Drei Männer, eine Frau und ein nur scheinbar geklärtes Verbrechen in Los Angeles: Das ist L. A. Confidential. Was auf den ersten Blick wie ein müder Aufguss des Film Noir nach der gleichnamigen Romanvorlage von James Ellroy wirkt, ist in Tat und Wahrheit ein Film, der mit allen Wassern gewaschen ist. Regisseur Curtis Hanson (Wonder Boys, 8 Mile) zieht hier alle Register des klassischen Erzählens. Das Resultat ist so bestechend, dass der Streifen 1997 gar in Cannes lief – ironischerweise gegen den Willen des Studios. Es ist wirklich schwer vorstellbar, wie man dieses Drehbuch knackiger, detaillierter und stilvoller hätte inszenieren können.
In den ersten 15 Minuten ist man noch etwas ratlos ob der vielen Namen. Aber sobald die Rollen geklärt sind, schwingt sich Hanson mit Volldampf von Szene zu Szene. Dabei ist einem, als würde das »Old Hollywood« wieder auferstehen. Das hat Klasse, Stil und Grösse. In guter alter Noir-Manier werden die dunklen Seiten des US-amerikanischen Glamours ans Licht gezogen: Prostitution, Korruption, Bestechung, Drogen, Vergewaltigung, und und und. Alle drei Protagonisten sind unsympathisch – jeder auf seine ureigene Weise. Doch sind sie nicht unsympathisch genug, um nicht mit ihnen mitzufiebern. Die Intrigen, Pakte und Streitereien zwischen den Dreien sind so verwickelt wie virtuos erzählt. Der Twist des Filmes erfolgt schockierend direkt und unvermittelt. Zudem gibt er Anlass zu einer der intelligentesten, poetischsten und pointiertesten Geheimbotschaften der Kinogeschichte. (Stichwort »Rollo Tomasi«.)
Angenehm: Curtis Hanson ordnet seine stilistischen Entscheidungen allesamt den Plot unter. Die Inszenierung ist beinahe unsichtbar, lässt den Schauspielern wunderbar viel Raum. Und was für Schauspieler das sind! Guy Pearce versprüht eine steife, ernste und arrogante Präsenz; Kevin Spacey ist schmierig und doch seltsam charmant. Russell Crowe spielt entfesselt, als ginge es hier um sein Leben. Die Männerriege wird aber von einer Frau mühelos gegen die Wand gespielt. Kim Basinger als einsame Prostituierte Lynn ist eine umwerfende Femme Fatale: sexy und mütterlich, stark und verletzlich. Obwohl Lynn eher ein Konfliktherd als eine handlungstragende Figur ist, geht sie so schnell nicht vergessen. Sich als Nebenfigur dermassen ins Gedächtnis zu brennen, das ist eine beachtliche Leistung.
L. A. Confidential ist eine meisterhafte Liebeserklärung an den Film Noir aus den 90er-Jahren. Ein Kriminalfilm der Extraklasse, ein elegant verschachtelter Plot, bevölkert von kantig-echten Charakteren. Das Kronjuwel des Neo-Noir.
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