Der ehemalige Werbefilmer Bert I. Gordon hat ein Trademark und das sind billigst inszenierte Giganten in drittklassigen Science-Fiction B-Movie Flicks. Ob ihn dabei Atomtests, Bombenabwürfe und der kalte Krieg wirklich traumatisiert haben, oder er darin einfach ein zeitgenössisches Potential entdeckt hat, schnelle Kohle zu machen, darf man sich dabei selbst ausmalen. Jedenfalls ist es kaum überaschend, wenn The Amazing Colossal Man seinen Anfang bei einem mit Stock-Footage unterstütztem Bombenexperiment nimmt.
Zumindest aus heutiger Sicht ist er dabei mindestens so hanebüchen wie Lehr- und Propagandafilme der Marke Duck and Cover. Den Explosionen wohnten seiner Zeit allerdings wirklich Menschen in unmittelbarer Nähe bei, weshalb zumindest die Möglichkeit, daß jemand durchs Sperrgebiet stiefelt, im Bereich des Möglichen weilt.
Lt. Col. Glenn Manning (Glenn Langan) ist der Kandidat, der dieses seltene Vergnügen in Kauf nimmt, als er lossprintet, um die Insassen eines just über dem Gelände nieder gegangenen Flugzeugs zu warnen. Schlechte Idee, danach ist er Toast. Doch mit großteils verbrannter Haut geschieht das Unglaubliche, er ist noch am Leben!
Die Ärzte bemühen sich um ihn. Seine Freundin ist besorgt. Er zeigt erstaunlich gute Regenerationsfähigkeiten, also verlegt man ihn als Geheimprojekt, schließlich könnte dies ein Meilenstein der Wissenschaft werden. Da aber seine Zellen jenseits der Normalität funktionieren, wird er immer größer!
Nichts, was uns erstaunt hätte, haben wir doch genau das erwartet. Wohl ungewöhlich jedoch ist die Konzentration auf das Schicksal des Patienten, der das Trauma seines eigenen Leichtsinns, aber auch des leichtfertigen Umgang mit der gefährlichen Waffe und damit niedrigen Sicherheitsbedingungen zu verarbeiten hat. Wissenschaftlich äußerst fragwürdige Hintergründe und Erklärungen sind einer gesteigerten Dramatik jedoch nicht zuträglich, so bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden, daß Mannings Herz langsamer wächst als sein Körper, weshalb er nicht nur sterben wird, sondern vorher noch durchdrehen könnte. Nichts anderes wollten wir doch auch sehen?
Genauso wie The Amazing Colossal Man die Geschichte um einen möglichst preisgünstigen, also mit einem Menschen besetzten Rückprojektionseffekt konstruiert ist, müssen wir nach dem ein Medikament am Riesen erprobt werden soll, einem stümperhaft umgesetzten Hubschrauberflug Zeuge werden, bei dem zwei Besatzungen in exakt demselben Cockpit abgefilmt werden. Eine Riesenspritze mutet ja noch einigermaßen komisch an, kaum begeistern kann jedoch die Kulissenstampede in der Manning dann zaghaft wüten darf, wobei am sehenswertesten schon die zerstörten Reklameverzierungen im Las Vegas-Stil wirken.
Fast glaubt man, einen Knuddelfaktor wie bei Panik um King Kong auszumachen, wenn sich Lt. Col. Glenn Manning nahezu kindlich an seine neue Miniaturumgebung gewöhnen muß, die er zeitweilig in einem Zirkuszelt als seinem neuen Wohnsitz vorfindet. Leider nur wird diese Stärke nicht genug in den Vordergrund gestellt, so daß eine allein finanziell vermutlich irrealistische Zerstörungsorgie durch ihr Fehlen negativ auffällt.
Viel Wind um nichts, denn mit unpassend langen Dialogen und einem leider ungenügend beleuchtenden Nebenplot kann Gordon nicht verbergen, daß die kurzlebigen Malibu Productions mit The Amazing Colossal Man nur einen weiteren halbherzigen Garanten für das schnelle Geld produzierten, auf das es die Partner Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson mit ihrem Verleih American International Pictures abgesehen hatten. Zwar ist der Film noch einer der etwas besseren dieser Zunft, kann er doch zumindest auch ein paar ganz nette Ansätze liefern, jedoch baut sich nie die Tiefgründigkeit auf, die Drehbuchautor Mark Hanna mit seinem Script für Angriff der 20 Meter Frau erreichte.
Wer in seinem Couch-In noch einen schlechteren Zweitfilm für ein stilechtes Double Feature benötigt, könnte in The Amazing Colossal Man einen passenden Streifen vorfinden. Wenn man auch als B-Film Freak ansonsten nicht alles gesehen haben muß, kann man dieses Erlebnis durchaus überspringen.