Eine Kritik von Bretzelburger (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 03.06.2012, seitdem 1772 Mal gelesen
Das Märchen von Schneewittchen, dem wunderschönen Mädchen, dessen Stiefmutter ihr nach dem Leben trachtet, hat schon zu einer Vielzahl an Interpretationen animiert, weshalb auch die Grundidee von "Snow White and the Huntsman", die Story als ernstes Fantasy - Spektakel anzulegen, spannende Unterhaltung verspricht.
Die Königin Ravenna (Charlize Theron) ist nicht einfach nur böse, sondern eine gequälte Persönlichkeit, die schon als Kind leidvoll erfahren musste, das eine Frau nur als jugendliche Schönheit für die Männer von wert bleibt. In einem ewigen Rachezug saugt sie die Jugend anderer Frauen auf, um ihr Antlitz zu bewahren, und zerstört, begleitet von einem finsteren Heer und ihrem Bruder Finn (Sam Spruell), zu dem sie ein inzestiöses Verhältnis hat, systematisch Königreiche, indem sie den Herrscher erst verführt, bevor sie ihn in der Hochzeitsnacht tötet. So geschieht es auch mit Snow Whites (Kristen Stewart) Vater, wodurch sie die Macht in dessen Reich erhält. Snow White selbst wird für Jahre in einem Turm eingesperrt.
Auch auf Schneewittchens Seite gibt es einige Veränderungen. Anstatt eines schönen Prinzen, wird ihr "The huntsman" (Chris Hemsworth) zur Seite gestellt, ein demoralisierter Jäger, der sich aus Frust über den Tod seiner Frau die Birne wegsäuft und verprügelt im Dreck landet. Das ändert sich, als die Königin ihn damit ködert, seine Frau wieder zum Leben zu erwecken, wenn er ihnen dabei hilft, Snow White wieder einzufangen. Diese war, nachdem sie den Bruder der Königin mit einem Nagel bekämpft hatte, in einen dunklen Zauberwald geflohen, in dem sich nur "The huntsman" zurechtfand. Doch ausgerechnet in dem Moment, als sie Snow White wieder erwischt haben, verrät der Bruder, das es nichts wird mit der Wiedererweckung der Frau, woraufhin "The huntsman" zum knallharten Kämpfer für die Sache von Snow White wird.
Auch Kristen Stewart werden als Titelfigur ein paar Varianten zugestanden. Optisch erfüllt sie natürlich die gewohnten Voraussetzungen, aber das jahrelange Eingesperrtsein im kärglichen Turmverlies hat weder der Physis noch Psyche geschadet. Schon bei der Flucht beweist sie erstaunliche Flinkheit und Kondition, bis sie bei der abschließenden Schlacht im Jeanne D'Arc Modus die Truppen anführt. Gleichzeitig darf sie auch noch ein wenig "Twilight" - Feeling durchschimmern lassen. Nicht nur wegen der grauen, farblosen Optik, die das zerstörerische Treiben der unbesiegbaren Königin unterstreichen soll, oder diverser tricktechnischer Horroreinlagen, die den Protagonisten regelmäßig auflauern, sondern auch ihr ständig leicht geöffneter Mund verdeutlicht weibliche Verletzlichkeit und Erstaunen.
Aus dieser Konstellation entwickelt der Film ein Szenario, das schlichte Erwartungen an Fantasy-Action mit Schlachtengetümmel, klaren Konturen zwischen Gut und Böse und pathetischen Wortgefechten erfüllt, aber dabei vor übertriebener Ernsthaftigkeit vergisst, das es sich bei der Story um ein Märchen handelt. Wenn die vor lauter Zauberkraft strotzende Königin ihr "Spieglein, Spieglein an der Wand..." Sprüchlein wortgetreu aufsagt, dann wirkt das nur lächerlich, wie der weiße Schimmel, der plötzlich Snow White bei ihrer Flucht zur Verfügung steht. Zauberkräfte und Monster gehören zu einem Fantasy-Film, aber ein Film, der das Bild einer bitteren, harten Realität mittelalterlichen Ausmasses ausbreitet, in der Männer mit ihren Schwertern und Äxten um ihr Leben kämpfen, und Frauen sich Narben im Gesicht zufügen, um keinen Neid bei der Königin zu erzeugen, verliert jede Spannung, wenn er immer dann auf märchenhafte Zugeständnisse zurückgreift, wenn es kritisch wird.
Übrig bleibt ein optisch aufgeblähtes, lautes Spektakel, das nur entlang des Märchen - Leitfadens seine Story entfaltet, wahllos klischeehafte Fantasy - Elemente verwendet und ohne differenzierte Charakterzeichnungen auskommt. Spannung und Tempo bleiben dabei ebenso auf der Strecke, wie Witz und Esprit, sieht man von einigen unfreiwilligen Humoreinlagen ab (3/10).
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.