Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 09.06.2011, seitdem 1478 Mal gelesen
Profi-Killer leben einsam, geben sich meistens wortkarg und sind in der Regel menschenscheu. Wenn man so einem in einer Bar, nach einigen Gläsern Whiskey sein Herz ausschüttet, weil man mit einigen Leuten noch eine Rechnung offen hat, sollte man besser keine Namen nennen oder sie gar auf einer Serviette notieren, - der Fremde könnte den lockeren Worten Taten folgen lassen…
Und so gerät der Büroangestellte Allan Campbell (Cole Hauser) in arge Bedrängnis, nachdem er Jonas (Cuba Gooding Jr.) in der Bar traf und nur so aus Jux fünf Namen notierte. Doch am nächsten Tag ist bereits die Nr. 5, Allans Chef tot. Und da der Zorn über das vermeintliche Fremdgehen seiner Frau tief sitzt, ist sie die Nr. 1 auf der „Hit List“…
Die erste halbe Stunde lässt sich ein wenig Zeit, um die Beziehung zwischen den einander fremden Männern aufzubauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Von Jonas erfahren wir aufgrund des Hustens, dass der Kerl arg angeschlagen ist und gedient hat, wie wir später erkennen, unter Einsatz von Uran-Munition.
Allan hingegen hat eine Pechsträhne: Ein Veilchen, weil er falschen Leuten Geld schuldet, eine ausbleibende Beförderung, die stattdessen sein schleimiger Kollege einheimst und schließlich die Ehefrau, die Allan (natürlich) mit seinem besten Freund erwischt.
Ein naiver Prellbock, der alles schluckt und keine Gegeninitiative zeigt, wie Jonas richtig erkennt.
Nach dem ersten Drittel baut der Streifen ordentlich Spannung auf, denn es folgt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit und einen in jeder Hinsicht überlegenen Killer, der selbst einem Großaufgebot der Polizei locker trotzt und sämtlichen Verfolgern immer einen Schritt voraus ist.
Gooding mimt den Gentleman mit absoluter Präzision und balanciert immer am Rande des leichten Overactings, denn die Figur des Übermenschen lädt ein wenig dazu ein.
Dankbarer fällt die Figur des gepeinigten Büroangestellten für Hauser aus, der einen ordentlichen Job erledigt und besonders während des ersten Drittels für kleine Schmunzler sorgt. Im Verlauf wandelt sich sein Charakter ein wenig vom tumben Angestellten zum entschlossenen Typen, wobei dieser Schritt im Zuge der äußeren Umstände durchaus glaubhaft erscheint.
So gibt es eine Verfolgungsjagd durch die Stadt, ein Auto explodiert, ein Agent mischt am Rande mit, die potentiellen Opfer müssen rasch aus der Schusszone gebracht werden und am Ende wagt sich Jonas in die Höhle des Löwen, ins Polizeirevier, um seinen vermeintlichen Auftrag zu Ende zu bringen.
Mit dem ersten Ableben steigt das Tempo, die simple Prämisse lädt zum Mitfiebern ein und auch wenn einige Unwahrscheinlichkeiten bezüglich des Killers überzogen sind (er weiß nur aufgrund der Namen, wo sich die Leute zu welcher Zeit aufhalten), sorgen die souveränen Mimen für kurze, aber durchdachte Dialoge.
Im Grunde ist der Realitätsgehalt der Geschichte gleich Null, denn wer begegnet schon einem Profikiller in einer einsamen Bar, der sich letztlich als solcher zu erkennen gibt.
Wenn man sich dann aber überlegt, wie schnell sich möglicherweise eine solche Todesliste unter Einfluss hochprozentiger Flüssigkeiten erstellen lässt, die man am nächsten Tag, nachdem der erste Name tatsächlich Opfer eines Verbrechens geworden ist, zum Teufel wünscht und alles am liebsten wieder rückgängig machen würde, fängt die Sache an spannend zu werden.
„The Hit List“ ist beileibe kein Überflieger und gestaltet sich abseits des Sujets auch nicht sonderlich überraschend, er bietet jedoch ein ordentliches Tempo, passable Action-Einlagen und überzeugende Darsteller, was zu einem recht kurzweiligen Vergnügen führt.
7 von 10
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