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Kampf der Titanen (2010)

Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 3 / 10)
eingetragen am 14.08.2010, seitdem 1273 Mal gelesen



Es gibt Dinge, die altern in Würde und es gibt Dinge, die scheinen überhaupt nicht zu altern - und die Stop-Motion-Kreationen von Ray Harryhausen gehören sicherlich dazu, nachdem nun schon mehrere Generationen sich ihre Kindheit durch die animierten Zauberwelten voller Monster und mythologischer Kreaturen verschönern ließen.
Doch selbst wenn man bekennender Harryhausen-Fan ist, wird es einem mit dem letzten Film des Meisters "Clash of the Titans" nicht einfach gemacht, zu offensichtlich sind die Anbiederungen an die wachsende Blockbusterszene à la "Star Wars", zu sprunghaft das Skript und noch viel schlimmer, zu unterschiedlich die Qualität von Harryhausens Animationen, die sich meistens nicht gut in die modernen Aufnahmen einfügten. Zwar wurde die Medusa ein Klassiker und einige "Viecher" haben durchaus ihren Charme, aber manches Dynamationmaterial wirkte in Kombination mit den Realaufnahmen doch deutlich angejahrt oder gar anachronistisch.

Als nun gut drei Jahrzehnte später das Remake ausgerufen wurde: Jubel in allen Gassen, schließlich war die Tricktechnik inzwischen so dermaßen perfektioniert worden, daß man erst nicht und dann schon wieder überdeutlich sah, wo getrickst wurde, nämlich überall, zumeist im Gesicht und nur am Drehbuch scheitern 3D-Effekte voerst noch. Vorerst.
Der erste Zweifel umwölkte das Haupt, als klar wurde, daß Stephen Norrington ausstieg und man stattdessen Louis Leterrier engagiert hatte, einen halbwegs erfahrenen Haudrauf aus der Styleschule von Luc Besson, dessen Actionsequenzen so getunt sind, daß sie sich wie bei zwei "Transporter"-Filmen gegenseitig erschlagen oder (wie im Falle der "Hulk"-Fortsetzung) das Einzige sind, an das man sich morgen noch erinnern kann.
Immerhin, der Mann war erklärter Fan des Originals von Desmond Davis (der, wie man leider merken kann, selbst nur ein passabler TV-Regisseur war, dem das Händchen für die ganz große Flamboyanz fehlte), also würde er schon nicht allzu grobschlächtig mit dem Material umgehen.

Andererseits erwartete auch niemand einesorgfältige Aufarbeitung der griechischen Mythologie. Wichtig war, die entscheidenden Dinge mußten wieder drin sein: Perseus, Andromeda, Medusa, der Kraken (obwohl ungriechisch), vielleicht die Skorpione, die Meuren, Charon und vielleicht sogar Phantasiegestalt Calibos. Und ja, alle sind sie wieder da, obwohl man die Originalabfolge des Plots mal flott geändert und simpel neu angeordnet hat, was durchaus strukturiert wirken kann.
Aber ohne frisches Blut gehts nicht, also klaute man mal flott aus Disney's "Hercules" die Story, in der Hades den Zeus stürzen will, weil man mit Liam Neeson und Ralph Fiennes zwei namhafte Mimen unter Vertrag hatte, die ihren Kindern und Enkelkindern mal was Flottes zusammen spielen wollten und machte den Götter-Sohn-Halbgott Perseus mal einfach zum Olymp-Verweigerer, der so richtig James-Dean-mäßig anti drauf sein durfte.
Dafür tönte man die Rettung der geliebten Andromeda so dermaßen weit runter, daß durchaus in Frage steht, warum sich Perseus überhaupt die Mühe macht, da ihm die Schöne rechtschaffend am After vorbei geht, hat er doch sein Äuglein auf die göttliche Io geworfen, die hier den Mentorenposten innehat.
Am Ende wird das Model gerettet (weniger vor dem Kraken, mehr vor ein paar eifrig-tuntigen Weltuntergangsaposteln, die gerne mal Leute opfern, nachdem sie Kajal aufgelegt haben) und irgendwie ist der Olymp gar nicht mehr so uncool, dafür muß der Götterpapi aber auch eingestehen, daß die Menschen mal mit der Nase vom Anbeten lassen müssen, damit man die Schutthalde Griechenland zwischendurch wieder aufbauen kann. Ein Schelm, wer bei sowas an die Proteste beim G8-Gipfel denkt.

Womit auch das Positive an diesem Remake schon aufgebraucht wäre, denn sonst ist dem Autorentrio beim Zerfleddern des Originalskripts nichts sonderlich Erwähnenswertes eingefallen, was nicht Lachsalven oder ärgerliches Abwinken provoziert.
Da hätten wir zunächst mal den Helden an sich, dargestellt vom "hot movie male" der Saison, Sam Worthington, der in "Avatar" durchaus noch den denkenden Menschen darstellte, hier aber einen ineffektiven Protagonisten darstellt, der so dermaßen Kriegsdienstverweigerer ist, daß er praktisch für alles und jedes Hilfe braucht. Sohn eines Fischers, der er ist, kann er nicht kämpfen, hat zuviel Wut im Bauch um auch nur geradeaus pissen zu können und überlebt die Chose eigentlich nur anhand der Heerscharen von netten Stichwortgebern, die an seiner Seiten für ihn schicksalsergeben das Handtuch werfen dürfen.
Ein blankes, leeres Gesicht, aber einen soliden Körper - Worthington unterbietet sogar noch den TV-Charme von Harry Hamlin aus dem Original, der wenigstens einen Charakterkopf hatte.
Daß er an Alexa Davalos amourös null Interesse hat, macht die Rettungsaktion nicht spannender, die Gute hat wenig Szenen, außer in taillierter Tunika besorgt dreinzuschauen. Dafür haben wir dann das für Worthington passende It-Girl "Io", dargestellt von Gemma Arterton, die immer noch nachweisen muß, daß sie für dramatische Rollen geeignet ist, denn von ihr kommt ebenfalls null Chemie oder Frische bei Perseus an, womit die beiden perfekt zueinander passen.
Was das Kanonenfutter von Argos angeht, das zwischendurch mal einen Satz äußern darf und innerhalb von fünf Minuten Perseus' Schwertkünste erweckt (hey, Halbgott immerhin), die sind so zahlreich und auswechselbar und vollkommen charakterlos gezeichnet, daß es sich kaum lohnt, überhaupt ihre Namen zu merken. In der Krise gibts nun mal Opfer und wider besseren Wissens oder früherer Aussage oder schlotternde Hose werden sie dann alle bereitwillig zerquetscht, erschossen, durchbohrt, versteinert oder fallen irgendwo runter.

Falls bei dieser Aufzählung irgendjemand Humor vermißt, der ist in diesem Film übrigens ziemlich oft abwesend. Was beim Original noch mit britischem Unterstatement und distanziert-trockenem Humor aufgerüscht wurde, ist hier ein mehr als bemühtes Unterfangen, sei es nun beim Flötespielen am Lagerfeuer, Skorpionreiten oder ganz einfallsarm beim Herauskramen der Mecha-Eule "Bubo" aus einer Materialkiste, die einzige Fanreminiszenz an den Film von 1981.
Mit toternstem Gesicht reißt man hier die Actionsequenzen so schnell und gewohnt bombastisch runter, daß der geneigter Teenagerfan gar nicht zum Durchatmen kommt. Dafür soll zwar Göttervater Zeus sorgen, aber der macht nur ein besorgtes Gesicht, während Ralph Fiennes' Hades mal wieder den alten Voldemort mit heiserer Stimme durch die Unterhose spricht, während man ständig irritiert auf seine angemalten Eyeliner-Tränensäcke starrt. Der Rest vom Fest der Götterschar gemahnt in Ausstrahlung und Ausstattung dermaßen an Erna auf dem Tuntenball, daß man praktisch alle Szenen flottestmöglich aus dem Film vor Start entfernte (17 Minuten, holla!) und sie als "cut scenes" auf die DVD klebte. So lebt der Monumentalfilm um 2010 gerade mal 92 Minuten, das rockt doch die Aufmerksamkeitsspanne.

Was sonst noch ärgerlich auffiel: zum Einen das niemals ruhende Gefühl, jede Szene, jede Action, jeden gefühlvollen Moment schon mal woanders gesehen zu haben. Überall winken HdR und Star Wars an allen Ecken und Enden, Zeus sieht aus wie Ben Kenobi und wer Perseus' joystickgroßes Zauberschwert (es wächst und leuchtet dann) dann nicht mit einem Lichtschwert in Verbindung bringt, muß die letzten 40 Jahre wohl im Schrebergarten gewesen sein. Munteres Zitateraten gegen Einschlafanfälle aus Abgedroschenheit, also schmeißen wir noch ein paar Gimmicks in die Runde. Da wären zunächst die Dschinns, die in der griechischen Mythologie ja irre viel zu suchen haben und so eine Art halbmechanische Technomagier mit Streichholzmosaikgesichtern darstellern. Zwischendurch wollen sie stiften gehen, weil Perseus ja laut den Meuren sterben soll (ein Punkt, auf den irgendwie gar nicht mehr eingegangen wird), aber einer bleibt trotzdem und darf sich später mal in die Luft sprengen. Dialogausfälle wie "das kenn ich aus der Legion" (Römer? Wo?) fallen da kaum noch ins Gewicht. Dazu ist Pegasus zur Abwechslung mal ein Rappe und hat eine Deckherde (alter Schmecklecker!), muß nicht gezähmt werden, verschwindet dann erstmal wieder funktionslos aus dem Film, um als nötiger Airbus zum Finale wie von UPS geschickt pünktlich aufzutauchen. Zwei kampferprobte Südländer (in Griechenland) verbreiten dazu sidekick-mäßigen Dönerbudenhumor und die religiösen Eiferer in Weltuntergangsstimmung strecken noch etwas den Plot.

Womit wir dann notdürftig auch schon zu den Effekten kommen, die wiederum natürlich nur noch aus dem Computer kommen.
Wie überhaupt alle Küsten, Städte, die meisten Bauten, die Monster, der Nebel, das Licht und der Himmel alles vom PC zu Tode gearbeitet wurden, um den schimmernden Sepia-Look einzubauen, den moderne Filmemacher offenbar in Unkenntnis der Sachlage immer noch für fantasyhaft halten.
Dazu die alter Transporter-Regel: wenn du schon Actionszenen hast, dann inszeniere sie laut, schnell und unübersichtlich, dann fällt die PC-Arbeit vielleicht nicht ganz so viel auf, dafür verzichtet der Zuschauer aber auch auf das kleinste Detail, das ein Monster eben so unverwechselbar macht. Ganz enorm schlecht fällt das in der Medusa-Sequenz auf, die atmosphärisch total über den Haufen geschossen wurde, der erste Auftritt verhunzt, das Gesicht mies animiert und dann wieder hektisches Geschlängele rund um Statisten, die sich auftragsgemäß unfähig stellen, mal den Blick niederzuschlagen.
Auch Hades, der stets dunkle Wolken absondert, ist da wenig mehr als eine Computerspielerei, die Skorpione sind dann doch im Stile der billigen "Herkules"-TV-Serie programmiert und die Möglichkeit, eben diese enormen Schauwerte durch optische Gediegenheit und in olympischer Breite in Szene zu setzen, schafft Leterrier in keiner Phase, am Ende soll es nur schnell gehen und ballern, auf daß niemandem auffällt, daß der Held ein ungnädiges, renitentes Arschloch ist.

Alles in allem eine satte Enttäuschung von einem Blockbuster, der gerade deshalb so albern ist, weil er eben ernst sein will und sämtlich Versatzstücke zwar neu anordnet, aber nicht eben besser. Natürlich gibt es wieder reichlich Futter für alle, denen die Bourne-Filme beinahe zu langsam geschnitten waren, aber der FX-Genuß, der Spaß mit Göttern und Monstern will sich nicht einstellen, der "Sense of Wonder" ist hier total verloren gegangen, stattdessen heißt es wieder mal "take the money and run". Und solange das ADS-versehrte Publikum nicht die Ansprüche drosselt und auf markige Käsefußsprüche wie "Release the Kraken" reinfällt, wird die Masche auch weiterhin im ICE-Tempo voranrasen. (3/10)


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