Eine Kritik von Con Trai (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 25.02.2008, seitdem 1857 Mal gelesen
Sich auf bewährten Brettern zu befinden heißt noch lange nicht, dass man die gleiche Kunst in selber Perfektion vorführen kann. Während Sahamongkol Film International Co. Ltd. / Baa-Ram-Ewe mit Ong Bak die entsprechende, vor allem auch in internationale Gewässer herüber schwappende Welle thailändischer Actionproduktionen startete, in relativ konstanter Form Born to Fight, The Bodyguard, Tom Yum Goong, Dynamite Warrior, Opapatika nach schoben und diesjährig die eifrig erwarteten Ong Bak 2 und Chocolate in den Startlöchern haben, tun sich andere Studio erheblich schwerer, dem schon leicht aussetzenden Trend noch nachzueilen und sich mit einem entlehnten Nachfolger auch wenigstens kleinen Anteil vom Kuchen zu holen.
Dass der Bedarf nach Mehr mitsamt emsiger Sondierung des Marktes vorhanden, dafür aber das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage derart grotesk zuungunsten der Kundschaft mit Kaufneigung ausgehebelt ist, verhilft den offenkundig nieder gestellten Konkurrenzarbeiten zumindest zu einer gesicherten Aufmerksamkeit. Die, wenn der Ausstoß weiterhin minderwertig naiv bleibt, sich aber bald gänzlich nur auf die forschen Kollegen um Panna Rittikrai eingrenzen dürfte.
Während es Muay Thai Chaiya von Five Star Production Co. Ltd mit einer eposgleichen Geschichte voll Zeitkolorit, Gemütsbewegung, Innenleben und Zusammenhalt versucht und zeitweise auch erstaunlich überzeugend schafft, geht Mono Films Pahuyut: Fighting Beat genau den umgekehrten Weg, in knapp 40min weniger Laufzeit. Und wo dort Alles im Überfluss vorhanden war, fehlt es hier an allen Ecken und Enden. Es bleibt wie jeher der Ausgangspunkt Standard, eigentlich ist der gesamte Aufbau eine reine Formel in drei Akten, deren Hauptaugenmerk sich neben dem Showdown nur auf der Steigerung der Konfrontation und der inszenatorischen Umsetzung der hoffentlich spürbar angezogenen Erregung befindet. Gerade in dem Punkt macht das vorliegende, extrem leichtgläubige Werk in vertrauensseliger Ahnungslosigkeit so Manches von dem falsch, was man nicht falsch machen sollte. Eine erzählerische Konstruktion, die so halbherzig uninteressiert formuliert ist, dass sie sich selber nicht für würdig erachtet, ernst genommen zu werden, trifft auf eine achtlos nachlässige Ereignismontage, die sich durch Unwissen gepaart mit Ungeschicklichkeit oder mangels besserem Gespür oder doch Unwillens die eigene Energie verspielt. Weil man zwar die Bilder, die Charaktere und die Metaphern um Karma und Konsequenzen direkt vor Augen hat, sie aber scheinbar nicht sieht und auf jeden Fall nicht benutzt.
Phi Phi Island.
Khem [ Thun Thanakorn ], der vor Jahren seinen Vater durch feigen Mord verloren hat und seitdem bei einem Mönch als Ziehsohn lebt, verdient sein Geld tagsüber als Reiseführer. Abends hält er sich zusammen mit seinem Freund Chai [ Sura Teerakol ] als Muay Thai Attraktion in der Chokdee Hüttenbar auf, wo er für die Touristen den Sandsack spielt. Als Uncle Prao [ Sura Sankum ], dem Besitzer der Bar, und seinen Töchtern Dow [ Nuttanan Juntarwet ] und Duen [ Nahatai Lebumrung ] von Großstädtischen Halunken ein Kaufangebot gemacht und von Ihnen dankend ausgeschlagen wird, wird aus der gefakten Vorstellung in der Tanzarena schnell blutiger Ernst.
"Ladies and gentleman. Lady boys, lisptick lesbians und dykes. I hope, that you'll enjoy Muay Thai fighting bar."
Sommer, Sonne, Strand, Bikinihäschen.
Die treuherzige Aufführung im tropischen Road House Stil besitzt auf jeden Fall ihren urspeziellen, hier noch begleitend mit der exotischen Artenvielfalt des wiedererstandenen Ferienelysiums versüßten Charme, dem man eigentlich gar nicht so richtig böse kann. Obendrein wird mit der Synopsis über die Integrität des Handelnden im Vergleich zur Diskontinuität der Umgebung alle Möglichkeiten eröffnet.
Die Szenenfolge stark reduzierter Intrigenfäden erhält vom schon knuffigen Helden im Mittelpunkt her seinen Zusammenhang und wird mit zusätzlichen Facetten ausgeleuchtet, die die thematischen Aspekte der Handlung an-, wenn auch nicht annähernd austesten. Es geht um Alt gegen Neu, dem Hier und Jetzt im existenziellen Zustand gegen die Widrigkeiten des Fortschritts, der entweder durch die ausländischen Imperialisten und die sich dem materiellen Kommerz angepasste Stadtbevölkerung über das noch oder wieder friedliche Paradies ergießt. Khem und seine Crew leben von dem, was sie selber erwirtschaften, teilen es brüderlich untereinander und frönen ganz einfach der unbeschwerten Ruhe, dem Nichtstun, dem Alltäglichen. Die ewigleiche Wiederholung, die auch dem Film schnell anfällt. Nicht nur die repetierende, ohne Feingefühl justierte musikalische Untermalung, sondern das nahezu gesamte Laissez-faire Geschehen bis zum Finale heimsucht. So entsteht aus der sorglosen Unterhaltung der ersten Hälfte, in der viel trainiert, viel sinniert, Flirts, Schabernacks und Ausflüge in die glanzvolle Natur betrieben werden eine urlaubsreif-romantische Fernwehatmosphäre, die sich nichts vom Tsunami Dezember 2004, dem realen Schrecken von damals und dem Ausmaß der Verwüstung anmerken lässt.
Doch mittlerweile ist man bereits zu genießerisch müde, wieder zu tief drin in der farbenprächtigst erleuchteten Postkarte voll Urlaubsstimmung, wirkt zuweilen zwar hektisch, aber ruht trotzdem zu sehr in sich, die Zeit an- und festhaltend, die Selbstbestimmung auf die Probe gestellt, die Motivation aus dem posierenden Körper im rauschhaften Gegenlicht gesaugt.
Ein Absorbieren etwaiger Anspannung, die schon so genug Probleme hat, im leichtlebigen Vergnügungsrondell überhaupt über das Eventformat eines gleichgültig heiteren, überaus billigen showreels hinauszukommen und nicht nur da mäßige Unterstützung bekommt, sondern noch zusätzlich behindernd von den eigenen Reihen traktiert wird. Denn auch, wenn man mit dem Einfall des Bösen, der gewalttätigen Grundstücksspekulanten und ihrer zahllosen Handlanger, ein theoretisch immer von neuem motivierenden Antriebsmotor erhält, wenn schon längst die Gefahr besteht, wenn Drohungen ausgesprochen und vollzogen wurden, bleibt es beim Schabernack, bei den hohlen Witzchen, die ähnlich treffsicher sind wie die oftmals deutlich daneben zielenden Schlag- und Trittkombinationen. Khems lokale Musikantenstadl-Widerstandsgruppe bekommt zwar später noch ein Mann schlagkräftige Verstärkung, besteht ansonsten aber nur aus Störfaktoren; lauter aufgedreht übersprudelnden, aber ziemlich schlechten Komikern, die vielleicht mit viel Singha-Bier intus für Amüsement sorgen. Sonst nicht.
Vorfreude auf sehnige Tension, auf Tatendrang und Knochenarbeit bestimmt dann auch die Erwartungshaltung, die sich nach und nach in verblasste Aussicht auf Hoffnung umwandelt. Geprügelt wird angesichts der Kürze relativ häufig, anfangs aber nur in artistischen Sprung- und Balance-Einlagen aus der Kleinzirkusmanege, in überaus harmlosen Geschubse und Gedränge, ein bewegtes Durcheinander mit dem dilettantischen Fallen in weißen weichen Sand als Abschluss. Amateurtechnische Krisenmomente bestimmen die vollkommen heterogene, aber alles Andere als ruppig oder unwirsch wirkende, sondern oft ins Leere laufende, handwerklich mangelhafte Montage: Kein Einsatz, kein Timing, kein Punch, dafür achtlose Sequenzübergange, deutliche Schnitt- bzw. Anschlussfehler, die räumliche Verwirrung auslösende Achsensprünge, zuweilen unnütze Schärfenverlagerung innerhalb des Bildes, entdynamisierendes cross cutting, asynchroner, vollkommen unbedarft angespielter Score.
Besserung bietet der viertelstündige, in gleißendes Licht getauchte Schlusssatz. Eine im konkreten Vergleich zum vorherig schlampig inszenierten Zusammenspiel mal eher zupackende Angelegenheit im nahezu Schwarzweiß, die von Amornkrit Pramoaun, chairman of Muay Thai Chaiya Foundation & president of Ban Kru Preang, vielleicht nicht gleich mit Argusaugen berufsbedingter Penetranz, aber zumindest mit mehr Obacht und Feingefühl bewacht wird.
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