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Gangs of New York (2002)

Eine Kritik von dekay (Bewertung des Films: 9 / 10)
eingetragen am 11.07.2004, seitdem 533 Mal gelesen



Die Handlung an sich ist ja nichts Neues. Es geht vordergründig um die Rache an dem Mörder des Vaters und eine Love-Story. Haben wir also alles schon häufiger gesehen. Oder? Warum lohnt es sich dann trotzdem, sich diesen Film anzuschauen?

Wegen zweierlei.

Zum einen wie das präsentiert wird. Da der Film Mitte des 19. Jahrhunderts in New York spielt, bekommt man tolle Kulissen und Kostüme zu sehen. Die Atmosphäre des Slums der „Five Points“ meint man atmen zu können. Bruchbuden, Dreck, heruntergekommene Gestalten in einer trostlosen Zeit an einem trostlosen Ort – und der Zuschauer steht mittendrin. Auch dank der farblichen Ausleuchtung des Ganzen und der zum Teil langen Kamerafahrten, die viele Details offenbaren.

Die Schauspieler sind sehr gut. Leonardo di Caprio zeigt, dass er nicht auf Schmuse-Rollen abonniert werden muss, auch Cameron Diaz darf hier etwas mehr Substanz zeigen als in hirnlosem Schmarrn wie „Drei Engel für Charlie“. Ganz besonders hervorzuheben ist allerdings Daniel Day-Lewis. Man glaubt, der alte „Butcher“ persönlich sei wieder auferstanden, um sich der Welt in vollstem ekeligem Glanze zu präsentieren. Schließlich die Filmmusik: Sie ist meistens zurückhaltend, aber immer pointiert eingesetzt.

Aber das ist nicht das Ausschlaggebende. Denn zum zweiten ist die dramaturgische Umgebung einfach genial ausgesucht und entwickelt worden. In Europa sowieso nicht, aber noch nicht einmal in den USA selbst ist diese dunkle Seite der amerikanischen Geschichte sonderlich bekannt. Warum auch? Die Boston Tea Party, der Independence Day oder der Sieg im Zweiten Weltkrieg taugen viel mehr, um der erfolgreichen, freiheitsliebenden Geschichte Amerikas zu gedenken. Aber was wird hier gezeigt? Nicht etwa der glorreiche Sieg der Nord- über die Südstaaten, der zum Ende der Sklaverei in ganz Nordamerika führte und die Einheit der USA wiederherstellte.

Nein, es werden die blutigen Bandenkämpfe zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen im gerade entstehenden New York gezeigt. Des New Yorks, das heute die bedeutendste Stadt der Welt ist. Die krassen Unterschiede in der Gesellschaft der Nordstaaten, in der Korruption, Ausbeutung der Armen, Rassismus, religiöse Heuchelei und Gewalt herrschen. So wurde 1863 die Wehrpflicht für Bürger der Nordstaaten eingeführt, um den Süden endlich zu besiegen. Aber: Wer 300 Dollar zahlte, musste nicht mitkämpfen. Die Armen und vor allem die frisch Eingewanderten, die ganz andere Sorgen als die Sklaverei hunderte Kilometer weiter weg hatten, mussten den Krieg der Oberschicht führen. In welchem Film über den amerikanischen Bürgerkrieg haben wir das jemals so deutlich gesehen?

Eine lange, schnittfreie Szene zeigt dies sehr beeindruckend: Man sieht, wie Immigranten das Schiff verlassen und registriert werden. Gleich dahinter ein Stand der Armee, die drei kräftige Mahlzeiten am Tag und einen guten Sold versprechen. Die Immigranten werden gleich eingekleidet, ausgestattet und aufs Schiff nebenan gen Süden verfrachtet. Die Männer haben dabei keine Zeit, sich hinreichend von ihrer Familie zu verabschieden. Die Kamera fährt weiter, man entdeckt, dass vom selben Schiff per Kran Särge abgeladen und in eine lange Reihe abgestellt werden...

Die Ungerechtigkeiten brodeln und führen zu den schwersten Ausschreitungen, die New York je erlebt hat. Nicht nur Arme gegen Reiche. Auch Arme gegen Arme. Der Film entlarvt eindringlich die Lüge vom „melting pot“ USA, dem Schmelztiegel, an dem sich Völker und Religionen der ganzen Welt angeblich zu einem neuen Volk der Freiheit und Selbstbestimmung vereinen. Zu dieser Zeit wandern vor allem Tausende Menschen aus dem vom Hunger geplagten Irland in die USA ein. Aber schon zu dieser Zeit gibt es selbsternannte „native Americans“ –ein Hohn eingedenk der dort schon seit Tausenden von Jahren lebenden Indianer–, die „ihr“ Land gegen die Immigranten verteidigen wollen. Sie hassen „Nigger“ und Katholiken und fühlen sich als die wahren Amerikaner. Der Konflikt gipfelt in immer wieder aufflammenden brutalen Straßenkämpfen, die Martin Scorsese in drastischen, aber nie voyeuristischen Bildern zeigt.

In diesem –dramaturgisch natürlich verdichteten und zugespitzten– Umfeld also ist die Handlung angesiedelt und gewinnt dadurch Dramatik und Spannung. Nicht nur für diejenigen, die sich für die Geschichte Amerikas interessieren, freilich jedoch insbesondere für diese kann der Film nur eines sein: ein Meisterwerk.

Knapp 9 von 10 Punkten.


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