Eine Kritik von horror1966 (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 15.08.2012, seitdem 1042 Mal gelesen
Nachdem die junge Studentin Francoise im Stadtpark blutig ermordet wird, befindet das Gericht den Fernsehreporter Alessandro Marchi aufgrund aller bekannten Indizien fĂŒr schuldig und schickt ihn ins GefĂ€ngnis. Als dann jedoch zwei weitere Morde gleicher Art begangen werden, entstehen Zweifel an Marchis Schuld. Ist Marchis Anwalt, der ein VerhĂ€ltnis mit dessen Frau hat und nicht sonderlich traurig ĂŒber die Inhaftierung seines Klienten zu sein scheint, vielleicht nicht ganz unschuldig? Und was hat der neurotische Jugendliche Giorgio, der an jenem Tag ebenfalls im Park war, mit der Sache zu tun ?
"Das Messer", so der deutsche Titel dieses Giallos, unterscheidet sich in einigen Punkten schon ganz erheblich von ĂŒbrigen Genre-Vertretern. Steht ansonsten im Prinzip eine gehörige Anzahl von Morden im Vordergrund, so hĂ€lt man sich in diesem Punkt hier eher sehr bedeckt. Gerade einmal 3 Morde stehen zu Buche und die fallen auch noch eher unspektakulĂ€r aus. Doch was sich jetzt im ersten Moment vielleicht wie der Ansatz von negativer Kritik anhören mag ist eigentlich gar nicht so schlimm, da die Geschichte ziemlich gut durchdacht ist und insbesondere durch ihre etwas andere ErzĂ€hl-Struktur durchaus zu gefallen weiĂ. So arbeitet Regisseur Duccio Tessari beispielsweise mit etlichen kleinen RĂŒckblenden die dem Zuschauer zwar zu Beginn noch nicht groĂ weiterhelfen, aber am Ende des Filmes sĂ€mtliche ZusammenhĂ€nge erklĂ€rend unterstĂŒtzen. Eine weitere Abweichung stellt der Aspekt dar, das sich nicht unwesentliche Spielanteile in einem Gerichtssaal abspielen, so das man phasenweise schon zu dem Eindruck gelangen kann, es an dieser Stelle vielmehr mit einem Justiz-Thriller denn mit einem Giallo zu tun hat. Doch es ist meiner Meinung nach genau die gewĂ€hlte Kombination von beiden Dingen, die dieses Werk ziemlich auĂergewöhnlich macht und ihn streckenweise sogar wohlwollend von anderen Vertretern abhebt.
Und so konzentriert man sich auch als Betrachter nicht so sehr auf die spĂ€rlichen Morde, sondern kĂŒmmert sich stattdessen darum, die ZusammenhĂ€nge möglichst frĂŒhzeitig zu erkennen. Dieser Versuch wird einem jedoch nicht gerade leicht gemacht, denn Tessari versteht es immer wieder, offensichtliche Lösungsversuche zu prĂ€sentieren, die einen auf eine falsche FĂ€hrte locken sollen. Dabei sind die vorgeworfenen Brocken wirklich nicht von der Hand zu weisen und haben sogar etwas mit der Lösung der Tötungen zu tun, doch die wahren Motive und HintergrĂŒnde geben sich erst kurz vor dem Ende gĂ€nzlich zu erkennen. Allein schon dadurch ist ein spannungsreiches Film-VergnĂŒgen fast logisch vorprogrammiert und auch wenn sich das hier gestellte RĂ€tsel etwas anders prĂ€sentiert als ansonsten ĂŒblich, macht es nicht weniger SpaĂ, die hauseigene Detektiv-Brille aufzusetzen und sich auf Spurensuche zu begeben.
"Blutspur im Park" kommt zudem auch mit einem sehr ansehnlichen Cast daher, in dem auch der deutsche Anteil vorhanden ist. Herausragend agiert einmal mehr der junge Helmut Berger, dessen Charakter man zu Beginn noch gar nicht so richtig einordnen kann. Das ist aber auch das Schöne an dieser Geschichte, bekommt man doch ganz generell immer wieder Szenen eingespielt, die jede fĂŒr sich manchmal schon recht wirr und zusammenhangslos erscheint, am Ende jedoch nahezu perfekt in das GesamtgefĂŒge hineinpasst. Dadurch kann man wĂ€hrend der Geschichte ganz wunderbar die eigenen grauen Zellen bemĂŒhen, ohne aber zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen. Bis wenige Minuten vor Schluss hat man es nĂ€mlich vielmehr mit einem Puzzle zu tun, dem immer noch einige wenige Teilchen fehlen, die fĂŒr den genauen Durchblick jedoch absolut unverzichtbar sind. Ich möchte sogar soweit gehen und behaupten, das dieser Film zu den raffinierteren seiner Art zu zĂ€hlen ist, was manch einer wiederum vollkommen anders einschĂ€tzen mag.
FĂŒr mich persönlich handelt es sich hier um einen wirklich intelligenten Giallo, der durch seine auĂergewöhnliche ErzĂ€hlweise und das HinzufĂŒgen diverser Justiz-Thriller Elemente aus der masse heraus sticht. Tessari hat hier zwar nichts revolutionĂ€res geschaffen, aber doch einen nicht alltĂ€glichen Genre-Beitrag abgeliefert, der von vielen Leuten gnadenlos unterschĂ€tzt wird. Denn auch in atmosphĂ€rischer Hinsicht kann sich das Werk allemal sehen lassen, bedrohliche Momente und eine exzellente Grundstimmung lassen das Gesamtbild Ă€uĂerst stimmig erscheinen und runden so einen insgesamt ĂŒberdurchschnittlich guten Film ab, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.
Fazit:
"Blutspur im Park" zĂ€hlt auf jeden Fall zu der Sorte Gialli's, die ein wenig von der breiten Masse abweichen. Das ist allerdings als absolut positiv zu bewerten, stellt dies doch auch eine willkommene Abwechslung dar und sorgt fĂŒr ein wenig frischen Wind. FĂŒr manch einen eventuell etwas gewöhnungsbedĂŒrftig, handelt es sich auf jeden Fall um einen Ă€uĂerst sehenswerten Film, den man sich immer wieder sehr gut anschauen kann.
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