Eine Kritik von Bubimann (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 19.02.2008, seitdem 688 Mal gelesen
Mit "Weiß" setzte der polnische Filmemacher Krzysztof Kieslowski seinen "Drei Farben: Blau" konsequent fort. Im Mittelpunkt des Geschehens steht diesmal, ganz im Gegensatz zum Vorgänger, aber keine junge Frau die durch einen Autounfall sowohl Mann als auch Tochter verloren hat, sondern ein Mann der aufgrund der Scheidung von seiner Frau alles verliert was er besitzt. Juliette Binoche, die brilliante Hauptdarstellerin aus Teil 1, kommt im Film, bis auf eine kurze Szene zu Beginn, nicht mehr vor.
Der Pole Karol wurde von seiner Frau verlassen, die sich sein Geld unter den Nagel gerissen und ihn auf die Straße gesetzt hat. Hinzu kommt das sein französisch nicht wirklich berauschend ist und nun steht er da in Paris, ohne Obdach und Bargeld und muss sich irgendwie durchschlagen. Eigentlich ist Karol ein sehr friedliebender und zuvorkommender Mensch, doch irgendwann hat auch ein friedliebender Mensch mal die Schnauze voll, und so will er sich an seiner Frau rächen, obwohl er sie im Grunde immer noch liebt...
Die Story ist also ähnlich zu der von "Blau" und doch sind die beiden Filme relativ verschieden. "Drei Farben: Blau" war todernst und dramatisch. "Weiß" hingegen ist etwas lockerer, nicht so ernst und ab und zu gibt es hier auch die ein oder andere humorvolle Szene zu sehen. Man nehme nur die Stelle als Karol die Gaspistole in die Hand gedrückt bekommt. Anders als man vermuten könnte ist die Komik hier jedoch nicht deplatziert. "Blau" war sehr trocken und das war auch gut so, denn Humor wäre dort absolut fehl am Platze gewesen. Das ist bei "Weiß" nicht der Fall.
Das soll jedoch nicht heißen das der Film kein Drama ist. "Weiß" zeigt wie schnell aus einem wohlhabenden Mann ein mittelloser "Penner" werden kann. So schnell kann es gehen wenn man sich mit den falschen Leuten einlässt. Die Story ist gar nicht mal unrealistisch, im Gegenteil. Ein Mann bietet Karol eine Menge Geld an, wenn er ihm hilft sich umzubringen. Selbstmord kommt für ihn nicht in Betracht, denn er hat eine Frau und Kinder die sehr an ihm hängen. Das wäre ein schwerer Schlag für sie. Jetzt stellt sich natürlich die Frage warum er dann nicht mehr leben will. Er hat doch alles was man sich nur wünschen kann, ganz im Gegensatz zu Karol der nichts hat und trotzdem nicht aufgibt. Es ist wie im wahren Leben, denn Geld usw machen nicht glücklich. Die Leute die eigentlich glücklich und zufrieden sein müssten sind es nicht. Die hingegen die nichts besitzen wissen alles zu schätzen was sie haben.
"Drei Farben: Weiß" ist anspruchsvolles Kino jenseits von Hollywood, das sich niemand entgehen lassen sollte.
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