Eine Kritik von bobfrost (Bewertung des Films: 2 / 10) eingetragen am 13.04.2010, seitdem 547 Mal gelesen
Til Schweiger ist der größte, beste und natürlich auch bestaussehendste Filmemacher, Regisseur, Darsteller und Drehbuchschreiber Deutschlands!
So sieht er sich wahrscheinlich selbst. Dass obiger Aussage nun überhaupt nicht zugestimmt werden kann, beweist seine mittlerweile bereits vierte Regiearbeit. Doch das Schlimme ist: das Publikum gibt ihm Recht. Unfaßbar...oder eigentlich auch wieder nicht...daß über sechs Mio. Leute diesen Film gefeiert haben. Wieder einmal sehr bezeichnend für den deutschen Kinogeschmack! Aber vielleicht gehts dem Schweiger-Til ja auch nur um die Kohle und er stellt seine Kunst- im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten-genau auf den Massengeschmack ein! Man weiß ja, welche Knöpfe man beim "Normalo-Durchschnitts-Kinogänger-Zombie" drücken muß, um ein paar billige Lacher der untersten Schublade zu erhaschen. Somit kann er sich zurecht als Dieter Bohlen des Films bezeichnen.
Aber bei vorliegendem Werk sieht es doch etwas anders aus. Es scheint nicht, als wäre Herr Schweiger auf ein kleines billiges Komödchen aus gewesen- dafür ist die Herangehensweise an diese Projekt einfach doch zu ambitioniert. Er wollte hier wirklich eine anspruchsvolle und zu Herzen gehende Komödie hinlegen. Nicht unbedingt im Sinne überdrehter Screwball-Comedies a la WHAT'S UP; DOC? (IS' WAS; DOC?) mit Barbra Streisand und Ryan O'Neal oder gar BRINGING UP BABY (LEOPARDEN KÜSST MAN NICHT) mit Katherine Hepburn und Cary Grant-doch zumindest in solch einfache seichte Richtung familientauglicher kleiner Liebes- und Kabbelkomödien wie z.B. TWO WEEKS NOTICE (EIN CHEF ZUM VERLIEBEN)- wo man natürlich auch von Vornherein weiß, daß der egozentrische Hugh Grant und die kleine liebenswerte Sandra Bullock sich am Ende kriegen werden.Â
Schweiger allerdings scheitert bei diesem sich selbst auferlegten Anspruch kläglich. Ein anderer Beweis, daß es ihm nicht auf "Teufel-Komm-Raus" um den Kassenerfolg geht, zeigte er zwei Jahre zuvor in seinem wesentlich gefühlvolleren FIlm BARFUSS. Doch was er uns hier liefert, erfreut höchstens infantile Gemüter, die auch Mack-Sennett-Komödien von vor knapp hundert Jahren, wo man reihenweise auf Bananenschalen ausrutscht, für große Kunst halten. Doch wenigstens mußte man damals nicht ständig Fäkalhumor und andere debile Ferkeleien über sich ergehen lassen. Ja- vielleicht hätte er wirklich einen Stummfilm drehen sollen, dann wären uns eine Menge Stammtisch-Zoten erspart geblieben! Aber bei einer romantischen Liebeskomödie- und dieser Film will auf jeden Fall eine sein- geht es ja nun einmal unter anderem um das gesprochene Wort. Und hier versagt vor allem das Drehbuch (geschrieben natürlich von Schweiger himself) auf ganzer Linie. Nicht ein einziges Mal kommen auch nur ansatzweise eine Identifikationsmöglichkeit oder gar romantische Gefühle bei dem Zuschauer auf, der noch alle Sinne beisammen hat. Jeder geringe Anflug hiervon wird sofort zunicht gemacht von billigen Sexwitzchen nicht nur in akustischer Form- nein, der immernoch hoffnungsvolle Zuschauer wird auch in Bildform in regelmäßigen Abständen mit plattem Ficki-Ficki-Humor konfrontiert. Ein ständiger Schlag unter die Gürtellinie des guten Geschmacks! Da will man sich in Sachen Sexpraktiken so unheimlich locker geben und wirkt dadurch noch verkrampfter als ein 14jähriger bei seinem ersten Date. Andauernd hört man da ach so unverkrampfte Monologe über Cunnilingus und Fellatio, die so gestellt und auswendig gelernt wirken, daß man sich nur mit Grausen abwenden kann. (Die Altersfreigabe wurde daraufhin von unverständlichen 6 Jahren auf immernoch fragwürdige 12 Jahre heraufgesetzt) Die Dialoge dabei sind absolut stocksteif und aus der untersten Klischeekiste. Aber alles ist ja offenbar so locker, haha...und über Sex reden und lustige Reiterspielchen zeigen= Lachen! So einfach ist die Rechnung. Aber wie erwähnt-die Intention war eine andere.
Da können leider auch mehr oder minder begabte Jungdarsteller wie Nora Tschirner oder der maßlos überschätzte Matthias Schweighöfer überhaupt nichts mehr rausreißen.Â
Es hätte sich eventuell gelohnt, mal einen Blick zurück auf andere deutsche Filmschaffende zu riskieren-die Filme eines Ernst Lubitsch beispielsweise strotzen ja nur so vor sexuellen Anspielungen und Zweideutigkeiten, ohne jedoch jemals in solche niedrigen, dünnen Gefilde abzudriften wie hier. Man siehe sich nur DIE EHE IM KREISE an, wo jeder mit jedem anbändeln will- ein Meisterwerk der Sex-Komödie, die bis zum heutigen Tag erstaunlich frisch wirkt. Aber solche Vergleiche zu ziehen ist doch etwas unfair-waren doch damals wahre Meister am Werk, die es verstanden, den Geist und die Vorstellungskraft des Publikums anzuregen. Heute kommt man da angesichts der Masse des einfach gestrickten Kinobesuchers lieber mit der Brechstange. Das geht einfacher und schneller...und hinterläßt auch bleibende Schäden, die daran hinder, weiter als bis zur Popcorn-Schachtel zu denken.
Für die wenigen Verbliebenen besteht die vage Hoffnung, daß Leute wie Til Schweiger nicht nur zwischendurch in drittklassigen Hollywood-Action-Krachern ihren Körper und ihr ausdrucksloses Gesicht in die Kamera halten. Ein schwacher Trost.
Der deutsche Film ist nicht so schlecht! Aber zumindest mit diesem hier haben wir einen weiteren Sargnagel für die deutsche Liebeskomödie!
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