Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 04.03.2022, seitdem 115 Mal gelesen
Ich schrieb es ja schon „Murders in the Zoo“ – es war nicht alles nur Dracula, Frankenstein und der Wolfsmensch bei Universal, die Laemmles ließen noch so manchen Grusler auf ihr Publikum los, als es irgendwie noch erlaubt war.
Wobei „Secret of the Blue Room” streng genommen kein Gruselfilm, sondern ein Krimi, speziell ein Whodunit ist, der mit dem alten Geister- und Mysterythema rund um die „einzige Person, innerhalb eines geschlossenen Zimmers, die dann stirbt oder verschwindet“ herumspielt.
Aber einen gewohnt gothischen Anstrich hat die Produktion durch die gewohnte Studiogüteklasse dennoch bekommen, so dass gewisse Parallelen zu anderen Filmen in Sachen Look schon festzustellen sind.
Auch ist der Film keine Originalidee, sondern basiert ausnahmsweise auf einer deutschen Vorlage, dem 1932 gedrehten „Geheimnis des blauen Zimmers“ von Erich Engels, mit Theodor Loos, Hans Schlettow und Oskar Sima.
Kurios ist, dass auch der US-Film seine Herkunft gar nicht erst groß zu verschleiern sucht, denn nicht nur tragen die Figuren alle immer noch deutsch klingende Namen (Forster, Brandt, Faber, Brink, Helldorf), sie sprechen auch alle mit einem leicht bemühten europäischen Akzent, denn man mit etwas guten Willen als deutsche Akzenthärte betiteln könnte.
Inhaltlich macht der gerade mal einstündige Film keine großartigen Gefangenen: bei einer Abendgesellschaft sammeln sich drei Verehrer, die Dame des Herzens und der Papa gemeinsam im Schloss. Der schneidige Brink (Paul Lukas) macht der jungen Irene (Gloria Stuart, die ältere Dame aus „Titanic“) präzise den Hof, doch der Journalist Faber und der junge, emotionale Tommy werben ebenfalls um die junge Dame.
Als die Schlosslegende rund um das blaue Zimmer aufkommt, in dem man nicht nächtigen sollte, weil man das nicht überleben würde (dreimal erprobt), führt natürlich zu einer Herausforderung, die Lionel Atwill als Gastgeber gar nicht so gern sieht.
Natürlich geht die Sache bärig schief: Tommy versucht es als erster und verschwindet spurlos. Faber tritt tapfer in der zweiten Nacht an und bekommt von hinten eine Kugel verpasst, womit der Einsatz von Polizist Forster (Edward Arnold) unvermeidlich wird. Und natürlich steckt kein Geist, sondern ein Geheimgang dahinter.
Angereichert wird das alles noch mit ein paar roten Heringen rund um den wortkargen Chauffeur und den scheuen Butler samt eines seltsamen Landstreichers, der immer in die Küche gelassen werden will. Doch wer schon einmal altmodische Dramen gesehen hat, wird sich die Auflösung sicher denken können.
Somit gehört der Film zu den typischen „Haunted House“-Filmen, bei denen man nie sicher sein konnte, ob sich am Bettende nicht ein Loch in der Wand öffnet oder der große Greifer von hinten zupackt, verzichtet wie so viele Filme dieser Untergattung jedoch auf den „comedy relief“ und setzt den Tonfall auf todernst.
Hundertprozentig gelungen würde ich das Ergebnis nicht nennen, denn wenn auch die Bauten und Dimensionen der Räume beeindruckend wirken, kommt Kurt Neumanns Regie sehr statisch rüber und immer wieder ist man überrascht, wie unbeweglich die Kamera doch erscheint. Auch das Finale, das zu einer unglaublichen Schießerei mutiert, bei der alle Beteiligten fünfmal gestorben sein müssten, überspannt den Bogen deutlich, den Täter bis zum letzten Moment im Dunklen zu lassen. Zum Glück können gestandene Mimen wie der allerdings latent unterbeschäftigte Lionel Atwill das wieder abfangen – wie üblich geht Edward Arnold als vierschrötiger Polizist mit jeder seine Szenen mit dem ganzen Film durch.
Der Film war die kostengünstigste Produktion Universals des Jahres und spielte trotz nur freundlicher Kritiken genügend Geld ein, um binnen 10 Jahren noch zweimal verfilmt zu werden. Als typischer Whodunit wirkt er rückblickend jetzt schon ein wenig angejahrt, aber trotz der B-Lauflänge wirkt der Film immer noch wie Qualitätsware, die jedem typischen TV-Kriminalisten vom Rezept her bekannt vorkommen dürfte. Leichtes Vergnügen in düsterer Umgebung. (7/10)
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