Eine Kritik von SquallX (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 04.06.2012, seitdem 1485 Mal gelesen
"Du bist mit wunderbarer Schönheit beschenkt."
Nach dem Tod des Königs fällt ein Königreich in die Hand der Zauberin Ravenna (Charlize Theron), die die Tochter des Königs Snow White (Kristen Stewart) über Jahre in einen Turm sperren lässt. Mit den Jahren stürzt das Land in die Dunkelheit und Ravenna's immerwährende Jugend schwindet, obwohl sie die Lebenskraft von jungen Frauen nutzt, um sich ewig schön zu halten. Ihr magischer Spiegel offenbart ihr, dass mit dem Tod von Snow White auch ihre Alterung nicht länger voran schreitet. Snow White gelingt es allerdings zu fliehen und sich im verzauberten Wald zu verstecken. Da nur wenige sich in diesen verfluchten Ort wagen rekrutiert Ravenna den verwitweten Huntsman Eric (Chris Hemsworth) und bietet ihm als Ausgleich für die Gefangennahme der Flüchtigen die Wiedererweckung seiner toten Frau.
Nach "Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen" ist "Snow White and the Huntsman" die zweite Verfilmung basierend auf dem Grimms Märchen Schneewittchen im Jahre 2012. Während Erstgenannter vor allem durch seine üppige, knallbunte Ausstattung und den selbstreferenziellen Humor auffällig war, legt Letzterer den Schwerpunkt auf ein realistisches Setting, völligst ohne Humor.
In Form einer Mischung aus Fantasy-Märchen und Actionfilm und den überwiegend erdigen, kalten braun und grau Tönen liegt der Vergleich zur "Der Herr der Ringe"-Reihe und der Erfolgsserie "Game of Thrones" recht nahe. Wobei sich daneben auch noch andere Einflüsse, wie Guillermo del Toro's Kreaturendesign oder die christlichen Symbole aus der "Die Chroniken von Narnia"-Reihe, auffinden.
Dies ist auch durchgehend ein auffälliges Manko. "Snow White and the Huntsman" fehlt es an Eigenständigkeit und setzt sich fast nur aus bekannten Bausteinen zusammen. Zusammen mit der sehr konstruierten Handlung und häufigen Logiklücken ergibt sich innovationsloses Baukasten-Kino. Dies mindert jedoch nur die Qualität im Bezug auf konkurrierende Meisterwerke, denn trotz fehlendem Mut zu mehr erzählerischen Höhen kann der Film durch seine flotte Inszenierung unterhalten.
Nur am Rande erinnert die Handlung noch an das bekannte Märchen Schneewittchen. Durch seine Power Frauen ist "Snow White and the Huntsman" viel zu emanzipiert um noch an ein klassisches Märchen zu erinnern. Den sieben Zwergen wird eine neue Rolle zugeschrieben und durch neu hinzu kommende Charaktere zieht der Film schließlich in eine komplett andere Richtung.
Am auffälligsten ist dies durch die nur noch am Rande erwähnte Romanze zwischen dem Prinz und Snow White sowie der Erweckung ihres Tiefschlafs durch einen Kuss. Zumindest in dieser Richtung erweicht sich das Fantasy-Märchen dem "Twilight" Publikum und ermöglicht dreimaliges Geknutsche, wobei hier jede Hauptfigur einmal ran darf. Zumindest im übertragenen Sinne.
Anhand vieler, kurzweiliger Actionsequenzen lässt "Snow White and the Huntsman" die Zeit schnell verstreichen. Durch den opulenten Soundtrack dringen hin und wieder epische Züge durch, die in der leicht taktisch inszenierten, finalen Schlacht auch endlich etwas länger heraus brechen.
Zwischen diesen Szenen präsentiert der Film eine beeindruckende Optik. Neben den kalten Burgmauern und beängstigenden Wäldern finden sich auch kunstvollere Bilder, wie moosbedeckte Schildkröten oder blumenähnliche Schmetterlinge. Die detaillierten digitalen Effekte erstaunen ebenso wie das vielseitige Kreaturendesign.
Da stört es dann auch kaum, dass die Figuren etwas kurz kommen. Nur rundimentär werden diese charakterisiert, eine komplexe Wandlung findet nicht statt. Zugute kommt dem Film, dass die Präsenz der titelgebenden Figuren und die der Gegenspielerin in etwa ausgeglichen ist.
Charlize Theron ("Monster", "The Road") erweist sich als Paradebeispiel im Sinne einer mimisch wandlungsfähigen Charakterdarstellerin mit dem Hang zur Übertreibung. Ihre Performance ist die einzige, die auch später noch hängen bleibt. Dagegen bleiben Kristen Stewart ("Twilight"-Reihe) und Chris Hemsworth ("Thor") mäuschengrau. Beide sind nicht in der Lage aus ihrer starren Vorführung auszubrechen.
Am Rande treten Toby Jones ("Frost/Nixon"), Ian McShane ("Fluch der Karibik"-Reihe), Eddie Marsan ("Sherlock Holmes"-Reihe) und Bob Hoskins ("Doomsday - Tag der Rache") unscheinbar als Support auf. Ganz undankbar wird Sam Claflin ("Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten") kaum wahrgenommen verpulvert.
Die Stärken von "Snow White and the Huntsman" liegen eindeutig im visuellen Bereich. Ausdrucksstarke Bilder und ein stimmungsvoller Soundtrack fügen sich zu einer ansprechenden Atmosphäre zusammen, die das fantastische Action-Märchen durchgehend unterhaltsam macht. Der Mangel an Originalität bleibt jedoch offensichtlich. Auch wenn die nur oberflächliche Handlung sowie die schlichten Charaktere verschmerzbar sind. Mit weniger schwankenden Schauspielerleistungen hätte da sicher kompensiert werden können, was der hohe Actionanteil nicht schon neutralisiert. Knappe ...
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