Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 07.04.2011, seitdem 1163 Mal gelesen
Unfälle passieren und jene bescheren dieser australischen Tragik-Komödie auch die einzig markanten Punkte, denn ansonsten pendelt man größtenteils recht unentschlossen zwischen schwarzem Humor und sozialkritischen Ansätzen.
Wir schreiben das Jahr 1982: Die Familie Conway zeichnet sich durch massive Dysfunktionalität aus, denn nach einem Unfall vor einigen Jahren, als die Schwester von Billy starb und der Bruder seither im Koma liegt, geht es drunter und drüber.
Billy zettelt täglich Streiche mit dem Nachbarsjungen Doug an, sein älterer Bruder trinkt, Dad hat eine Neue und Mom pendelt zwischen Power und Resignation, während ein Streich plötzlich das Leben von Billy und Doug verändern könnte…
Warum dieses australische Debüt in den USA angesiedelt ist und in den Achtzigern spielt, leuchtet nicht so ganz ein, denn bis auf den „Senso“ und ein paar viertklassige Popsongs wird die Zeit kaum markant transportiert.
Dafür macht das Intro deutlich Lust auf mehr, als man in den Siebzigern startet, wie Billy zwischen der Sprinkleranlage spielt, während der Nachbar den Grill anzünden will, sich dabei aber selbst entflammt und tragischerweise ums Leben kommt.
Hier deuten einige Zeitlupen auf den makaberen Unterton hin, wie nah Glück und Trauer beieinander liegen.
Leider mag sich Regisseur Andrew Lancaster daraufhin kaum entscheiden, welchen Weg er einschlagen möchte, denn sein Werk wechselt regelmäßig zwischen tiefschwarzer Komödie und nachdenklich angelegtem Familiendrama, welches im Übrigen, primär durch Geena Davis als zerrüttete Mutter, recht gut performt wird.
Nur selten finden sich Momente zum Schmunzeln, etwa, als man das durchgesessene Sofa eines korpulenten Verstorbenen inspiziert oder beim Bingo alle möglichen Emotionen einfließen.
Demgegenüber ist der Grundton der Geschichte recht ernst, denn es geht um Verluste und dem Umgang damit, um Problembewältigung, aber auch um zaghafte Blicke in die Zukunft, wie der Vater der Familie es vormacht, obgleich er als Abschirmer eher dazu neigt, alle Probleme unkommentiert zu lassen und die Flucht zu ergreifen.
Die Figurenzeichnungen sind durchweg tauglich und auch die Konstellationen sind interessanter Natur: Ein Love Interest für den 15jährigen Billy neben einem besten Freund, ein stets provozierender Bruder, ein anderer Bruder im Koma, eine wenig hilfreiche Mutter und ein Dad, der nie bei der Sache scheint. So kann Billy, die eigentliche Hauptfigur der Handlung, nur zum Sympathieträger avancieren, obgleich der Bengel eine Menge Unsinn im Kopf hat, indem er beispielsweise nackt und nur mit Sturmmaske bekleidet einen Laden überfällt oder eine Bowlingkugel aus einem Auto klaut, was nachfolgend einen folgenschweren Unfall verursacht.
Die Protagonisten erlauben Nähe, nicht zuletzt aufgrund der versierten Kamera, und Gefühle völlig konträrer Art werden angemessen wiedergegeben, so dass man zumindest emotional relativ dicht bei den Figuren ist.
Doch leider steuert die Story auf keine große Pointe zu, - die zum Teil episodenhaft angelegte Handlung deutet vielmehr an, dass es am Ende primär um die Auflösung eines einschneidenden Erlebnisses gehen dürfte, was in Form der Bowlingkugel und einer eher unerwarteten Intervention einer Randfigur auch eintritt.
Im Gesamtbild will der Funke allerdings nicht so recht überspringen, obgleich sämtliche Mimen saubere Leistungen abliefern und handwerklich kaum Kritikpunkte anzubringen sind.
Denn inhaltlich ist der rote Faden zu vage gezogen: Hier eine Episode, dort eine verbale Auseinandersetzung, eine Klopperei, ein paar Drohungen, skurriles Verhalten einer Bekannten der Bekannten, - viele Figuren, aber nur wenig, was am Ende mitgenommen werden kann.
Nett aufgemacht, phasenweise erstaunlich ambivalent, doch insgesamt zu beliebig konstruiert, um latent Aufmerksamkeit an sich zu binden.
Vielleicht setzten Titel und Sujet auch zu hohe Erwartungen, denen man in Sachen makaberer Unfälle eben nur teilweise gerecht wird, während der Rest eher das Portrait einer zerrütteten Familie veranschaulicht und dabei eben kaum ein Hauptaugenmerk hervorkehren kann.
5,5 von 10
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