Häufig geht es in Gefängnisfilmen um Macht, Gewalt, Hoffnung und Korruption, doch bis dato dürfte es wohl kaum einen Streifen gegeben haben, der dies so drastisch formulierte, woraufhin es sogar hinter den Kulissen brodelte. Regisseur Jules Dassin traute sich was und gerade jene Schonungslosigkeit ist es, die einen in seinen Bann zieht.
Ein dunkler verregneter Tag ist es, als der Häftling Joe Collins (Burt Lancaster) aus der Einzelhaft entlassen wird und wieder zu seinen Zellengenossen in Zelle R17 stößt. Der Oberwärter Munsey (Hume Cronyn) drangsaliert die Häftlinge nach allen Möglichkeiten, versucht sie untereinander auszuspielen und beeinflusst gar den Gefängnisdirektor.
Zeit für Joe und seine Kumpel, einen Ausbruchsplan zu schmieden…
Es ist nicht nur dem wunderbar zurückhaltenden Streicherklängen eines Miklós Rózsa zu verdanken, dass die beklemmende Atmosphäre unmittelbar zündet und die Figuren ohne größere Umschweife etabliert werden. Die hoffnungslose Knaststimmung entfaltet sich sogleich, einige Figuren neben Joe, wie der stets singende Calypso oder der grauhaarige Gallagher, der mit Wärtern und Häftlingen gleichermaßen gut klarkommt, runden die Konstellation ab und während der Bösewicht zu immer härteren Sanktionen greift, nimmt der Fluchtplan Formen an, auch wenn einige Aspekte zu überstürzt abgehandelt werden müssen.
Einige Elemente des klassischen Noir sind durchaus auszumachen, denn einige Szenen mit betontem Licht und Schatten finden sich ebenso wie einige Rückblenden zu vermeintlich glücklichen Tagen der Insassen. Sie erzählen die Vorgeschichten, in denen auch Frauen mitwirken, jedoch fungieren diese meistens als negatives Element oder üben zumindest keinen positiven Einfluss aus.
Auffällig für die Zeit der frühen Nachkriegsjahre ist außerdem die Form der Gewaltdarstellung mit einigen Schussverletzungen, Prügel und Androhung von Folter, während jemand vom Mob drangsaliert wird und anschließend unter einer Presse landet.
Gegen Showdown spitzt sich die Situation während der Fluchtszenen dramatisch zu, wobei das Finale wahrlich konsequent ist.
Der Cast um Burt Lancaster ist wirklich hervorragend besetzt, jedoch muss auch die markante Synchro löblich erwähnt werden. Die meisten Figuren erhalten einen angemessenen Background, einigen wird gar ein wenig Tiefe eingeräumt, etwa, als es um das verblichene Bild einer Frau in Zelle R17 geht, um diverse Zukunftswünsche oder Ängste.
Es kristallisiert sich heraus, dass nicht alle Häftlinge Gutes im Schilde führen, jedoch auch nicht alle Aufseher wie Munsey ticken. Ein älterer Arzt bringt es mit seiner Figur recht gut auf den Punkt, denn irgendwann resigniert der Geist und gibt sich dem Alkohol hin, da der Zynismus des Systems auf Dauer keine Lösung bieten kann.
In Sachen Knastfilm ist „Zelle R 17“ definitiv ein kleiner Klassiker, der mit einiger Härte, Kompromisslosigkeit und einer toll aufspielenden und hervorragend ausgesuchten Besetzung auftrumpft, während in den ruhigen Momenten die leicht poetischen Ansätze punkten können.
Ein für die damalige Zeit äußerst progressiver Streifen in schnörkelloser Inszenierung, jedoch mit der Konzentration aufs Wesentliche, - effektiv in Sachen Intensität und Kurzweil.
7,5 von 10