Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 06.04.2002, seitdem 1061 Mal gelesen
„Nur noch 60 Sekunden“ ist ein recht lahmer Autofilm, obwohl an der Startlinie jede Menge Luxuskarossen von Ferrari, Cadillac und Mercedes stehen.
Autodieb Randall 'Memphis' Raines (Nicolas Cage) war Meister seines Fachs, doch inzwischen hat er sich zur Ruhe gesetzt und bringt Kiddies Cart Fahren bei. Cage gibt den ehemaligen Verbrecher mit der typischen Coolness, noch dazu in einem Film von Jerry Bruckheimer, so dass es eigentlich klar ist, dass sich Memphis bei der nächsten Gelegenheit, die das Drehbuch bietet wieder hinters Steuer klemmen muss.
Diese kommt auch sehr bald, um genau zu sein wenige Minuten nach Beginn des Films, als sein Bruder Kip (Giovanni Ribisi), praktizierender Autodieb einen gewaltigen Coup versaut. Die erste Actionsequenz ist nicht schlecht, aber viel zu kurz. Es sieht fast so aus, als hätte die Crew Angst gehabt die zahlreichen Schlitten auch zu benutzen.
Das Resultat: Alle geklauten Karren sind erst mal flöten und Kips Auftraggeber, der schmierige Mafiaboss Calitri (Christopher Eccleston), will natürlich keinen Aufschub gewähren. Da die Frist nur noch 3 Tage beträgt und es bei Nichteinhaltung weniger gut um Kip bestellt sein wird, bittet dieser Brüderchen Memphis um Hilfe. Der wiederum trommelt die alte Crew zusammen, darunter auch der alternde Mechaniker Otto Halliwell (Robert Duvall) und seine Ferrari-geile, ehemalige Flamme Sara 'Sway' Wayland (Angelina Jolie) und will alle benötigten Autos in einer Nacht ranschaffen.
Waren bei den vorhergehenden gemeinsam Werken Cages und Bruckheimers mit „Con Air“ und „The Rock“ zwei echte Kracher entstanden, so ist „Nur noch 60 Sekunden“ ein eher trauriger Abschluss der Zusammenarbeit. Auch der deutsche Titel ist daneben: Bezieht sich der Originaltitel „Gone In 60 Seconds“ auf die Fähigkeit der Diebe ein Auto in 60 Sekunden zu knacken, so gibt es in dem Film nie eine Stelle an der Memphis nur besagte 60 Sekunden hat. Der Film ist übrigens eine Remake von „Die Blechpiraten“.
Vor allem die Action kann man kritisieren, oder besser gesagt deren Fehlen. Trotz der Unmengen von Autos wird kaum gerast und wenn dann nur kurz. Erst in den letzten 10 Minuten kommt Freude auf, wenn Memphis mit einem Shelby Mustang GT durch den Hafen rast; eine Horde Cops im Schlepptau. Diese ist dann zwar gut, mit guter Musik von Komponist Trevor Rabin unterlegt und schnell geschnitten, kann aber wenig retten.
Denn Rest der Films macht eine Thrillerhandlung aus, die nicht unbedingt sehr spannend ist. Zwar hat es durchaus seinen Reiz, den Film auf einen Coup hinlaufen zu lassen und diesen am Ende durchzuziehen (vergleichbar mit „Ocean´s Eleven“ oder „Karen McCoy – Die Katze“), aber leider ist „Nur noch 60 Sekunden“ in dieser Hinsicht nicht ganz so fesselnd. Denn obwohl das Autoknackerszenario bei dieser Art von Film eher ungewohnt ist, hat der Plot Sand im Getriebe und wird nach einer Weile uninteressant.
Die Schauspieler sind recht gut, aber wenn mit Cage, Duvall und Jolie drei Oscar-Preisträger an Bord sind, kann man das beinahe erwarten. Cage ist der coole Held, Jolie soll vor allem das männliche Publikum ansprechen und Duvall spielt im Grunde genommen eine kriminelle Variante seiner Rolle aus „Tage des Donners“. Auch Giovanni Ribisi bringt als Kip eine gut Leistung. Als Cops bieten Delroy Lindo („Romeo must die“) und Timothy Olyphant („Scream 2“) bekanntere Gesichter.
Nur Autofreaks dürften „Nur noch 60 Sekunden“ vergöttern: Unmengen von schicken Nobelkarossen von Mercedes über Porsche bis zu Ferrari gibt es zu bestaunen, auch wenn diese nur selten im Einsatz sind. Doch wenigstens präsentiert Regisseur Dominic Sena („Kalifornia“) die Autos gelackter als ein neuer Benz, so dass sie immerhin ganz nett anzusehen sind.
„Nur noch 60 Sekunden“ fährt leider den ganzen Film über im dritten Gang und kommt nicht auf Touren; den Mangel an Action und Spannung können die schicke Optik und das interessante Szenario nur bedingt wettmachen.
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