Eine Kritik von Realjackass (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 04.08.2010, seitdem 695 Mal gelesen
Die Ehe von Gail (Meryl Streep) und Tom Hartman (David Strathairn) leidet sehr unter Tom's Fixierung auf seine Arbeit, die Beiden sehen sich quasi kaum noch. Darunter leidet auch der kleine Roarke (Joseph Mazzello), der kaum noch Bezug zu seinem Vater hat. Gail ist eine Spezialistin, was das Rafting angeht und war früher sogar schon als Rafting-Führerin auf dem Colorado River tätig. Aus diesem Grund beschließt sie, Roarke an seinem Geburtstag eine Freude zu machen und ihn zu einem mehrtätigen Rafting-Ausflug mitzunehmen. Selbst der arbeitswütige Bürohengst Tom entschließt sich spontan dazu, ein paar Tage mit seiner Familie zu verbringen und nimmt an dem Abenteuer teil.
Am Ablegeplatz angekommen, lernt Roarke den symphatischen Wade (Kevin Bacon) kennen, der zusammen mit seinem Kumpel Terry (John C. Reilly) und einem Führer ebenfalls vorhat, den Colorado River hinunter zu paddeln. Als das Abenteuer beginnt, sind die Alltagssorgen der Familie bei all den Stromschnellen und Wasserfällen schnell wieder vergessen. Nach einigen Tagen treffen die Drei wieder auf Wade und Terry, die recht hilflos aussehen und behaupten, dass ihr Führer sie einfach so liegen gelassen habe. Da sie und ihre Familie onehin zum selben Ziel wollen, beschließt die in diesem Gebiet äußerst fachkundige Gail, die beiden Männer einfach anzuführen. Irgendwann stellt sich aber heraus, dass Wade und Terry zwei gefährliche Verbrecher sind. Sie nehmen die Familie als Geisel und zwingen Gail, die berüchtige Höllenschlucht anzusteuern. Ein lebensgefährliches Unterfangen...
Meine Erwartungen in Bezug auf "Am wilden Fluss" lassen sich überaus kurz zusammenfassen: Obwohl ich nicht bestreiten kann, dass ich eine gewisse Vorfreude auf den Streifen hatte, rechnete ich insgeheim doch mit einem eher seichten Abenteuerfilm, im typischen, familiengerechten Hollywoodstil. Das Erstaunliche: Obwohl "Am wilden Fluss" letzten Endes nichts anderes als das bieten konnte, hat er mir doch erstaunlich gut gefallen. Für die Inszenierung des Drehbuchs von Denis O'Neill war Curtis Hanson verantwortlich, der alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist. Nicht nur "L.A. Confidential" und "Die WonderBoys", sondern auch Eminems "8 Mile" wurden von Hanson in den Kasten gebracht.
Zu Beginn des Films konzentriert sich das Geschehen noch auf die Verhältnisse innerhalb der Familie Hartman. Wenn man so die "Ehe" von Gail und Tom betrachtet, könnte man sich schon fragen, aus welchem Grund die beiden denn eigentlich geheiratet haben. Gail ist eine abenteuerlustige, dynamische Draufgängerin, die sich rührend um ihre Kinder kümmert, und stellt somit das genaue Gegenteil zum langweiligen Bürohengst Tom dar, der nicht einmal an den Wochenenden Zeit für seine Familie hat. Der Rafting-Ausflug soll aber wieder etwas Schwung in die Beziehung bringen, und dem kleinen Roarke außerdem einige schöne Tage bescheren. Zu diesem Zeitpunkt hat "Am wilden Fluss" noch nichts von einem Thriller, auch wenn einem sehr schnell die wunderschönen Naturaufnahmen in die Augen stechen. Der Colorado River, der sich seinen Weg durch traumhafte Bergpanoramen bahnt, sorgt sofort für ein ordentliches Abenteuerfeeling.
Als ebenfalls gelungen würde ich die Rafting-Szenen beschreiben. Natürlich beinhaltet "Am wilden Fluss" keine Actionszenen im eigentlichen Sinne, doch die vielen reißenden Stromschnellen und gefährlichen Wasserfälle, die von der Familie befahren werden, sorgen ebenfalls für einen gewissen Nervenkitzel. Kameramann Robert Elswit musste sich wirklich einiges einfallen lassen, um die spektakulären Wasserszenen filmen zu können, was aber stets bestens gelang. Auch von den Raftingszenen mal abgesehen bietet der Streifen einige adrenalindreibende Szenen, wie etwa eine Flucht, die mit einer unfreiwilligen Klettertour an einer beinahe glatten Felswand endet.
Die meiste Spannung bezieht "Am wilden Fluss" jedoch definitiv aus der sich immer weiter zuspitzenden Situation zwischen der Familie und den beiden Verbrechern. Anfangs hat man noch keinen Verdacht, dass es sich bei Terry und Wade um zwei gefährliche Kriminelle handeln könnte, doch insbesondere das Verhalten von Wade wird immer verdächtiger. Zum Einen schafft er es zwar, das Vertrauen von Roarke zu gewinnen, doch es ist förmlich spürbar, das sich hinter seiner symphatischen Art etwas Gefährliches verbirgt. Während er sich anfangs noch sehr gut mit der Familie versteht, kommt es immer mehr zu Konflikten, bis die Situation in einer Geiselnahme endet.
Natürlich könnte nun die Befürchtung auftauchen, dass ein Film, der eigentlich lediglich auf einem großen Fluss spielt, auf Dauer langweilig wird, doch trotz seiner Länge von 106 Minuten langweilt "Am wilden Fluss" zu keiner Sekunde. Es herrscht stets eine bedrohliche Atmosphäre, die manchmal von den Naturgewalten, manchmal von den Verbrechern ausgeht. Dadurch ist "Am wilden Fluss" überaus kurzweilig, nicht mehr und nicht weniger. Von einem Meisterwerk darf hier dennoch nicht gesprochen werden. So wird nicht selten die Logik wortwörtlich über Bord geworfen, zudem haben wir hier einfach keinen Film, an den man sich überaus lange erinnert.
An den Schauspielern gibt es rein garnichts auszusetzen, im Gegenteil. Meryl Streep, die man sonst nicht gerade mit dem Actiongenre in Verbindung bringen würde, spielt die weibliche Hauptrolle absolut fantastisch. Die Darstellerin, die aus Werken wie "Jenseits von Afrika" oder "Der Tod steht ihr gut" bekannt ist, schafft es perfekt, die starke Mutter und wortgewandte Abenteuerin zu spielen, die für ihre Familie alles tun würde.
Auf der anderen Seite haben wir einen Kevin Bacon, der selten zuvor besser agierte und in der Rolle des zwielichtigen Wade voll aufgeht. Es passt wunderbar zu ihm, eine Familie als Geisel zu nehmen und gleichzeitig einen verblödeten Handlanger herumzukommandieren, für derartige Darstellungen scheint Bacon wie geschaffen zu sein.
Auch von diesen beiden tollen Schauspielern abgesehen, sind die sonstigen Rollen mit Joseph Mazzello, David Strathairn und John C. Reilly super besetzt.
"Am wilden Fluss" ist kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss, aber wer auf der Suche nach spannender und kurzweiliger Abenteuerunterhaltung ist, kommt hier auf seine Kosten. Der Streifen ist einfach von Anfang bis Ende interessant zu verfolgen, verzichtet dabei auf unnötige Gewaltdarstellungen und ist deshalb auch ruhigen Gewissens für die gesamte Familie zu empfehlen. Großartige Schauspielerleistungen, wunderschön anzusehende Landschaftsaufnahmen und spannende Raftingszenen gehören zu den Stärken des Films und jeder, der sich davon angesprochen fühlt, darf sich "Am wilden Fluss" bei seiner nächsten TV-Ausstrahlung nicht entgehen lassen.
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