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Juno (2007)

Eine Kritik von filmimperator (Bewertung des Films: 8 / 10)
eingetragen am 22.03.2008, seitdem 1177 Mal gelesen



In den vergangenen Jahren drängte sich jeweils meist ein unabhängig produzierter Film, der weniger als 10 Mio. Dollar gekostet hat, bis in die Nominierungen für den begehrtesten Filmpreis der Welt: dem Oscar. Nimmt man sich die Liste dieser Filme vor, so fallen mit Lost in Translation, Good Night and Good Luck und Capote in den vergangenen Jahren Werke ins Auge, welche besonders mit intelligenten Stories oder außergewöhnlichen Schauspielerleistungen punkten konnten.

Bei einer Handvoll Nominierungen konnten aber ebendiese Filme nie mehr als zwei der begehrten Trophäen auf sich vereinen. Juno ging es dabei im Jahre 2008 nicht anders. Ebenso wie Little Miss Sunshine, einer thematisch verwandten Komödie um Familienzusammengehörigkeit, gewann Juno den Preis fürs beste Originaldrehbuch. Doch diese Auszeichnung ist ebenso wie der Film nicht unumstritten, bedenkt man, dass mit Diablo Cody eine ehemalige Stripperin das Skript schrieb und der Film - so der gelegentliche Vorwurf - das Problem „Schwangerschaft mit 16" durch die humoristisch-hoffnungsvolle Inszenierung euphemisiere.

Dass ebendiese Bedenken jedoch nicht gerechtfertigt sind, offenbaren 90 kurzweilige Minuten mit pointierten Dialogen und der Botschaft, dass eine zunächst makellos anmutende (Pflege-) Familie nicht perfekt intakt sein muss, um für das Wohl eines Kindes zu sorgen. Die moralische Debatte um Abtreibung und die Übernahme von Verantwortung wird abseits der Handlung um das Mädchen Juno (erfrischend frech: Ellen Page, X-Men 3), die mit 16 ungewollt von ihrem dumpfbäckigen Freund Bleeker (Michael Cera) schwanger wird und das Baby nach der Geburt in die Obhut von Pflegeeltern übergeben will, ebenfalls noch abgehandelt. Und das auf eine so sympathische und unverfängliche Weise, dass nie ein belehrender Fingerzeig spürbar wird.

Da verzeiht man Juno gegen Ende auch seine gelegentliche Tendenz in Richtung Tränendrüsen-Kitsch, der aber glücklicherweise nur leise und entfernt anklingt, um dann durch einen der zahlreichen garstigen Kommentare zum Thema Kind-Bekommen und Schwangerschaft ebenso ironisch-frech wie derb umschifft zu werden. Es ist dieser implizite Clash der Gesellschaftsschichten, der Juno so einzigartig in der Filme-die-sich-mit-Schwangeren-und-Liebe-beschäftigen-Reihe jenseits aller konventionellen Romantic Comedys macht: Juno, die lapidare Göre mit losem Mundwerk und einem „Baby-Problem", Spross einer mustergültigen White-Trash-Familie, die mehr arbeitet als nachdenkt auf der einen und das Yuppie-Pärchen Marc (Jason Bateman, Operation: Kingdom) und Vanessa (eine anstrengend gehemmt agierende Jennifer Garner, Daredevil), dekadent wohnend im Nobelviertel auf der anderen Seite.

Doch unter den scheinbar eindeutig festgelegten Fassaden schlummert eine zweite inhaltliche Ebene, die - hier ist der Vergleich wieder angebracht - Little Miss Sunshine mangels gesellschaftskritischer Reflexion, die dort jedoch auch fehl am Platze gewesen wäre, etwas abgeht. Marc fühlt sich mit der Situation überfordert und von der extrem auf das Adoptivbaby fixierten Vanessa - die seine Comics in den Keller verbannte und ihm verbietet, stumpfsinnige Filme zu schauen - eingeengt, so dass er plant, aus diesem Goldkäfig und somit dem Traum von der perfekten und glücklichen Familie, die so nicht existiert, auszubrechen. Dem gegenüber muss sich die Patchwork-Familie von Juno inklusive Stiefmutter als Institution behaupten - was zuvor aufgrund eines recht laxen Umgangs miteinander mangels Ernsthaftigkeit nicht möglich schien. Diese Ambivalenz der zuvor scheinbar eindeutig verteilten Motive - und somit das Buch - ist neben der Vollendung der Indie-Attitüde die große Stärke des Films.

Der Soundtrack quillt gerade so über vor kleinen, aber feinen Ohrwürmern, die in ihrer den Film belebenden, aber dennoch ruhigen Art an jenem von Garden State erinnert. Die Inszenierung ist dabei gerade durch den Verzicht auf große Effekte und durch die Ruhe, welche von ihr gerade in Dialogszenen ausgeht an Souveränität kaum zu überbieten. Regisseur Jason Reitman vertraute auf Diablo Codys Buch, der subtil anarchischen Stimmung des Films und dem echten, wie aus dem Leben gegriffen wirkendem Spiel seiner Darsteller, was ihm völlig zu Recht eine Oscarnominierung bescherte.

Juno
ist ein sympathischer Film mit weitgehend guten Darstellerleistungen, vollgestopft mit mal ironischem, mal regelrecht garstigem Humor, der tiefergreifende Themen wie die Übernahme von Verantwortung und Abtreibung auf locker-leichtem Wege abhandelt, ohne moralisch zu wirken. Einzig Menschen, denen die „Institution Familie" heilig ist oder Leute, die Schwangerschaften als das größte Wunder der Natur ansehen (was politisch eher unkorrekte Witze und Kommentare darüber verbietet), könnten sich angegriffen fühlen (8/10).


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