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Keinohrhasen (2007)

Eine Kritik von vodkamartini (Bewertung des Films: 9 / 10)
eingetragen am 22.12.2007, seitdem 6416 Mal gelesen



„Screwball made in Germany"

Schon der Auftakt ist zum Brüllen komisch. Die zwei Klatschreporter Ludo und Moritz interviewen den deutschen Filmstar Jürgen Vogel. Dieser hat sich im Zuge einer Midlife-Crisis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten körperlich wie mental runderneuern lassen. Während man im Kino bereits Tränen lacht ob des skurrilen Auftritts, können die beiden Kolumnisten nur mühsam an sich halten. Aber es kommt noch besser, getreu dem allseits bekannten Sprichwort: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten."

Mit Keinohrhasen ist Autor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Til Schweiger ein komödiantisches Highlight gelungen, wie es schon lange nicht mehr über die hiesigen Leinwände flimmerte (US-Produktionen inklusive). Seine dritte Regiearbeit (nach Der Eisbär und Barfuss) ist eine „RomCom" in allerbester Screwball-Manier. Schweiger zündet ein wahres Feuerwerk an Situationskomik, skurilen Einfällen und spritzigen Dialogen. Mit einem unglaublichen Gespür für Timing trifft beinahe jeder Gag ins Schwarze.
Aber auch die leisen Zwischentöne beherrscht Multitalent Schweiger perfekt. Wie schon bei Barfuss gelingt ihm die richtige Balance zwischen Tragik, Romantik und Komik. Gekonnt umschifft er Kitsch- und Plattheitsfallen ohne auf anrührende Szenen verzichten zu müssen. Im Vordergrund steht allerdings klar das komödiantische Moment, das bereits im Grundgerüst der Story angelegt ist.

Ludo (Til Schweiger) und Moritz (Matthias Schweighöfer) arbeiten bei Deutschlands größter Boulevardzeitung in Berlin. Ihr Spezialgebiet sind Klatsch und Tratsch aus der heimischen Promiszene. Um an die neusten Infos zu kommen, ist Ludo jedes Mittel recht. Die Bandbreite reicht von Verführung, über Bestechung bis hin zur Erpressung. Nebenberuflich ist Ludo Womanizer mit rekordverdächtiger Trefferquote. Keine halbwegs attraktive Frau ist vor seinen Avancen sicher. An Beziehungen ist er nicht interessiert. Es zählt die Eroberung und der schnelle Sex.
Als er bei seinen „Recherchen" unfreiwillig die Verlobungsparty Yvonne Catterfelds und Wladimir Klitschkos sprengt, scheint den erfolgsverwöhnten Schwerenöter das sprichwörtliche Glück zu verlassen. Das Gericht verurteilt ihn zu 300 Sozialstunden in einem Kinderhort. Aber es kommt noch schlimmer. Dort wartet bereits die zickige und leicht verschrobene Erzieherin Anna (Nora Tschirner), eine „Freundin" aus Kindertagen, die wild entschlossen scheint, sich endlich für Ludos zahllose Hänseleien, Demütigungen und Streiche zu rächen.

Dass sich aus dieser ungleichen Konstellation eine romantische Beziehung entwickelt, gehört zu den Grundmustern des Genres und ist natürlich vorhersehbar. Inklusive Verwicklungen, Missverständnissen, Enttäuschungen und Versöhnungen spielt Keinohrhasen souverän auf der vertrauten Klaviatur der RomCom. Trotz des großen Altersunterschieds der Hauptdarsteller (18 Jahre) funktioniert diese Geschichte. Der 44-jährige Schweiger könnte gut und gerne als Mittdreißiger durchgehen, während man der 26-jährigen Tschirner einen 3-4 Jahre älteren Charakter auch noch abnimmt. Die Chemie zwischen den beiden stimmt jedenfalls.
Überhaupt sind sämtliche Rollen hervorragend besetzt. Vor allem die ehemalige MTV-Moderatorin Nora Tschirner gibt eine ungemein sympathische Vorstellung als zickig-spleenige Kindergärtnerin. Ihr natürliches Spiel, gepaart mit ordentlichem Mut zur Hässlichkeit verleiht der etwas überzeichneten Figur Glaubwürdigkeit und Wärme. Schweiger spielt gekonnt den bewährten Part (Der bewegte Mann) als läuterungsfähiger Macho. Für die Besetzung des Kinderhorts hat der Regisseur u.a. auch seine vier Sprösslinge engagiert. In den Nebenrollen glänzen besonders Matthias Schweighöfer als Ludos tollpatschiger Partner, Rick Kavanian als jähzorniger „Arschloch"-Chef der beiden sowie Jürgen Vogel als augenzwinkernde Parodie seiner selbst. Darüber hinaus gelang es Schweiger, zahlreiche Stars der deutschen Film- und Promiszene für Kurzauftritte (u.a. Barbara Rudnik, Christian Tramitz, Armin Rohde) bzw. Cameos (u.a. Barbara Schöneberger, Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld) zu gewinnen.

Neben einem glänzend aufgelegten Schauspielensemble und einer flott erzählten Liebesgeschichte punktet Keinohrhasen auch noch mit allerlei Seitenhieben auf so unterschiedliche „Gruppierungen" wie deutsche Taxifahrer, die heimische Volksmusikszene, den Enthüllungsjournalismus und schwer erziehbare Kinder. Mit ordentlich Biss und zum Teil beißenden Spott legt Autor Schweiger hier den Finger in offenliegende Wunden. Natürlich darf bei diesem satirischen Rundumschlag auch das Thema „Geschlechterkampf" nicht fehlen. Vor allem die eben geschlechtsbedingt unterschiedlichen Wahrnehmungen, Vorstellungen und Herangehensweisen an das Thema „Sex" werden genüsslich auf die Schippe genommen.

Trotz aller Ironie und abgedrehter Situationskomik siegt am Ende natürlich die Liebe. Schweiger kennt die Gesetzmäßigkeiten der romantischen Komödie und arbeitet sie souverän ab. Allerdings besitzt Keinohrhasen nicht ganz die Tiefe und Klasse der „Mutter" aller RomComs. Obgleich also Harry und Sally weiterhin unerreicht bleibt, ist Schweiger mit seinem neuesten Film zumindest der heimischen Genre-Konkurrenz weit enteilt. Besser unterhalten, gerührt, zum Schmunzeln bzw. zum Lachen gebracht wurde man jedenfalls von einer deutschen Komödie seit Jahren nicht mehr. Der hervorragende Soundtrack - erneut zusammengestellt von Schweiger selbst (u.a. Timbaland, The Killers oder Angels & Airwaves) und komponiert vom gleichen Produzententeam das schon für One Way und Barfuss die Instrumentalstücke beisteuerte - ist das i-Tüpfelchen auf einem durch und durch stimmigen Film. Der einzigen „Goldenen Leinwand" für eine deutsche Produktion von 2007 dürfte nichts mehr im Wege stehen. Hut ab, Till.

(9/10 Punkten)


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