Eine Kritik von Blade Runner (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 25.02.2005, seitdem 1934 Mal gelesen
Das Thema Weltraum war gegessen, Lewis Gilbert („You Only Live Twice“, „The Spy Who Loved Me”) hatte abgedankt und mit John Glen durfte jemand auf dem Regiestuhl Platz nehmen, der nach Einsätzen als Cutter und Second Unit Director in vorhergegangenen Beiträgen der Reihe die Franchise zumindest gut kannte – infolge sollte er noch vier weitere Bonds realisieren.
Nun wollte Albert R. Broccoli nach dem abgespacten „Moonraker“ aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und ging stilistisch deswegen bis zum Ur-Bond zurück. Fraglich, ob „For your Eyes Only”, der ursprünglich direkt nach „The Spy Who Loved Me“ geplant war, aber zugunsten von „Moonraker“, der sein Stück am Kuchen von, durch „Star Wars“ ausgelösten, Weltraumboom abhaben wollte, nach hinten verschoben wurde, ohne diesen Ausflug ins All genauso ausgesehen hätte.
„For your Eyes Only” besitzt weder die Unbeschwertheit, noch den leichtfüßigen Humor der vorangegangenen Auftritte Roger Moores („The Persuaders!“, „The Wild Geese“), sondern verliert hielt sich bis hin zum Bösewicht klassischer – mit größenwahnsinnigen Weltenerpressern hatte man (vorerst) abgeschlossen.
Das zeigt auch gleich die Eröffnungssequenz in der James Bond zunächst einen Blumenstrauß am Grab seiner Frau niederlegt und dann von einem glatzköpfigen, im Rollstuhl sitzenden, Katzen kraulenden Bösewicht, der die Kontrolle über einen ihn transportierenden Helikopter übernimmt, attackiert wird. Weder wird der Name Dr. Blofeld erwähnt, noch wird einmal dessen Gesicht gezeigt, aber der Wink Richtung Kevin McClory, der seinerzeit den Rechtsstreit gegen Broccoli gewann und damit erwirkte, dass Blofeld niemals wieder ohne seine Genehmigung in einem Bond-Film auftreten durfte, war überdeutlich. Fachmännisch, bewusst souverän und mit einem trockenen Spruch befördert Bond ihn ins Jenseits. Das hat zwar herzlich wenig mit dem Rest des Films zu tun, bietet jedoch einige eindrucksvolle Hubschraubermanöver und einen Insidergag für die Fans.
Ein britisches Spionageschiff nebst supermodernem Computer, dem ATAC-System, geht vor der albanischen Küste verschütt. Weil man nicht weiß, ob der rote Knopf betätigt worden ist und nicht feindlich gesinnte Dienste sich das Gerät unter den Nagel reißen, wird Bond losgeschickt, um für Klarheit zu sorgen. Der wird im übrigen hier nicht von M instruiert, da Bernhard Lee kurz vor Beginn der Dreharbeiten verstarb und man ihm Respekt zollen wollte – storytechnisch erklärt man das mit einem Urlaub.
Nun ist „For your Eyes Only” soweit back to the roots, dass er den actionreichen Achtzigern hinten und vorn nicht gerecht wird. Der komplett an den Bildern vorbeikomponierte Score Bill Contis („Rocky“, „Le Grand bleu“) ist genau so ärgerlich, wie die diesmal extrem schwachen Bond-Girls. Eisläuferin Lynn-Holly Johnson ist eine infantile, blonde Nervensäge, die selbst Bond nicht sonderlich ernst nimmt und Carole Bouquet („Bingo Bongo“) eine ziemlich miesepetrig dreinschauende Rächerin, die mit Eindimensionalität glänzt.
Nicht nur die femininen Bestandteile machen ihn zu einem der schwächsten Teil der Reihe. Dem Plot selbst fehlt das Erinnerungswürdige. Der Bösewicht wechselt zwar mehrmals, aber letztlich fehlt Bond hier der ebenbürtige Gegenpart, der ihm Paroli bieten kann. Mit dem listigen Schmuggler Milos Columbo (Topol „Flash Gordon“) wird ihm noch die beste Nebenfigur zur Seite gestellt. Optisch natürlich imposante Schauplätze, wie die schneeverschneiten Alpen und das per Tauchgang besuchte Mittelmeer, können kaum über die schwache Story, die gar kein rechtes Interesse weckt, hinwegtäuschen. „For your Eyes Only” mangelt es eindeutig an einer wirklich packenden Geschichte.
Selbst die Action bewegt sich, im Vergleich zu anderen Bonds, nur auf durchschnittlichem Niveau. Abgesehen von der wilden Hatz in der Bobbahn wird meist nur standardisierte Bond-Action (vor allem der schwache Tauchgang im Mini-U-Boot) ohne wirklichen Mut zu spektakulären Ideen geboten – mit der Intention wieder auf die realistische Schiene zurückzukehren, fuhr man hier jedenfalls direkt Richtung Abstellgleis.
Roger Moore selbst gibt hier seine schwächste Vorstellung als 007. Ohne die bigger than life Coolness und mit überraschend niedriger Frauen-Frequenz (vielleicht auch weil auch er langsam in die Jahre kam) erscheint er hier etwas lustlos. Der trockene Humor hält sich in Grenzen und der Großkampf mit dem (diesmal ausdruckslosen) Handlanger fällt auch flach. Überhaupt hat man sich mit einem wortkargen Killer und einem muskelbepackten DDR-Skiläufer nicht gerade mit kreativem Ruhm bekleckert.
Fazit:
Mäßige Rückkehr auf die Erde mit falschen Ansprüchen. Das „back to the roots“ – Rezept lief den Achtzigern hinterher und zeigt eines der schwächsten Bond-Abenteuer. „For your Eyes Only” ist weder besonders gut inszeniert, noch glänzt er mit den in den Moore-Bonds etablierten Standards. Die Angelegenheit selbst ist wenig dramatisch, die Charaktere schwach und selbst Moore hatte hier keine große Lust. Bleibt unterm Strich ein knapp überdurchschnittliches Abenteuer. In den Achtzigern sollten noch weitere solcher Auf und Abs folgen.
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