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Communion - Messe des Grauens (1976)

Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 7 / 10)
eingetragen am 13.08.2021, seitdem 859 Mal gelesen



Hossa, was war dann denn?

Ich war ja drauf und dran zu glauben, dass ich die meisten exzentrischen Auswüchse der 70er Jahre in Bezug auf Schnittmengen von Horror, Slasher und Giallo zumindest mit dem Chassis schon mal angebumst hatte, aber „Communion – Messe des Grauens“ war noch mal einen Zacken aufgespulter.

Dabei hat der Thriller durchaus seinen Ruf weg, weil er eine noch sehr kindliche Brooke Shields dem Publikum vorführt, allerdings nicht als die augenrollende soziopathisch wirkende und titelgebende Hauptverdächtige Alice (OT: Alice, Sweet Alice), sondern als ihre Schwester, der allerdings nach gut 15 Filmminuten von einer oder einem Unbekannten in der Kirche während der Messe drastisch der Hahn abgedreht wird. Anschließend landet sie in einer Truhe und es wird gezündelt, so dass der Kindsmord natürlich schnellstmöglich der versammelten Gemeinde auffällt.

Alfred Soles Film ist untypischerweise nicht in Realität, sondern in den frühen 60ern angesiedelt und spielt in einer Stadt in New Jersey – hauptsächlich in der Gemeinde, im Pfarrhaus und in dem Miethaus, wo Alice mit Mama, der Tante und eben nicht mit dem häufig absenten Papa zusammenlebt. Zusätzlich gibt es eine Etage tiefer auch noch einen Vermieter (oder Verwalter), einen Riesenfettsack, der Katzen liebt und dem Terminus „eingepisste Jogginghose“ ganz neue Maßstäbe verleiht.

Fiese Kinder waren seit Ende der 60er in Mode und Paula Sheppard als Alice ist dann auch im Kanon der unheimlichen Bratzen eine Edelkandidatin, eine durchdringend starrende Frühreife, die in ihrer Freizeit ziemlich bizarre Dinge anmischt, die man – wie im übrigen den kompletten Film – gar nicht anders als eine Attacke auf den Katholizismus werten kann, der hier schön breitflächig sein Fett wegbekommt. Alice darf und soll sich verdächtig machen und hat – das ist bald deutlich ersichtlich – das Zeug zu einer kommenden Soziopathin, allerdings drängt sich schon bald der Verdacht auf, dass hinter der starren Kindermaske und dem gelben Schulmantel jemand ganz anderes steckt und sticht, nur um dem Mädchen die Morde in die Schuhe zu schieben.

Soles weiß ganz eindeutig, wie man Druck erzeugt und er hatte eine signikante Vorstellung davon, wie man das wirksam in Szene setzt. Also platzierte er die Kamera so, dass sie die klaustrophobische Stimmung der engen Korridore des Mietshauses noch verstärkt oder ließ mit der Kamera nah an die Figuren und Gesichter heranfahren, drehte von unten und betont blickintensiv.
Das ist insofern memorabel, als gleichzeitig seine Schauspielführung nicht ganz so entwickelt ist oder einfach seinem seltsamen Sinn für Humor entsprach. Denn das Ensemble präsentiert sich als relativ übertrieben überzeichnete Ansammlung von Figuren, die auch John Waters super gefallen hätten oder ihre Wurzeln in aufgesetzten Sitcoms hatten. Rollende Augen, wilde Mimik, überemotionale Reaktionen, die Nähe zum Grotesken war hier Programm.
Als absoluten Extremfall führe ich hier mal Jane Lowry an, die hier die „besorgte“ Tante Annie spielt, also die Schwester der Mutter – einen derartigen Fall von übergriffigem Verhalten und dick aufgetragenen Fake-Emotionen hat man schon lange nicht gesehen, zumindest seit der Figurenzeichnung in Peter Jacksons „Braindead“. Die Sequenz, in der ihr der Maskierte im Treppenhaus in das nackte Bein säbelt, muss man gesehen haben – gehört haben aber nicht unbedingt. Die Gute bölkt wie eine Nuklearsirene auf Adrenalin und das mit endloser Frequenz minutenlang – stirbt aber leider einfach nicht. Da fällt es schwer, das Geschehen nicht als satirisch zu verstehen.
Auch sonst geht es eher leicht schmierig und schmuddelig zu: die Wohnung des Hausverwalters gehört abgefackelt, im Polizeirevier hängen Pin-Ups neben dem Tisch des ermittelnden Beamten, sexuell mäandert alles zwischen repressiv und bemerkenswert offen.

Tatsächlich kommt das alles als Gemengelage aus Proto-Slasher und Bildern, die man hauptsächlich von Gialllos kennt daher: die Fetischisierung des Objekts, die langen Messer, die Maske und der Mantel, die Primärfarben, die sich in einer Abfolge endloser Regengußszenen niederschlagen.
Doch nachdem sich ein zentraler Charakter kurz nach der Filmmitte in einer quälend langen Mordsequenz aus dem Cast verabschiedet, macht das Skript einen überraschenden Move und enthüllt den Täter, damit man noch genügend Zeit hat, sich mit seinen Motiven vertraut zu machen. Die sind allerdings dann eher lächerlich gefärbt und bieten für den Showdown eine Bühne, auf der geballte Kompetenz bei Polizei und Behörden dann Extreme verhindert hätten – aber so reitet man halt noch eine finale Attacke auf die Rosenkranzträger.

Man erwarte bitte also kein Blutbad, aber doch eine solide überzeichnete Groteske, die bei den Vorbildern von Nicolas Roeg, Roman Polanski bis Dario Argento und Konsorten genau die visuellen Vorteile studiert hat. Hinterher ist man so geplättet wie von den Visuals geflasht – so dass die teilweise Obskurität des Films wirklich schade zu nennen ist.
Sole drehte in seinem Leben nur eine Handvoll Filme und ist sonst bis heute ein erfolgreicher Production Designer, was man dem Film durchaus anmerkt – und was irgendwie schade ist, denn gut platzierte Ausstattungen und Designs haben so schon manche Durchschnittsgurke aufwerten können.
Von mir aus sehr beeindruckte 7/10.


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