Eine Kritik von yggdrasil (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 23.12.2005, seitdem 1143 Mal gelesen
„Romper Stomper“ probiert, die Skinhead-Szene (zumindest die Nazi-Ecke) zu thematisieren. Ich denke schon, der Regisseur Geoffrey Wright wollte nicht, dass rüberkommt, dass Neonazis im Prinzip tolle Kumpels sind. Das hat er aber irgendwie geschafft, indem er den Film ideologisch etwas falsch eingeordnet und dazu noch in einem unpassenden Genre angesiedelt hat.
Die Story erzählt den Eintritt der gänzlich unpolitischen Gabe, die vor ihrem sie missbrauchenden Vater wegläuft, in die Neonazi-Bande von Hando (Russell Crowe). Gabe wird die Freundin von Hando. Dessen Jungs haben Vietnamesen als ihre Prügelknaben ausgesucht, werden von ihnen aber zahlenmäßig überrollt. Deshalb brauchen die Jungs Geld für Schusswaffen. Gabe bietet den Überfall auf ihren Vater an, den sie dann mit wirtschaftlich geringem Erfolg durchführen. Der missmutige Hando schmeißt Gabe raus, die darauf hin bei Handos best-buddy David landet. Außerdem schwärzt sie die Bande bei der Polizei an, was fatale Folgen hat. Das Ende ist ein tragisches Road-Movie ohne Motivation.
Arbeiten wir zuerst mal den scheinbar seinen Durchbruch erlebenden Russell Crowe ab (ich dachte, „Gladiator“ wäre es gewesen, da habe ich wohl die Schlangen vor den Kinos bei „Romper Stomper“ übersehen). Schon in jungen Jahren kann Crowe eigentlich nur sich selbst spielen. Und es liegt die Befürchtung nahe, dass die Rolle des Hando seinem Naturell nicht gänzlich widerspricht. Er ist nicht berauschend, aber glaubwürdig in der Rolle des Bandenführers, der sich durchaus mit dem Nationalsozialismus auseinander gesetzt hat und sein Leben als Skinhead bewusst auf diesem Unterbau aufbaut.
Crowe führt uns direkt zum Versagen von Wright. Was hat er sich denn dabei gedacht, die Skinheads als funktionierende Gemeinschaft mit einem aufrechten Anführer darzustellen. Crowe deckt seine Jungs nachts zu (!) und ist in Gefahrensituationen der letzte Mann, der den Rückzug seiner Jungs heldenhaft deckt. Wer so eine Rolle generiert, hat das Wesen des Totalitarismus nicht ansatzweise verstanden!
Aber Wright kann es noch schlimmer. Er schafft es, die eigentlichen Opfer der Bande, die Vietnamesen, nicht als solche auftreten zu lassen. Zuerst suggeriert er mit der Besetzung des Dealers von Gabe eigene Schuld, die sich dann noch in feiger Überzahl ausdrückt. Was hat sich die Weichbirne dabei gedacht, aus den Kinder vermöbelnden Skinheads eine Gruppe sich tapfer der Überzahl entgegenstellende Kämpfer zu machen?
Wenn Wright uns den verstörten Hando zeigt, der über den Tot seines jungen Freundes nicht hinweg kommt, aber durchaus toleriert, dass sein bester Freund mit seiner Ex im Bett liegt, sehe ich das eher als eine Adaption von „The Wanderers“ als einen kritischen Film über die Gefahr des Neonazi-Unwesens.
Es ist zwar ohne Zweifel anerkennenswert, dass sich Wright mit der Thematik auseinandersetzt. Aber gewollt ist halt nicht gekonnt. Da kann er sich ja mal „Pariah“ ansehen, um zu erkennen, wieso sein Film nicht funktioniert. Diesem Vergleich muss sich „Romper Stomper“ ohnehin stellen. Und es ist völlig klar, dass er diesem in keiner Weise standhalten kann. Das ist so, als vergliche man „Fuzzy“ mit „Django“.
Ich halte „Romper Stomper“ entschieden für überbewertet. Er ist nicht in Gänze misslungen, aber er hat aus politisch-sozialer Sicht gefährliche Defizite. Da gibt es nur die Empfehlung, dass sich jeder Verehrer von Russell Crowe (der ja scheinbar bezüglich Sozialverhalten aus diesem Film auch Nichts oder das Falsche gelernt hat) diesen Film gut ansehen kann. Wer aber eine aufrüttelnde Betrachtung über Neonazis sehen will, sollte sich „Pariah“ antun. Von mir kriegt der Film gerade mal 3 von 10 Punkten.
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