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Der von GOLDEN HARVEST produzierte EROTIC GHOST STORY ist irgendwie so eine Begrifflichkeit in der westlichen Cat.III-Szene, was vielleicht am ehesten noch damit zusammen hängt, daß er ungefähr zu der Zeit erschien, als die Freigabe Ende der 80er eingeführt wurde und es auch immer so eine Wundertüte war, was man hinter den mystischen Titeln und Covers am Ende entdecken konnte, wenn man sich so eine VHS oder Laser Disk importierte, oder bestenfalls beim Händler seines Vertrauens erwarb, der einem dann zu den Filmen vielleicht sogar etwas sagen konnte. Von vielen mißverstanden, landeten ganz viele Filme auch einfach wegen softer Pornographie unter dem Gütesiegel und nicht etwa, weil die Filme besonders sicke Schläge in die Magengrube oder actionlastig waren.
Genau das betrifft im Grunde auch den im Fahrwasser von A CHINESE GHOST STORY veröffentlichten EROTIC GHOST STORY, der bereits in der Exposition durch galanten Zoom auf das Dekolleté einer durch Wald und Wiesen wandernden Schönheit Hinweise gibt, wo die Reise hingehen wird. Und im Grunde gibt es wenige Besonderheiten, die den Film überhaupt noch für eine Erwähnung qualifizieren. Wenn die besonders hübschen Damen nebst der legendären Amy Yip zu einem der Hauptargumente gehören, dann bleibt jetzt nicht so viel übrig, worüber man sprechen könnte.
Denn natürlich hat EROTIC GHOST STORY ein paar dieser "What the fuck?!"-Momente, wegen denen wir immer wieder zu diesen oft wild gemischten Genrefilmen greifen. Die sind nur recht spärlich, wenn man schon ein paar mehr dieser Hongkong-Horrorschinken seit den 70ern gesehen hat und ansonsten geht es eben um nichts als Softsex in beliebiger, chinesisch-historischer Kulissenumgebung. Der erste Hingucker ist demzufolge eigentlich die Reaktion auf den gangbang-artigen Ansturm potentieller und sich um den ersten Stich balgender Liebhaber, denen die Schöne schnippisch mit vier Freundinnen begegnet, die sie mal eben aus dem Wald zaubert. Als sei dies nicht verdächtig kommen die Mannen auch gleich zur Sache, um schließlich festzustellen, daß ihnen ledrige Mumien in den Armen liegen, denen der milchige Schmodder aus den Körperöffnungen siecht.
Die Story will es nun, daß wir uns am Wallfahrtsort eines Fruchtbarkeitsgottes befinden, wo drei Schwestern, die wohl eigentlich Füchsinnen sein sollen, sich als Menschen beweisen sollen, um in ihrem Dasein voranzukommen. Ja, fragt nicht, fernöstliche Spökelei. Da gibts dann am Rande einen weisen Meister wie den pummeligen Schnellspritzer, der beim Spannen erregt mir seiner Frau aneinander gerät. EIn bisschen Gleiten durch die Luft, Lichtstrahlen oder kräftige Handstöße kaum erwähnenswert, geht es doch eher um aneinander gedrängte Quarktaschen im Gartenteich, bis dann der studierende Jüngling auf den Plan tritt und unsere kecken Mädels eins nach dem anderen vernascht, wobei die Busen schön anzusehen sind und der Schlüppi auch mal hart in den Schritt gezurrt wird, wenn die Kamera nicht gleich voll auf den Venushügel geht, wenn der Fetzen flog. Wie soll ich sagen, es ist jetzt nicht die kunstvollste Inszenierung von Leibesübungen, aber man hat über die Jahre dann wirklich deutlich übleres vorgesetzt bekommen, so daß man es relativ schmerzfrei betrachten kann. Es ist immer noch irgendwie filmisch, nur halt nicht poetisch. Und man kann mit sowas rechnen, wenn der Film schon EROTIC GHOST STORY heisst, nicht wahr?
Nun, zum Ende will man dem Publikum noch etwas gönnen und lässt den dreiköpfigen Waldschrat der Wollust auf sein gefügiges Opfer los, was in sowohl technisch als auch inhaltlich kruden Effekten unter anderem des Gesichtsverlustes endet. Und jetzt frage ich dich, was würdest du über so einen Film denken? Ich würde sagen, was damals schon nicht als Horrorfilm sensationell war, da man sich speziell in Hongkong mit absonderlichsten Geistererscheinungen, Hüpfevampiren und blutrünstigen Dämonen ausgetobt hatte und softe Erotik durchaus in der damaligen Kronkolonie, vor allem aber auch in Japan gut ausgeschlachtet worden war, ist freundlich gesagt nicht besonders gut gealtert. Wenn man sich jetzt vorstellt, daß man damals nicht einfach z.B. 5-10 Euronen an den Händler des Vertrauens aus Kowloon für die Joy Sales DVD geschickt hat, sondern für solche "Perlen" gut und gerne mal die Fahrt zu einem Importeur aufnehmen musste, um in dessen Bestand zu stöbern und für Hongkongware durchaus mal 50-150 DM auf den Tresen gelegt hat, dann war man entweder so glücklich kaum etwas zu kennen, um EROTIC GHOST STORY feiern zu können, oder musste herzhaft schlucken und seinen Gefallen am Geschehen finden, um nicht ganz außer sich zu sein.
Tatsächlich hat man ja wirklich alles gefeiert, was ein bisschen in die gewünschte Richtung ging und nicht völlig Murks war. In diesem Sinne kann ich im Gedenken an diese Zeit doch nostalgisch schmunzeln und mich besonders an den zwei absurden Horrorszenen erfreuen, bin zeitgleich aber auch wirklich glücklich, EROTIC GHOST STORY erst im Digitalzeitalter in Angriff genommen zu haben. Für beinharte Komplettisten.

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