Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 08.04.2011, seitdem 1461 Mal gelesen
Was bleibt uns denn noch außer Jason Statham?
Der Brite, der notgedrungen das große Erbe der Actiontitanen der 80er und 90er angetreten hat, weil die anvisierten Thronfolger dann doch lieber Komödien oder dramatische Rollen ausprobieren wollten, während die alten Herren sich immer noch in immer billigeren Epigonen ihrer eigenen Klassiker abstrampeln, arbeitet seit Jahren mit einer bewundernswerten Kontinuität. Wie gesetzliche Feiertage taucht er immer wieder im Jahr auf, man freut sich auf ihn und seine bemerkenswerte Physis und dann ist es doch meistens nicht ganz so aufregend, wie man gedacht hat, doch die Entspannung und Freude über den freien Tag siegt am Ende immer.
Mit seiner unaufgeregten Gelassenheit und seinem stoischen Ernst versucht er sich nie an übergroßen Hürden, die ihm seine Fans ggf. falsch auslegen könnten, schließlich hat er ja die Sympathien, die Schlagkraft und den trockenen Humor schon auf seiner Seite, gepaart mit den ganz großen Actiondramen. Als der große Schweiger ist er also eher der notorische Nachkomme einer stillen Ikone wie Charles Bronson - was ein Wunder also, wenn man das Remake von "The Mechanic" mit ihm in der Hauptrolle umgesetzt hat.
Wunderdinge sollte man von diesem Remake, das erzählerisch noch spürbar die 70er Jahre atmet, aber nicht erwarten, sondern, wie es bei Statham Sitte ist, wenn er nicht gerade mit einem besonders innovativen Regisseur zusammen arbeitet, solide Ware von der Stange, mit der man sich erfreuliche 90 Minuten machen kann. Harte Männer, heiße Colts, wenig Worte, das Kino kann so einfach sein.
Also gar nicht viel hinzugedacht oder weggeschnippelt, stattdessen hat sich Autor Richard Wenk einfach mit dem Originalautor Lewis John Carlino in ein stilles Kämmerlein zurückgezogen, um das alte Drehbuch fürs neue Jahrtausend frisch überzupolieren.
Statham also in die Bronsonrolle, der stille Berufskiller, der kaum soziale Kontakte außerhalb der Gesellschaft seines Mentors (ein flottes 10-Minuten-Cameo von dem Kurzauftrittweltmeister Donald Sutherland) wahrnimmt. Von Zeit zu Zeit beglückt er mal eine käufliche nette Tänzerin und das war es dann auch schon.
Als er seinen Mentor jedoch umlegen muß (Auftrag vom Firmenboss), tut er das zwar ordnungsgemäß, hinterher nagen dann aber doch gewisse Gewissensbisse und so greift er sich den Sohnemann des Toten, der innerlich vor Wut schäumt, nicht eben aus Vaterliebe, sondern einfach, weil es sowieso ständig in ihm brodelt (eine weitere nette Psychorolle für Ben Foster). Folgerichtig lernt er ihn an, bis an den Tag dräut, daß er einem Komplott aufgesessen war und man seinen Freund einfach aus dem Weg haben will. Also mischen wir den eigenen Arbeitgeber auf, bis auf das Problem, das ja jederzeit der Lehrling dem Meister auf sein düsteres Geheimnis kommen könnte.
Das ist ganz alte Schule, simpel bis ins Mark und fettlos hochtrainiert bis zum schieren Muskelfleisch, an dem Steak "The Mechanic" ist nicht ein Gramm Fett zu viel. Allerdings ist so ein Steak nun auch kein nie dagewesener Appetithappen, also stellt Simon Wests Film mehr grundsolides B-Futter für die sonst eher sesselaffinen DTV-Gucker dar. Macht aber gar nichts, denn so entwickelt der lichtdurchflutete Louisiana-Look des Films seine saalbreite Wirkung: kalte Männer in heißer Umgebung.
Die Regie ist solide, der Gewaltlevel angemesssen - zumindest wenn man bereit ist, die modern-hektische Schnittvariante von Kampfszenen und dezent eingesetztes CGI-Blut zu akzeptieren. Aber um die Action geht es sowieso nicht in erster Linie, vielmehr konzentriert man sich ein bißchen mehr auf die Personalstudie.
Statham arbeitet dabei auf Autopilot, die kernigeren Szenen gehören dem schräg angehauchten Foster, der im Gegensatz zu dem eiskalten Jan-Michael Vincent im 72er-Original ein wenig abgründiger daherkommt. Allerdings schleppt er auch die Hypothek mit sich herum, daß bei ihm nie der Gedanke aufkommt, er könnte ein würdiger und gefährlicher Nachfolger werden. Eine gewisse psychopathische Unkontrollierbarkeit ist in seinen Szenen stets im Spiel, welch ein Wunder also, daß er meistens zuviel riskiert oder die Einsätze durch Unachtsamkeit in Gefahr bringt. Da trifft also ein Kühlschrank auf ein wildes Tier.
Probleme bereitet auch, daß man den Star wohl nicht in die Gefahr bringen wollte, eine gänzlich unmoralische, weil soziopathische Rolle einzunehmen, weswegen es die Leute, die Statham im Laufe des Films umbringt, irgendwie alle verdient haben, seien sie nun Waffenhändler, Drogenboss oder der überfette Führer einer scientologyähnlichen Sekte. Irgendwann kommt der Punkt, an dem er einen scheinbar Unschuldigen in Gefahr bringt und prompt erweist sich der Schachzug als durchdachter Fake, hier ist ein wenig zu viel Vorsicht im Spiel.
Auch an dem finsteren, überraschenden Ende hat man ein wenig herumgewerkelt, die Konsequenz des Originals ist etwas dahin geschwunden, dafür bleibt jetzt die Frage offen, warum man sich so sehr mit den Charakteren befaßt hat, die sich dann in einem Showdown wieder mit ihren Emotionen und ihrem Verhalten an ihren Ausgangspunkt zurückziehen (wenn man so will). So dreht sich der Film am Schluß wieder auf Anfang, anstatt sich auf Null zu schalten.
Dennoch dürften die B-Actionfans an diesem Happen durchaus eine Menge Spaß haben, sofern man nicht darauf gepolt ist, stets und ständig unter Dauerfeuer gesetzt zu werden. Dafür muß hier fast ausschließlich die zweite Hälfte herhalten - was den Film zwar nicht völlig falsch gewichtet, aber aus einer vielversprechenden Sache eine schlicht ordentliche macht.
Und Mr.Statham darf sich auf dem Weg vom Actionstar zur Ikone des Genres ruhig etwas mehr zutrauen.(6/10)
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