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Was Sie schon immer über Sex wissen wollten... aber bisher nicht zu fragen wagten (1972)

Eine Kritik von Dionysos (Bewertung des Films: 7 / 10)
eingetragen am 07.09.2006, seitdem 1030 Mal gelesen



Während man sich in Deutschland zu Beginn der Siebziger Jahre noch ausgiebig über sogenannte Aufklärungsfilme eines Oswalt Kolle oder die berüchtigte Schulmädchenreport-Reihe echauffierte und trotzdem millionenfach ins Kino strömte, werkelte Woody Allen bereits an einer zeitgenössischen Parodie auf den sexuellen Befreiungswahn. Die dazu nötigen Ideen lieferte ein Sexualratgeber mit dem überlangen Titel „Everything You Always Wanted To Know About Sex, But Were Afraid To Ask“, damals natürlich ein Bestseller, der die „wichtigsten“ Fragen zum Thema Sex nacheinander abarbeitete. Allen wählte aus den unzähligen Passagen sieben an der Zahl aus und bastelte daraus jeweils einzelne Episoden, die zwar keine echte Antwort auf die Fragen selber geben, diese aber in meist herrlich schräger Art und Weise ad absurdum führen.

Die Qualität der einzelnen Episoden ist freilich schwankend. In der ersten geht es um die Wirkung von Aphrodisiaka, die ein Hofnarr an einer Königin ausprobiert. Der Effekt des magischen Trankes ist eindeutig vorhanden, verhindert wird das Schäferstündchen allerdings von einem Keuschheitsgürtel, den der eifersüchtige König der Gattin anlegte. Jener Ehemann ist es dann auch, der die beiden in flagranti erwischt und den bedauernswerten Hofnarr köpfen lässt. Für sich betrachtet wirkt dieser erste Abschnitt noch etwas fade und wenig bissig, auch wenn man den Keuschheitsgürtel durchaus als Symbol für die sexuelle Befangenheit der Gesellschaft und die Hinrichtung des Narren als Gleichnis für die Schelte betrachten kann, die die mutigen Aufklärer der damaligen Zeit von konservativer Seite einzustecken hatten.

In dieser zweiten Episode stellt dich die Frage: „Was ist Sodomie?“. Als Antwort wird hier eine groteske Dreiecksbeziehung zwischen einem verheirateten Arzt, einem armenischen Hirten und einem Schaf (!) thematisiert, die den sexuellen Akt zwischen Mensch und Tier nicht als Perversion oder Verbrechen, sondern letztenendes als „normalen“ Ehebruch darstellt, der den Arzt ins gesellschaftliche Abseits befördert. Dieser Teil ist stellt bereits eine deutliche Steigerung gegenüber dem ersten dar, kann aber hauptsächlich nur durch seine völlige Absurdität überzeugen.

Im nächsten Teil geht es um sexuelle Vorlieben, auch wenn sich die Ausgangsfrage um weibliche Orgasmusprobleme dreht. Dieser Abschnitt ist in Anlehnung an das bekannte Superliebhaber-Klischee komplett in italienischer Sprache gedreht und erhält auch nur dadurch seinen Reiz. Die Thematik um Sex in der Öffentlichkeit ist dagegen mehr oder minder belanglos.

Nicht weniger unspektakulär ist die Frage, ob Transvestiten homosexuell seien. Hier steigt ein älterer Herr während des Besuches bei den wohlhabenden Eltern der Schwiegertochter in spe in ein Kleid der Hausherrin und wird durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen direkt vor dem Haus auf offener Straße enttarnt. Hier ist die Reaktion der Ehefrau, die ihrem Mann überraschenderweise Verständnis entgegenbringt, das einzig erwähnenswerte.

Interessanter wird es dann schon im fünften Teil, der das Konzept des damaligen Quotenrenners „Was bin ich?“ genüsslich persifliert und uns zur fiktiven Show „Was bin ich für ein Perverser?“ einlädt. Der erste Kandidat ist ein Mann, der sich gern in der U-Bahn entblößt und streng nach den Regeln der Sendung zu seiner Perversion befragt wird. Ein zweiter Kandidat ist ein Rabbi, der sich fesseln lasst, während eine Domina ihn mit Peitschenhieben züchtigt und seine Frau dabei vor seinen Füßen Schweinefleisch isst. Indem die Perversionen als relativ normal und gesellschaftlich toleriert dargestellt werden, kann diese Episode als schräge Satire absolut überzeugen.

Wesentlich absurder, aber auch deutlich komischer geht es dann schon in Episode 6 zu, die die Sexualforschung ganz unverblümt mit der eines Victor Frankenstein vergleicht und als Höhepunkt den Kampf mit einer mutierten Riesenbrust (die ihre Opfer in Milch ertränkt) zu bieten hat. Dieser Abschnitt stellt eine köstliche Verballhornung der damals heiß diskutierten Sexualwissenschaften dar, die von Allen selbst treffend mit den Worten kommentiert werden, dass manche Dinge vielleicht einfach unerforscht bleiben sollten.

Getreu dem Motto „Das Beste zum Schluss“ beantwortet der letzte Abschnitt die Frage, was im männlichen Körper während der Ejakulation vor sich geht - eine Episode, die nebenbei betrachtet eine wunderbare Folge von „Es war einmal...das Leben“ abgegeben hätte, denn hier wird die schwer arbeitende Belegschaft im Gehirn gezeigt, die sich kräftig ins Zeug legen muss, um den sexuellen Akt zu einem erfolgreichen Absch(l)uss zu bringen. Technische Probleme und die Verhinderung einer Sabotage durch das schlechte Gewissen können ausgemerzt werden, bevor die Spermien auf ihre letzte Reise geschickt werden. Dieser Teil kann den insgesamt eher durchwachsenen Eindruck des Gesamtwerkes noch einmal deutlich verbessern und bleibt auch am ehesten in Erinnerung.

Trotz schwankender Qualität der Einzelepisoden liefert Woody Allens cineastische Verarbeitung der sexuellen Revolution einen aus heutiger Sicht unspektakulären, aber recht unterhaltsamen Eindruck der damaligen Hysterie, der als kleiner nostalgischer Trip in die Siebziger nicht nur für Zeitzeugen immer noch einen Blick wert ist.


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