Eine Kritik von Schnapskartoffel (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 06.12.2022, seitdem 119 Mal gelesen
Eine Welle merkwürdiger Selbstmorde und Unfälle hält das kleine kanadische Städtchen Meadowvale in Atem. Was niemand ahnt: verantwortlich für die bizarren Vorkommnisse ist der ominöse Dr. Blake, eine lokale Fernseh-Berühmtheit, der mit seiner Kabel-TV-Show die Vorzüge des unabhängigen Denkens propagiert. In Wahrheit dient die Sendung ihm jedoch nur als Tarnung für die Gedanken kontrollierenden Strahlen, die von dem riesigen Alien-Gehirn ausgehen, das er im Keller seines medizinischen Instituts versteckt. Der außerirdische Schwabbel soll ihm natürlich dabei behilflich sein, die Weltherrschaft zu erlangen, ist klar, ne? Gefährlich werden könnte ihm jetzt nur noch der jugendliche Troublemaker Jim Majelewski, der als Strafe für sein rüpelhaftes Verhalten bei Dr. Blake in Therapie gehen muss und der aus irgendeinem Grund gegen die anhaltende Gehirn-Wäsche (höhö, get it?!?) immun ist… Der Promo-Text auf der Cover-Rückseite weist „Das Gehirn“ zwar als „unglaublich spannenden Horrorthriller mit verblüffenden Special-Effects“ aus, aber verblüffend ist hier allenfalls, mit welcher Ernsthaftigkeit Regisseur Edward Hunt seinen Rückgriff auf die Science-Fiction- und Horror-Stoffe der 50er-Jahre-B-Movies gefertigt hat. So kann man sich hier auf einen wunderbar trashigen Streifen gefasst machen, der seine irrsinnige Prämisse rund um Gedanken-Kontrolle und außerirdische Killer-Gehirne derart seriös präsentiert, dass den Machern vermutlich selbst nicht aufgefallen ist, wie bescheuert das alles im Grunde genommen doch eigentlich ist. Das spricht jetzt aber nicht unbedingt gegen den Film, denn der sorgt mit seinen ungeniert schlechten, aber liebevoll designten Latex-F/X (insbesondere das Gummi-Prop des titelgebenden Ungeheuers ist echt zum schießen, denn dem wächst später auch noch ein komplettes Gesicht) und seinen gnadenlos danebenliegenden Schauspielern schon zwangsläufig für famose Unterhaltung. Für die Rolle des Dr. Blake hat man sich dann auch noch ausgerechnet David Gale geholt, der hier nach seinem Auftritt in „Re-Animator – Der Tod ist erst der Anfang“ wiederum die Gelegenheit nutzt, seinen patentierten Mad Scientist-Typus zum Besten zu geben (wofür er dann am Ende auch wieder den Kopf abgemacht bekommt) und das in einer Umgebung, in der jedweder humorige Anstrich rein unfreiwilliger Natur ist. Klar, dass die resultierende Geschichte dann auch nur in ganz wenigen Sequenzen richtig gut funktioniert und sich ansonsten nur durch die gelegentlich eingestreuten Gore-Einlagen ein wenig Profil verschafft. Inhaltlich werden hier derartig viele bekannte Motive miteinander verwurschtelt, dass es selbst dem genrekundigen Fan schwer fallen dürfte, da noch den Überblick zu behalten. Einige medienkritische Ansätze rund um die negativen Auswirkungen des TV-Konsums und die Gefahren von fremdkontrollierten Gedanken kennt man dann wohl auch bereits aus den frühen Werken von David Cronenberg, wobei jedweder wertschätzende Vergleich zwischen „Das Gehirn“ und „Videodrome“ oder „Scanners“ einer Blasphemie gleichkäme. Im Schluss-Akt ist eh nur noch die reine Monster-Action angesagt, wenn die ganze Chose flugs zum debil-depperten Creature Feature mutiert. Edward Hunt arbeitet technisch zwar halbwegs solide, kann aber nicht das inszenatorische Niveau seines früh80er-Slashers „Angst“ erreichen… wohl auch, weil er sich in geradezu fahrlässiger, beinahe schon an geistiger Umnachtung grenzender Überschätzung der Künste seiner F/X-Crew dazu veranlasst gesehen hat, das nicht gerade furchteinflößende Titel-Ungeheuer bereits früh ausführlich von allen Seiten abzulichten. Da haut es einen später dann auch nicht mehr vom Hocker, wenn man im Finale sogar die Füße der Leutchen sieht, von denen „Das Gehirn“ auf Rollen durch die Gegend geschoben wird. Somit gerät Hunts Film, der insgesamt betrachtet simultan besser UND schlechter geworden ist, als man es erwartet hätte, eigentlich schon zu einem modernen Pendant zu solchem 50er-Jahre-Trash vom Schlage eines „The Brain from Planet Arous“… und ist auch auf einem vergleichbaren formalen und inhaltlichen Niveau angesiedelt. Und wenn der Film sonst nix kann, ist er immerhin doch eine schöne Guilty Pleasure.
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