladung, sondern filmgewordene Resignation, die sich in einem deprimierenden Ende entlädt. *SPOILER* Jennie, eine der wenigen moralisch noch halbwegs integren Figuren, resigniert und wird schließlich von Casper vergewaltigt, während Telly sein Treiben fortführen kann. Dies gewissermaßen eine Art Rache des Schicksals an Telly und vor allem Casper, denn letzterer infiziert sich, weil sowohl er als auch sein Kumpel skrupellose Drecksäcke sind. Doch irgendwie erhebend oder feierlich ist auch das nicht, sondern einfach nur bitter und konsequent. *SPOILER ENDE*
Einige der Laiendarsteller, darunter Chloë Sevigny und vor allem Rosario Dawson, legten in der Folgezeit veritable Hollywoodkarrieren hin, aber hier geht es um Authentizität, was auch Clarks dokumentarfilmähnliche Inszenierung unterstreicht: Die Bilder sind körnig, die Handkamera wacklig und immer nach den Protagonisten. Man kann nach dem Realismus von „Kids“ fragen, doch mit Korine, der zum Veröffentlichungszeitpunkt gerade einmal 22 Jahre alt war, ist der Film von jemandem aus dem porträtierten (Alters-)Gruppe verfasst worden. Zudem will „Kids“ sicher kein allgemeingültiges Generationenportrait sein, erfasst aber sicher das Leben einiger Generation-X-Jugendlicher aus weniger begüterten Bevölkerungsschichten in New York. So wirkt „Kids“ bei allen Drogenexzessen und Brutalitäten, darunter das Zusammenschlagen eines arglosen Opfers, durchaus authentisch. Clark und Korine buhlen nicht um Sympathie für ihre Figuren, aber durchaus um Verständnis.

So ist durchweg klar, dass es sich bei Telly und Casper um rücksichtslose Proleten handelt, die sowohl den Ladenbesitzer um die Ecke als auch die eigenen Eltern beklauen, sich vor der geringsten Verantwortung wie einem (Ferien-)Job drücken und andere ausnutzen – vor allem weibliche andere. Dabei besitzt Telly eine Art von Charme, die er in Gegenwart seiner Opfer anstellen kann, während Casper seine Asozialität nie verbergen kann, in der Clique eher geduldet denn wirklich akzeptiert ist. Denn in „Kids“ geht es viel um Akzeptanz, was sich auch an den Szenen mit den Mädchen zeigt: Auch diese sind sexuell sehr aktiv, aber ihre Motive scheinen aus einer Mischung von Gründen zu bestehen: Neben dem eigenen Sexualtrieb ist auch Aufschneidertum dabei, damit man vor den Freundinnen mit den eigenen Erfahrungen protzen kann, und auch eine gewisse Unsicherheit, dass man Sex hat, weil die Clique es von einem erwartet. Manche, wie Ruby (Rosario Dawson), sind sehr offensiv und offenherzig, andere Mädels aus der Clique heizen die Jungs zwar mit pseudo-lesbischen Kussspielchen zwar an, setzen dann aber doch Grenzen.
So zeichnen Clark und Korine ein Teenagermilieu zwischen Trieb, Exzess und Rollenerwartungen, das von älteren Jugendlichen bis zu Kindern reicht, die auch schon zu Partys eingeladen und mit Alk und Drogen versorgt werden. Die Suche nach Vergnügen wird dementsprechend an einigen Stellen als sinnentleert dargestellt: Jennie besucht auf ihrer Suche nach Telly angesagte Clubs, die es nicht so genau mit dem Mindestalter nehmen, ist dort Stammgast, aber scheint dies nur zu sein, weil man eben dorthin geht. Ein Junge baggert auf einer Party ein Mädel nach dem anderen an und erzählt schließlich im Suffkopp der dicksten und wohl unattraktivsten von ihnen, wie sehr er sie doch liebe, nur damit er zum Schuss kommt. Sowieso: Sex ist oft ein hohler Selbstzweck, man treibt es mitten zwischen Schnapsleichen und vor den Augen anderer.

„Kids“ war damals ein Skandalfilm, aber er ist mehr als das: Er ist eine Erfahrung, keine nur angenehme, aber eine lohnenswerte. Denn Larry Clark und Harmony Korine erzählen mit Laiendarstellern und dokumentarischem Gestus von einem antriebslosen, verlorenen Teenagermilieu, das nur in den Tag hinein und für Sex, Alk und Drogen lebt. Das ist mit seinem Slang, dem gelegentlichen Hang zum Schock-Value und seinem Verzicht auf eine große Handlung manchmal etwas anstrengend, aber anstrengend sollen die Hauptfiguren ja sein. Warum nicht auch der Film an sich?


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