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Wanted (2008)

Eine Kritik von filmimperator (Bewertung des Films: 4 / 10)
eingetragen am 07.09.2008, seitdem 1266 Mal gelesen



„Wir treten der künstlerischen Kinematografie entgegen, aber sie erweist sich uns hundertmal überlegen." wusste 1924 schon Dziga Vertov. Und er sollte bis zum heutigen Tage damit Recht behalten.

Wanted
vom Ausgangspunkt russischer Filmtheorie zu rezensieren, hat durchaus seinen Reiz. Es ist erstaunlich, wie weit sich Timur Bekmambetov mit seinen beiden Wächter-Filmen und eben Wanted vom Gedanken der russischen Formalisten, dass sich die Kamera ähnlich dem menschlichen Auge in der Umgebung, welche sie erforscht und in der sie sich zurecht finden muss, entfernt hat. Wanted erforscht die Realität nicht, sondern schafft einfach eine neue und lässt die „echte" oder „alte" undurchdrungen.
Es ist bedenklich, zu sehen, dass aber gleichsam der Unterschied zwischen menschlichem Auge und Kamera mitthematisiert wird: Die raumzeitliche Ungebundenheit der Kamera eröffnet Möglichkeiten des Zeigens und Wahrnehmens, welche dem Menschen sonst verwährt geblieben wären.

Und was wir, die Zuschauer, in Wanted zu sehen bekommen, geht wahrlich über unser Verständnis der Realität hinaus und liefert uns Bilder, die wir bisher nicht, oder besser: noch nicht sehr oft sahen. Dass sich Bekmambetov von Stil-Orgien wie Matrix bei seinem Film beeinflussen ließ und den Inhalt mutmaßlich aus diesem Grund hinten an stellte, ist auffällig. Wir sehen, wie Menschen Pistolen in Zeitlupe in absurden Winkeln in ein Ziel schießen können, wie Autos in Extremzeitlupen über andere hinweg wirbeln und - leider eher mäßig getrickst - wie ein ganzer Zug entgleist und in den Abgrund gerissen wird. Jede dieser Episoden für sich ist ein Spektakel, ein Event, nur wurde nicht vermocht, diese ohne fragwürdige Lücken aneinander zu montieren. Der tadellos angerührte Kitt, auf den Cineasten so besonders viel Wert legen, wurde bei der Herstellung dieses Comic-Something vergessen - ähnlich dem Stück Schwarte, welches dem Metzger beim Zerstückeln eines Tieres unbeabsichtigt unter den Tisch fällt.

Die Parallelen dieses Bildes zum Cutting sind offensichtlich, seine Parallelen zum Inhalt leider auch: Die Gewalt im Film macht an vielen Stellen kurz davor Halt, sich eruptiv zu entfalten. Es wird blutigst geschlagen, mit Messern gestochen, in etliche Körperteile geschossen und aufgeschlitzt, dass man im Hintergrund ein leises Weinen von einem moppeligen Peter Jackson zu vernehmen glaubt, der gerade widerwillig von seinem mit Braindead erklommenen Thron des „Blutigsten Films aller Zeiten" wieder vertrieben wird. Aber natürlich wird das ganze mit leiser Ironie serviert, die diese krude Mixtur der Marke Matrix goes Hostel unterhaltend macht, nein, in ihren Ausmaßen verharmlost.

Da haben wir am Anfang den Mr. Anderson in Wanted, der hier Wesley Gibson heißt und von James McAvoy (The Last King of Scotland) gespielt wird. Eines Tages wird dieser von seinem tristen Dasein als Bürohengst und Weichei herausgerissen, als ihm Fox (Angelina Jolie) darlegt, dass sein Vater in der „Bruderschaft", einem Geheimbund von Killern, Mitglied war und er ebenso wie er die Fähigkeiten besitzt, mittels verstärkter Sinne um die Ecke zu schießen. Irgendwann lässt er sich darauf ein und macht Jagd auf den abtrünnigen Cross (Thomas Kretschmann), dem vermeintlichen Mörder seines Vaters.

Es folgt Augenschmaus auf Augenschmaus, blutige Abartigkeit auf blutige Abartigkeit. Wanted suhlt sich in einem oberflächlichen Masochismus, was die Gewaltexzesse angeht, vermag aber nicht in die hintergründigen Dimensionen vorzudringen, die aus dem in der Hinsicht ähnlich gelagerten Fight Club eine nachhaltige Parabel um Nihilismus und Anarchie machten. Schnelle Autos, noch schnellere Schnitte - einmal mehr auf Kosten eines übersichtlichen Filmschnitts - und die entblößte Rückseite von Frau Jolie lassen nur jenen Schluss zu: Bekmambetov interessierte sich nur für die Schauwerte, nicht für deren Hintersinn oder deren Einbettung in eine sinnvolle Story. Das Actionevent holpert mit dem ein oder anderen ironischen Kommentar auf den Lippen von Schießerei zu Schießerei, was zwar cool ist, aber wiederum nie die selbstparodistische Trash-Attitüde eines Films wie Shoot Em Up erreicht, der sich zu keiner Sekunde ernst nimmt. Dazu fehlt Wanted die Leichtigkeit und auch schlicht der Mut, schließlich wollte man ja die Fans der Comicvorlage nicht enttäuschen.

Und so bleibt am Ende das Fazit, dass Wanted ob seines Budgets von 75 Mio. Dollar keine Experimente wagt - ein weltweites Einspielergebnis von bisher etwas mehr als 250 Mio. Dollar zeugt davon, dass diese Strategie erfolgreich ist. Die "künstlerische Kinematografie", wie Vertov es nannte, hat gesiegt und der Gehalt oder Inhalt dieses launigen, aber zutiefst kalkulierten Spektakels blieb auf der Strecke. Die Schauspieler haben bei diesem Feuerwerk an durchwachsenen Effekten nicht mehr zu tun als gut auszusehen und die Pointe wirkt ähnlich wie einige Unzulänglichkeiten zuvor (Highlight: der „Webstuhl des Schicksals" oder so ähnlich) unfreiwillig komisch. Ein filmisches Fastfood, das hart an der Lebensmittelvergiftung vorbeischrammt, obwohl es doch so kurzweilig mundete (4/10).    


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