Eine Kritik von floair (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 27.01.2010, seitdem 1715 Mal gelesen
Wie schon zuvor bei William Lustigs "Vigilante", fungierte das Videolabel Marketing-Film auch bei "The Hard Way" als ausführender Produzent. Regisseur Norbert Meisel (Los Angeles Cop, Ray of Sunshine) liefert ein eindrucksvolles Debüt ab, seiner Ehefrau Nancy Kwan (Night Creature, Katastrophenflug 243) verpasste er gleich die Hauptrolle. Leider verschwand dieser schmuddelige 80er Jahre Gangsterfilm bei uns total in der Versenkung, wäre aber eine DVD-Auswertung auf jeden Fall wert.
Christine Holloway (Nancy Kwan) will Rache am Gangster Brusstar (Joe Spinell) und seinen Mannen, denn die ermordeten kaltblütig ihren Sohn und ihren Ehemann, der angeblich in Drogengeschäfte verwickelt war. Christine konnte den Mörder entkommen und trifft auf den Taxifahrer Jason Walk (Robert Foster). Doch Jason hat schon genug eigene Problem und wird nun in die Vendetta von Christine verwickelt. Trotzdem versteckt er sie bei sich zu Hause, doch Brusstar hat bereits ein Kopfgeld auf Jason ausgesetzt. Als sein bester Freund Tony (A. Martinez) von Brusstar gefoltert und getötet wird, ist für Jason der Ofen aus. Er schlägt gnadenlos zurück.
Die überzeugenden Darsteller tragen diese einfache Rachegeschichte. Besonders Robert Foster (Firewall, Delta Force) liefert eine einmalige Vorstellung. Alte Klamotten, zerzaustes Haar, man erkennt ihn kaum wieder. Sein Charakter ist vielschichtig und bringt viele Probleme mit sich. Er schlägt sich als Taxifahrer durch und ist nebenbei Schuldeneintreiber. Dabei war Jason einst ein erfolgreicher Baseball-Spieler, doch ihm fehlte der Mut, um solch eine Karriere anzutreten. Nun wohnt er in Miete bei einer alten Frau, die äusserst neugierig ist, mit der er sich jedoch gut angefreundet hat. Freunde hat er ansonsten nicht viele, er macht sich durch die Geldeintreiberei eher Feinde und bringt sich dabei in brenzlige Situationen. Aber im Grunde genommen ist er ein guter Mensch, denn nach einem reichlich misslungenen Versuch die Mörder ihrer Familie auszuknipsen, versteckt er Christine bei sich und steht damit selbst in der Schusslinie. Immerhin darf er sich in Christine verknallen, doch die Beiden liefern sich einige verbale Streitereien. Doch gerade solche Szenen macht die beiden Hauptakteure noch sympathischer. Nancy Kwan macht ihre Sache als Racheengel wirklich sehr gut, obwohl sie an Foster nicht heranreicht. Joe Spinell (Eureka, Vigilante) gibt den schmierigen Gangster Brusstar, der von allen immer nur Bruce genannt wird.
Von der Story sollte man nicht zuviel erwarten, echte Überraschungen gibt es nicht. Doch dafür hat Meisel seine Charaktere im Griff und kann ihnen Tiefe verleihen. Da wird Jason von seiner Freundin betrogen und rächt sich, indem er schnell mal eine Barfrau durchs Bett scheucht. Um einige Onliner ist Jason auch nicht verlegen. Die Dialoge sind zwar einfach gehalten und manchmal plump und enthalten viele Schimpfworte, dennoch haben sie richtig Pepp und man darf öfter über die Streitereien der Charaktere lachen. Auch schmeißt Meisel nicht mit den Actionszenen um sich und setzt eher auf Atmosphäre. Die vielen Nachtszenen und die schmuddeligen Sets fördern ein ganz besonders Flair zu Tage. Man fühlt sich sofort in diese schöne Zeit zurückversetzt. Und der Score von Jay Chattaway ist große Klasse. Von Jazz bis Rock ist alles gegeben, um jede Szene stimmig zu untermalen.
Doch es dauert lang, bis Jason zum Racheengel wird. Wir sehen gleich zu Beginn wie Christines Familie erschossen wird, den Kopf der Bande kann sie auf eigene Faust erledigen. Richtige Actionszenen lässt "The Hard Way" vermissen. Es gibt ein paar Tötungen, Jasons bester Freund Tony wird zu Tode gefoltert unter anderem mit einer Bohrmaschine und erst dann rechnet Jason mit Brusstar und seinen Mannen ab. Doch wenn etwas passiert, dann ist es auch brutal und intensiv. Jason ist hier kein Superheld und kriegt auch mal eins auf die Mütze. Sein Rachfeldzug ist sogar ziemlich real gehalten, er macht mit den Gangstern kurzen Prozess, ohne sich endlose Prügeleien oder Schießereien zu liefern. Auch ist die Gegneranzahl nicht sonderlich groß.
"The Hard Way" ist kein Klassiker, aber ein extrem atmosphärisches Stück 80er Jahre Kino, welches von seinen brillanten Darstellern getragen wird. Der Plot ist einfach, aber effektiv umgesetzt, dennoch dürfte ein wenig mehr Action vorhanden sein.
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