Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 10 / 10) eingetragen am 20.05.2002, seitdem 2530 Mal gelesen
Manche Filme sind einfach perfekt.
Hier ist einer!
Curtis Hansons Verfilmung des Romans von James Ellroy ist ein seltener Fall von geradezu perfekter filmischer Umsetzung eines hochkomplizierten Kriminalromans. Star des Films ist dabei neben dem wunderbar ausgesuchten Cast sicherlich das ungemein ausgewogene und dabei doch hochkomplizierte Drehbuch Brian Helgelands, der aus einem Mordfall eine Verschwörung innerhalb der Polizei von Los Angeles herausfiltert, die ihre Geheimnisse nur zögerlich preisgibt. Dabei verschmilzt er tatsächlich Handlungsstränge von gleich drei Hauptfiguren, die mal getrennt, mal gemeinsam agieren, sich trennen und wieder zusammenfließen, um schließlich jeder auf seine Weise zur Auflösung beizutragen.
Es ist eine schmutzige Welt, die uns da als L.A. der 50er Jahre präsentiert wird und was hier nun vorgehen wird, irgendwo zwischen Gangstertum, Verschwörungen, Prostitution, Rassismus und Mord, ist zu Beginn noch unklar. Hier wird höchste Aufmerksamkeit abverlangt, jede Szene, jede Figur könnte noch ihre Bedeutung haben. Und weil der Plot zu komplex ist, um ihn konventionell abzuhandeln, wird er gesplittet.
Da haben wir Kevin Spaceys Jack Vincennes, der sich mehr als Star der Gazetten, denn als ernsthaften Polizisten sieht und schon mal Extra-Scheine für Popularität einsteckt. Da ist Bud White, beängstigend portraitiert von einem brutal-durchschnittsbemittelten Russell Crowe, der seine Agressionen aus dem Beruf kaum noch unter Kontrolle hat und so ungewollt zum Spielball in einem Komplott wird, während er gleichzeitig einem Luxus-Callgirl (Basinger) verfällt. Und da ist Ed Exley, Guy Pearce als brille-tragender Sohn einer Cop-Legende, der ganz nach oben will, aber auf seine ganz spezielle Tour und an seinem Ehrgeiz und seinen Ansprüchen beinahe scheitert.
Es würden jeden Rahmen eines Reviews sprengen, die Handlung nun durchzugehen, um die geschickt miteinander verknüpften Figuren, von denen nun wirklich jeder Dreck am Stecken hat, sogar die Guten, vollständig auszuleuchten.
So sei nur erwähnt, daß sich Helgelands Buch langsam wie eine knallbunte Blüte öffnet, tatsächlich linear vorgehend, doch immer wieder als doppeldeutig und doppelbödig entlarvt. Mal wird unabhängig agiert, mal handelt hier eine Person ungewollt aus dem Willen anderer, nur wann, weiß niemand.
Dabei ist die Atmosphäre stets zum Schneiden scharf, droht stets die Explosion, ein Ausbruch brutaler Gewalt, der uns sagt, daß hier möglicherweise niemand lebend rauskommt. Tatsächlich hat der Film dann auch Gewaltfreaks reichlich zu bieten, reihenweise Morde, Tote, brutale Schießereien, Dreck und Leichen. Trotzdem muß man stets geistig rege bleiben, um den Faden nicht zu verlieren, denn hier gibt es im Fünf-Minuten-Takt Überraschungen, die den Film immer wieder in eine andere Richtung lenken, die Beziehungen der Figuren untereinander neu anordnen.
Ungewöhnlich dabei, daß ein Krimi so viel Tiefe in seinen Figuren erforscht, Charaktere nicht als Schemata entlarvt, sondern voll und ganz ausfüllt und belebt. Um so knalliger dann, wenn einer der drei Hauptdarsteller nach gut zwei Dritteln plötzlich stirbt und der Bad Guy damit enthüllt wird. Das kommt dermaßen unerwartet, daß man völlig mitgerissen wird. Das Drama (und nichts anderes ist es) mündet schließlich in ein apokalyptisches Feuergefecht in einem halbverfallenen Motel, wo sich die zwei Überlebenden bis aufs Letzte wehren, um dann zum Schluß noch ein paar geschickt-perfide Schlenker anzuhängen. Keine weiße Weste, niemand!
"L.A.Confidential" ist die schiere Pracht von einem Film, einer von denen, wie sie heute nicht mehr gemacht werden, wäre hier nicht der Beweis, daß sie noch möglich sind. Tatsächlich kann der Film vor Kraft kaum laufen, so sehr rinnt ihm die Klasse aus allen Öffnungen. An der Oscar-Front vom übermächtigen "Titanic" unberechtigt geschlagen (wenn auch nicht für das Drehbuch, hähä....), lief der Film erst nur mäßig, um dann durch Mundpropaganda doch zu einem Erfolg zu werden.
Meisterwerke werden eben doch noch geschaffen und hier haben wir einen der besten 10 Filme der 90er, der riecht, als sei er aus den 70ern. Gentlemen, wir haben einen Gewinner: 10/10.
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