Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 20.01.2016, seitdem 416 Mal gelesen
Wie eine Mischung aus Polanski und Haneke kommt der dritte Spielfilm des Österreichers Jakob M. Erwa daher, welcher stark auf ein psychologisches Kammerspiel in den eigenen vier Wänden setzt. Ordentlich inszeniert ist das alles, nur die Geschichte lässt wenig Raum für überraschende Wendungen.
Cellistin Jessica (Esther Maria Pietsch) und ihr Freund sind soeben in eine Berliner Altbauwohnung umgezogen, als sie eine Einladung zu einem Musikwettbewerb in Moskau erhält. Der Druck auf die Musikstudentin wächst, als ihre ältere Nachbarin Hilde (Tatja Seibt) merkwürdige Regeln aufstellt und mit unpassenden Willkommensgeschenken um die Ecke kommt. Schon bald vermengen sich bei Jessica Realität und Einbildung...
Erwa lässt sich viel Zeit mit den Figureneinführungen, was im Rahmen späterer Entwicklungen durchaus angebracht ist, wobei Jessica nicht allzu sympathisch erscheint, da sie bereits bei der leisen Kritik ihres Vaters einen Heulkrampf bekommt und öfters hinausplappert, was andere nur denken würden. Die Übungen am Cello werden zunehmend vernachlässigt, wogegen der Konfrontationskurs seitens Jessica forscher wird.
Zunächst ist es nur ein nächtliches Klopfen, dann landet ein Häufchen vor ihrer Wohnungstür, bis der junge Kater spurlos verschwindet und ein Bestattungsunternehmen zu ihrer Adresse geschickt wird. Verläufe ähneln nicht von Ungefähr an "Rosemarys Baby", nur dass hier kein Neugeborenes im Spiel ist und Teufelswerk eher ausgeschlossen werden kann.
Inszenatorisch geht es recht versiert zu. Die Kamera arbeitet häufig mit sehr langen Einstellungen und verharrt oft minutenlang, was den Mimen durchaus etwas abverlangt.
Die düstere, kontrastarme Farbgebung untermauert die Trostlosigkeit der Wohnumgebung, hinzu kommt eine zurückhaltende stille Musik, - natürlich mit viel Cello im Vordergrund, welche die Einsamkeit der Hauptfigur unterstreicht.
Jene wird von Pietsch hervorragend verkörpert, nur gegen Ende trägt sie ein wenig zu dick auf und auch Seibt performt zum Finale etwas drüber, obgleich insgesamt ein ordentliches Niveau abgeliefert wird.
Storytechnisch verliert sich die Sache allerdings ein wenig, denn zum Finale bleiben nur wenige Möglichkeiten offen, was es denn nun mit den scheinbaren Realitätsverfremdungen auf sich hat und somit folgen zum Schluss keinerlei Überraschungen.
Dennoch hat der Streifen so seine Momente, atmosphärisch dicht erzählt, sind nur wenige redundante Szenen zu vernehmen, während sich spannende Einlagen oder gar Blutvergießen im überschaubaren Rahmen halten. Die saubere Inszenierung und die guten darstellerischen Leistungen heben den Psycho-Thriller leicht über den Durchschnitt, für mehr langt es mangels Überraschungen und ausbleibenden Mitfieberns allerdings nicht.
6 von 10
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