Eine Kritik von Trashstore75 (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 21.04.2010, seitdem 768 Mal gelesen
Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Veröffentlichung (Extended Director´s Cut) von Universal Pictures aus der Schweiz!
"The Midnight Meat Train" zählt zu jenen Filmen, die man - zumindest ich - zweimal gesehen haben muss, um die eigentlichen Stärken des Films zu erkennen und ihn letzten Endes gut oder aber - um bei der Thematik des Streifens zu bleiben - als goutierbar zu empfinden.
Auf dem Cover wird "The Midnight Meat Train" - aus der Feder des Autoren Clive Barker stammend - marktschreierisch als einer der "blutigsten, brutalsten und radikalsten Horrorfilme aller Zeiten" dem interessierten Zuschauer schmackhaft gemacht. Alle drei Adjektive treffen auf dieses Werk zu, zwar nicht unbedingt als Superlativ, aber immerhin.
Und das ist auch gleichzeitig die größte Schwäche des Films: denn das, was dem Zuschauer angekündigt wird, mag während des gesamten Handlungsverlaufs zutreffen, doch die inszenatorische Umsetzung und vor allem die unendlich vielen, sehr unrealistisch wirkenden Special Effects - die größtenteils aus dem Rechner stammten - rauben dem Film den größten Teil seiner Atmosphäre und wirken weniger schockierend als es wahrscheinlich vorgesehen war. Und somit geht der Zuschauer mit Erwartungen an diesen Film, die angesichts der Effekte nicht erfüllt werden können.
Das Publikum erwartet einfach ein hausgemachtes Schlachtfest, bei dem das Blut so realistisch aussieht, dass der Zuschauer glaubt es schmecken zu können und in dem geschlitzt und gehackt wird, dass es weh tut wenn man nur blinzelnd hinschaut.
CGI-Effekte und übertriebene Blutfontänen erreichen genau das Gegenteil: den Schockzustand des Zuschauers, weil das Dargestellte so schlecht wirkt.
Von dem eimerweise Filmblut, das wie Himbeersirup über die Leinwand läuft, einmal abgesehen, sind es vor allem auch solche Szenen wie die, in der das Auge einem der Opfer mit einem Fleischerhammer aus dem Schädel geschlagen wird und in Zeitlupe auf den Zuschauer zufliegt, die vielleicht in diesem Moment dem Gorehound größte Freude bereiten, doch zu überspitzt und abgedreht wirken, dass es zum todernsten Grundton des Films überhaupt nicht passen will.
Sieht man davon jedoch ab und gibt "The Midnight Meat Train" eine zweite Chance, wird der Zuschauer mit einem wirklich sehr harten Horrorschocker konfrontiert, dessen Stärke vor allem die Ausarbeitung der Charaktere ist:
zwar kommt die Wandlung des Fotografen Leon vom eingefleischten Vegetarier zum hemmungslosen Fleischfresser etwas schnell und vorhersehbar, dafür gestaltet sich vor allem Leons Besessenheit, den unheimlichen Metzger zu überführen, zu einem weiteren interessanten Aspekt der Handlung, der in einem spannenden Katz- und Mausspiel endet.
Leons Charakter wird im Laufe der Handlung immer mehr von der unheimlichen Ausstrahlung des Metzgers und seines düsteren Geheimnisses eingenommen und somit erweist sich
"The Midnight Meat Train" nicht nur als ein brutaler Horrorfilm, der in einigen Szenen die Spannungsschraube unerbittlich anzieht, sondern auch als Charakterstudie.
Die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten sind durchaus vorhanden, vor allem aber Leslie Bibb als Leons Freundin weiss genauso zu überzeugen wie Vinnie Jones als kaltblütiger Schlächter Mahogany.
Dieser wird während des gesamten Films nur als stummer, gnadenloser Killer präsentiert, der mit kaltblütiger Präzision seine Opfer abschlachtet, was ihn umso unheimlicher macht.
Wer oder was genau hinter seinen Taten steckt bleibt bis zum blutigen Finale ein Geheimnis. Die eine oder andere Szene oder Verwicklung verrät, dass Mahogany anscheinend nur Teil eines Puzzles ist, doch die komplette Auflösung steht erst in den letzten Minuten auf dem Schlacht bzw. Fahrplan.
Wer "The Midnight Meat Train" ein zweites Mal anschaut kann folglich dessen, was er zu erwarten scheint, nicht mehr enttäuscht werden. Und was ihn erwartet ist ein phantastischer, vielschichtiger und auch schockierender Schocker, dessen Titel Programm ist.
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