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Hard Way, The (1983)

Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 6 / 10)
eingetragen am 13.07.2018, seitdem 1003 Mal gelesen



Nachdem der gebürtige Wiener Norbert Meisel als Regisseur in den USA einige erotische bis pornographische Filme gedreht hatte, betraute man ihn mit der Regie des kleinen Underground-Reißers „Walking the Edge“, den man hierzulande „The Hard Way“ taufte (und das Jahre bevor es den amerikanischen „The Hard Way“ alias „Auf die harte Tour“ gab).
Dabei gehen Meisel und sein Drehbuchautor Curt Allen direkt in die Vollen: Christine Holloway (Nancy Kwan) und ihr Sohn werden von dem Gangster Brusstar (Joe Spinell) und seinen drei Spießgesellen mit vorgehaltener Waffe bedroht, da ihr Mann ein Drogendealer sei, kurz darauf ballern die Halunken den heimkehrenden Gatten über den Haufen und auch Sohnemann. Nur Christine entkommt in einer spannenden Jagd- und Versteckszene dem Schmierlappenquartett, das sich somit direkt als sleaziges Schurkengespann deluxe erweist.
Die andere Hauptfigur lernt man darauf kennen, den abgehalfterten früheren Baseballprofi Jason Walk (Robert Forster), der nun Taxi fährt und nebenher als Geldeintreiber für eine lokale Unterweltgröße arbeitet. Dummerweise setzt sich Jason kaum durch, im Beruf wie auch im Privatleben, weshalb seine Freundin fremdgeht und ein anschließendes Techtelmechtel mit einer Barkeeperin auch nur wenig glorreich endet. Jason ist der typische Underdog, der sympathische Loser, dessen Taxi schließlich von Christine gemietet wird, die auf Rache aus ist.

Als der ahnungslose Jason die Witwe zu der Werkstatt fährt, in der die Gangster arbeiten, tötet Christine einen von ihnen, doch die anderen entkommen und sind von da an auf Rache aus. Jason versteckt Christine bei sich und wird in die Fehde hineingezogen…
„Walking the Edge“ erinnert an das Flair von anderen Low-Budget-Reißern wie „Vice Squad“ und „Vigilante“, wobei er sich mit letzterem Komponist Jay Chattaway teilt. Chattaway ist Weggefährte von William Lustig, der nicht nur zuvor „Maniac“ mit Joe Spinell in der Hauptrolle drehte, sondern gerüchteweise auch Anschubkraft von „Walking the Edge“ im Hintergrund war. Möglich ist es durchaus, denn wie Lustigs Filme jener Ära zeichnet sich Meisels Film dadurch aus, dass er die Stimmung auf Straßen zu jener Verbrechenshochzeit einfängt, nah an Normalos, Gangster und Unterschichtlern dran ist, nicht auf überlebensgroße Helden setzt. So verzichtet der Film auch auf große Actionszenen, lässt Christine und Jason selten zu Pistole oder Messer greifen. Wenn es dann zur Konfrontation kommt, dann ist diese schnell vorbei, denn die Beteiligten sind auf den eigenen Vorteil aus, stechen den Gegner auch rücklings am Waschbecken. Diese dezent eingesetzten Schauwerte fügen sich dann aber wunderbar in die Atmosphäre des Films ein.
Mit seiner Mischung aus Undergroundkino, Exploitation und Noir-Anteilen ist „Walking the Edge“ dann überraschend figurenzentriert – bis es zur Eskalation kommt und Jason sein schlummerndes Gewaltpotential freilegt, sind ungefähr zwei Drittel des Films bereits um. So verdeutlicht „Walking the Edge“ bis dahin viel mehr wie Jason immer weiter zur Gewalt getrieben wird, wie er vom Herumgeschubsten zum Rächer wird. Grund dafür ist die Begegnung mit Christine, die wiederum zackig und patent ihr einziges Ziel der Rache verfolgt, die sogar eingesteht, dass ihr Mann es wegen seiner Geschäfte wohl verdient hatte (ob er wirklich Drogendealer war, erfährt man nie so genau), aber die für ihren Sohn Vergeltung üben will. Zwei verlorene Seelen, die zueinander finden, auch romantisch – das mag in seiner Schnelle nicht hundertprozentig glaubwürdig sein, hat aber einen überraschend emotionalen und recht gut ausgearbeiteten Kern, gerade für ein derartiges B-Movie.

Das bedeutet allerdings auch, dass „Walking the Edge“ das Tempo vom Anfang nicht halten kann, in seiner Milieu- und Charakterbeschreibung auch manches für den Mainplot irrelevante Füllmaterial einbaut: Wenn die Gangster in einem Punkclub abhängen, wenn sie die Hackordnung beim Baseballschlagtraining klären, wenn es zur Eskapade mit der Barfrau kommt usw., dann trägt das zwar zur Schaffung der Atmosphäre bei, wirkt aber erzählerisch eher überflüssig. Hinzu kommt, dass der Plot an sich kaum der Rede wert ist: Christine sucht nach den Gangstern, die Gangster suchen nach ihr und Jason tut sein Bestes um zu helfen, das war es dann auch, ehe erst im letzten Drittel es dann wirklich zum Kontakt kommt. Dafür haben es die gewalttätigen Kontakte dann in sich, tragen zum rohen Flair des Films bei, egal ob Christine den Auftraggeber des Killergespanns eiskalt exekutiert oder Brusstar und seine Truppe jemanden via Bohrmaschine foltern.
Als besagter Brusstar ist Schurkenfresse Joe Spinell auch voll in seinem Element, wenn er den gewalttätigen, immer kurz vorm Ausbruch stehenden Brusstar verkörpern und gelegentlich explodieren lassen darf. Noch besser als Spinell ist Robert Forster, der den langsamen Wandel Jasons sehr überzeugend verkörpert, vom lakonisch-sympathischen Schluffi zum Rächer, der seinen neuen Lebensmut erstmal in gewaltsamem Handeln äußert. Nancy Kwan, übrigens die Ehefrau des Regisseurs, schlägt sich wacker, die Nebendarsteller leisten ebenfalls Brauchbares auf B-Niveau.

„Walking the Edge“ verheddert sich manchmal in Nebenhandlungen und Einzelszenen, die den Film nicht vorwärts bringen, setzt seine Schauwerte sehr dosiert ein und ist im zwischenmenschlichen Drama nicht immer hundertprozentig glaubwürdig, überzeugt aber trotzdem als überraschend charakterzentriertes B-Picture über zwei verlorene Seelen, die einander finden und die gemeinsam neuen Lebensmut schöpfen – auch wenn dieser mit Blut erkauft werden muss. Vor allem atmosphärisch punktet Meisels Film, der trotz aller Rohheit und Härte nie zu sehr ins Sleazige abgleitet, was „Walking the Edge“ zu einem sympathischen Vertreter des kleinen, dreckigen Genrereißers, wenn auch nicht ganz so gut wie ähnlich gelagerte Filme wie „Vice Squad“ oder „Vigilante“.


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