Eine Kritik von A Retro Kinski (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 18.04.2013, seitdem 597 Mal gelesen
Es beginnt mit für den Film bildtechnisch recht ungewöhnlichen Splitscreens die aber Sinn machen, um dann aber gleich in die nächtlichen Bilder Norwegens abzutauchen für die im Laufe des Films es sich alleine lohnt GNADE anzusehen. Die düstere Atmosphäre des aus natürlichen Gründen fast völlig im Dunkeln spielenden Dramas passt sehr gut zu dem nebulösen Geheimnis zwischen Schuld, Vorwürfen, Moral und Befreiung, Erlösung und eben Gnade.
Fast am Ende der Welt in Hammerfest gibt es fantastische Bilder und eine mitreißende Geschichte. Jürgen Vogel nehme ich inzwischen fast jede Rolle ab und er überzeugt mich auch in GNADE erneut. Dies gilt auch für seine Frau Maria und die meisten Nebenrollen. Die Geschichte (OHNE SPOILER!) von Maria (Birgit Minichmayr) und Niels (Jürgen Vogel) die auswandern und einen Neuanfang versuchen, ist voller Menschlichkeit, aber auch menschlicher Schwächen und Leid.
Eins der im gesamten Film sehr genüsslich ausgekosteten Hauptthemen ist das "Leiden der Täter" und es gibt eine Reihe von Metaphern in Bezug auf auch religiös angehauchte Themen wie Buße, Sühne, Moral und Schuld. GNADE ist mit seinen 130 Minuten Laufzeit ohne dramaturgische Auflockerung und unter dem fast völligen Verzicht auf komödiantische Elemente auch für den Zuschauer nicht ohne gewisse Geduld und Ausdauer zu überstehen. Zu nachvollziehbar sind die Ereignisse, zu nah gekommen sind uns durch die realistische Darstellung die Protagonisten mit ihren immerwährenden trockenen, aber sehr pointierten und intensiven Dialogen.
Der philosophische Kontext ist deutlich erkennbar, ohne aber in allzu tiefe Regionen abzutauchen. GNADE ist beklemmend und einfühlsam zugleich. Gerade durch die recht soundtracklose Fassung werden diese Gefühle noch verstärkt. Auch wenn das Ende optisch und ästhetisch wirklich überhaupt nicht zur grandiosen Optik von GNADE passt, haben wir eine sehr empfehlenswerte deutsch-norwegische Zusammenarbeit gesehen.
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