Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 12.05.2009, seitdem 2510 Mal gelesen
Selten bekommt der Splatterfreund eine wahrlich stilvolle Schlachtplatte serviert, die gleichermaßen hart und virtuos in Szene gesetzt wurde.
Da fliegen Augäpfel in die Kamera und ein abgetrennter Kopf sowie ein Kehlenschnitt sind aus der Egoperspektive zu erleben, - dieser Film macht seinem Titel, basierend auf einer Kurzgeschichte von Clive Barker alle Ehre.
Nur das absurde Ende und diverse Logiklöcher trüben den Spaß ein wenig.
Im Fokus steht Fotograf Leon (Bradley Cooper), der für eine Vernissage ein paar eindrucksvolle Aufnahmen der (namenlosen) Stadt bei Nacht liefern soll.
Per Zufall lichtet er eine Frau ab, die am nächsten Tag als vermisst gemeldet wird und kurz darauf fällt ihm ein finsterer Fleischer (Vinnie Jones) auf, der sich nachts in der U-Bahn herumtreibt.
Leon heftet sich an seine Versen und gerät immer tiefer in die Obsession, einen Killer dingfest zu machen…
Was für eine tolle Optik der japanische Regisseur Kitamura hinbekommt, offenbart sich direkt während der ersten Einstellungen, als ein Passagier in der Bahn auf einer Blutlache ausrutscht.
Tolle Schnitte und kongeniale Kamerafahrten wechseln sich kontinuierlich ab und werden von einer treffenden Farbgebung mit kühlen Blaufiltern unterstützt, die eine triste und zugleich bedrohliche Atmosphäre schaffen. Verstärkt wird die Sache von einem fein ausbalancierten Score, der die intensive Stimmung, auch außerhalb der U-Bahn, stets treffend auf den Punkt bringt.
Gleiches trifft auf die Erzählung an sich zu, die zwar kleinere Durchhänger aufweist, aber dann doch wieder starke und spannende Szenen liefert, die kleine Mängel zunächst in den Hintergrund treten lassen.
Leons Figur erscheint dem Betrachter zwar nicht immer rational handelnd, doch durch dessen Freundin Maya erhält man einen reflektierenden Aspekt, der jederzeit nachvollziehbar erscheint. Immer tiefer taucht Leon in die Materie ein und vermutet eine große Verschwörung um den wortlosen Killer, den er obsessiv verfolgt und dabei viele Risiken in Kauf nimmt.
Als er von ihm in der Fleischerei entdeckt wird, muss er die Flucht durch hängende Schweinehälften antreten und auch bei der Observierung im nächstgelegenen U-Bahn Abteil ist die Gefahr entdeckt zu werden groß und die Möglichkeiten zu entkommen gering.
Im Detail erscheint der Ablauf hingegen ein wenig einseitig. Nach einiger Zeit ist die Identität des Killers unumstritten und sämtliche Morde laufen zwar derbe, aber auch überraschungsarm ab. Unterdes tun sich doch einige Unwahrscheinlichkeiten auf, wie man denn in einer U-Bahn morden kann, ohne gesehen zu werden, alle Spuren beseitigen kann und keine Spezialeinheit eingesetzt wird, wenn so viele Personen spurlos aus der Bahn verschwinden.
Am Ende setzt man allerdings noch deutlich einen drauf und driftet ins vollkommen Paradoxe ab, was zwar mit angemessener Bitterkeit geschieht, aber mehr Fragen nach Sinn und Verstand aufwirft, als letztlich beantwortet werden können.
Dennoch bietet der Streifen ein Fest für Gorehounds, denen eine gewisse Ästhetik innerhalb der Blutfontänen wichtig ist. Zudem kommen Zuschauer auf ihre Kosten, die eine leicht surreale Atmosphäre schätzen, die mit ruhiger, aber bestimmter Erzählung einen eiskalten Alptraum wahr werden lässt.
Hervorragend ausgestattet, toll besetzt und sehr ambitioniert in Szene gesetzt, - wenn´s am Ende ein wenig schlüssiger wäre, könnte man fast von einem Burner sprechen.
Außergewöhnlich ist er aber trotzdem.
Knapp
8 von 10
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