Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 23.07.2007, seitdem 938 Mal gelesen
„The Beach“ wurde 2000 heiß erwartet, schließlich drehte Regisseur Danny Boyle mit dem „Titanic“-Star die Verfilmung eines Alex Garland Bestsellers, doch nur wenige konnte das Endergebnis so wirklich aus den Socken hauen.
Richard (Leonardo DiCaprio) ist Rucksacktourist in Thailand mit dem erklärten Ziel der Zivilisation zu entkommen. Doch selbst dort ist jedes Abenteuer zur Massenattraktion verkommen, verzweifelt versucht Richard sich durch Aktionen wie das Trinken von Schlangenblut abzusetzen, doch die Suche nach dem Abenteuer bleibt unerfüllt. Treffend schildert „The Beach“ in den ersten Minuten den Zivilisationsverdruss seiner Hauptfigur, präsentiert jene ätzenden Touristen für die es bereits etwas Abenteuerliches hat „Apocalypse Now“ im Hotelkino zu gucken.
Doch von seinem Zimmernachbarn (Robert Carlyle), der sich nur Daffy Duck nennt, erhält Richard die Karte zu einem unberührten Strand, den nur wenige kennen. Mit dem Etienne (Guillaume Canet) und Francoise (Virginie Ledoyen), einem französischen Paar, macht er sich dorthin auf...
Rein optisch ist „The Beach“ eine wahre Pracht: Weite Sandstrände, Meerwasser in den verschiedensten Blautönen, Dschungel, Wasserfälle usw. Ein Paradies, entsprechend paradiesisch abgefilmt, wobei Danny Boyle nicht auf einige extravagante Einfälle verzichten kann: Im Stadium beginnenden Wahnsinns läuft Richard wie in einem Videospiel über die Insel oder zoomt seine Gesprächspartner von sich weg. Doch derlei Spielereien sind von kleiner Zahl, werden an den wenigen Stellen aber passend eingesetzt, um bestimmte Stimmungen der Hauptfigur noch besser herauszustreichen.
Doch während „The Beach“ optisch viel auf der Pfanne hat, so sieht es im erzählerischen Bereich ein wenig düster aus. Um als wirklich packendes Drama durchzugehen fehlt es ihm an einer wirklich lebendigen Hauptfigur. Über Richard erfährt nur wenig, sodass er beinahe eine reine Chiffre bleibt, nur sein Zivilisationsfrust wird reichlich thematisiert. „The Beach“ bewirkt dadurch, dass man sich einfach mit Richard identifizieren kann, jedoch wirkt er dabei gleichzeitig zu beliebig, um wirklich nahezugehen.
Auch an einem durchgehenden Spannungsbogen mangelt es „The Beach“ leider, vielmehr werden mehrere kleine Geschichten erzählt. Erst ein wenig Abenteuer, wenn es um das Finden des Strands geht, später etwas Dreiecksgeschichte, wenn sich Richard in Francoise verguckt, dann wieder geht es darum, wie sich Risse in der achso glücklichen Fassade des Insellebens auftun usw. So fehlt es „The Beach“ an einer klaren Linie, da kaum eine Geschichte mit soviel Nachdruck erzählt wird, dass sie wirklich packen könnte. Gerade die Sache mit Richard und Francoise wird erst groß aufgebaut und spielt später kaum noch eine Rolle.
Was nicht heißt, dass „The Beach“ komplett daneben ist, denn viele der kleinen Geschichtchen funktionieren recht gut. Gerade die Episode mit dem Haiopfer ist sehr gelungen, wenn gezeigt wird, wie der Wunsch nach Zivilisationsflucht und Spaß die kleine Kommune erbarmungslos macht. Auch sonst hat „The Beach“ immer wieder gute Momente, z.B. der Haiangriff auf Richard, der Sprung vom Wasserfall oder das Herumschleichen im Drogenhändlercamp, doch es bleiben Momente. Etwas schlapp auch das Ende, wenn die Community, welche die Ihren vorher noch zum Sterben in den Wald brachte, wenn sie den Spaß verdarben, bei einer ähnlichen Szene schwupps ihre Fehler erkennt.
Schauspielerisch ist Chose aber einwandfrei, Leonardo DiCaprio verkörpert den Touri recht überzeugend, wenngleich er schon besseres abgeliefert hat. Ähnliches gilt für den Rest vom Fest, der wenige bekannte Gesichter bereithält. Robert Carlyle hat nur wenige Auftritte, da seine Figur zu Beginn des Films stirbt, spielt aber große Klasse, ansonsten ist allenfalls Tilda Swinton als Anführerin der Aussteiger ein wenig bekannter.
Schöne Bilder, aber nur wenig dahinter: „The Beach“ ist schick gefilmtes Mittelmaß, aber weder dramatisch noch spannend genug um wirklich mitzureißen. Immer wieder hat Boyles Film starke Momente, doch einen durchgehenden Spannungsbogen kann er leider nicht bieten.
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