Eine Kritik von Vince (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 18.10.2014, seitdem 329 Mal gelesen
kurz angerissen*
Nach Harvey Keitel bzw. Nicolas Cage, beide jeweils im Original und Remake von „Bad Lieutenant“, darf nun auch James McAvoy einen kaputten Polizisten in seine Vita eintragen, dessen Geisteszustand sich auf dem Bildschirm manifestiert, ohne dass sein Umfeld davon allzu viel bemerken würde, was letztlich in einer selbstzerstörerischen Spirale mündet, die mit bitterschwarz noch zu hell umschrieben ist. In typisch britisch-blasser Grießel-Optik der Trainspotting-Schule darf der schottische Schauspieler im wahrsten Sinne die Sau rauslassen. Regisseur Jon S. Baird nutzt schmuddelige Sets in ausgeblichenen Farben und setzt sie in schnellen Schnitten zusammen, wobei er immer wieder groteske, horrorähnliche Bilder der Figuren in Form von Tieren hineinmontiert, die auf karikaturistische Weise das Wesen des jeweiligen Charakters hervorkehren, wobei die Hauptfigur sich selbst im Spiegel passenderweise stets als Schwein erkennt. Obwohl McAvoys Figur eine fatale Vergangenheit auf den Leib geschrieben wird, ist deren Aufarbeitung nur sekundär von Interesse; in erster Linie lebt „Drecksau“ von dem gesellschaftlichen Possenspiel, denn das scheinheilige, niederträchtige Verhalten der Hauptfigur gegenüber den meisten seiner Mitmenschen ist letztlich als Reaktion auf deren eigene Scheinheiligkeit zu verstehen. Baird meidet damit die Möglichkeit, gesellschaftliches Normempfinden als regulierende Macht über den irregeleiteten Polizisten zu spülen, um ihn auf den rechten Weg zu bringen. Derartiges Konformitätsdenken hat „Drecksau“ glücklicherweise nicht zu bieten, dafür aber einen frei aufspielenden Hauptdarsteller auf einem hochinteressanten, wenn auch mitunter anstrengenden Kamikazetrip mit einer knalligen Schlusspointe – und einem herzallerliebsten Zeichentrick-Epilog.
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