Eine Kritik von DasNetz_inDir (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 19.09.2015, seitdem 103 Mal gelesen
Wer mich kennt, weiß das ich sehr auf Dokus stehe. Deshalb weil sie fast immer etwas zutiefst realitätsbezogenes dem Zuschauer in der Lage sind viel näher zu bringen und uns in den meisten Fällen die nicht so bunten Seiten der Welt erfahrbar macht. Gute Dokus regen in den meisten Fällen den Intellekt des Zuschauers an und werfen neue Perspektiven auf vernachlässigte Randgebiete der Gesellschaft.
"At Night I Fly" schaut in die Welt in der die persönliche Freiheit auf eine Minimum reduziert ist, in der Überleben vor allen Dingen, im Kampf mit der eigenen Psyche ausgefochten wird. Er zeichnet ein weitgehend unverzerrtes Bild vom Alltag in einem Hochsicherheitsgefängnis. Abseits von für von bekannten Kinofilm natürlicherweise stilisierten und selektierten Alltagsdarstellungen an diesen Orten.
Er zeigt wie befruchtend der Ausdruck durch Kunst für die seeehr lange Zeit (oder für immer) wegesperrten armen Geister ist, um mit sich und mit der Welt, ihren Taten und ihrer Schuld ins Reine zu kommen.
Die Straftaten der Täter spielen dabei zu keiner Zeit eine Rolle, sondern die einzelnen Menschen stehen im Vordergrund des Filmes und die Frage: "Was macht es mit dem Mensch wenn er sich selbstverschuldet in solch eine Situation Lage bringt?" Und schließlich an einen tristen Ort kommt, der kaum oder sogar keine Möglichkeit bietet sich selbst wieder zu normalisieren oder irgendwie versucht Hoffnung zu schenken. Hoffnung für den Einzelnen ein besserer Mensch zu werden.
Es ist Amerika, eines der Länder in dem das dem Staate zu Grunde liegende
Sozialsystem, schon nach kurzer Zeit einem dem nackten Überlebenskampf überführt und in dem Mensch meist nur soviel wert ist, wie er in wirtschaftlich erfassbaren Zahlen aufsummiert hergibt. Ein Land in dem wohl nicht auch gerade deswegen für viele im täglichen Leben keine Zeit bleibt, komplexere moralische Werte als wichtigste Handlungsmaximen einzusetzen.
Auch wenn es in weiten Teilen Europa sicherlich ein wenig anders in Gefängissen aussehen mag, liefert "At Night I fly" mehr als nur einen Blick auf Hochsicherheitsverwahrung in den USA. Bei dem was die Doku an menschlichen Selbstreflexionen festhält, sehe ich universelle Aspekte, die (auch wenn wir natürlich über viel größere Freiheiten als ein lebenslänglicher Knastbruder verfügen) genauso für unsere Leben Gültigkeit haben. Diese Aspekt können wohl gerade von den verstanden werden, die sich schon intensiver mit den Unfreiheiten und den Leiden des "freien" Menschen auf Erden gedanklich auseinandergesetzt haben. Manch eine teuer erkaufte Erkenntnis der Männer im "New Folsom Prison", ist jedenfalls an sich ein guter Rat für das zerbrechliche menschliche Leben auf Erden.
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.