Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 26.06.2021, seitdem 607 Mal gelesen
Beim Backwood-Terror wird fast nie auf einer Meta-Ebene gespielt, weil er sich sonst in einer Tour widersprechen würde. Strandet etwa ein junges Paar auf einer ranzigen Farm, könnte ja der Vergleich mit diversen Redneck-Filmen herangezogen und die Lokalität verlassen werden. Doch die Protagonisten, die offenbar noch nichts vom Kettensägenmassaker in Texas gehört haben, nehmen jede Einladung in unheilvolle Gefilde an. Das kann, wie in vorliegendem Fall, auch mal recht ermüdend und vorhersehbar ausfallen.
Das Paar Rylie (Malin Barr) und Sam (Sawyer Spielberg) hat sich auf dem Land verfahren und spontan zum nächtlichen Zelten entschlossen. Doch der Besitzer des Landes vertreibt sie, wonach allerdings der Wagen nicht mehr anspringt. Sie bewegen sich zur Farm der alten Karen (Barbara Kingsley), um von dort einen Pannendienst zu verständigen, welcher allerdings auf sich warten lässt. Denn Rylie und Sam befinden sich bereits in der Höhle des Löwen…
Etwas sympathischer hätte man das Paar des Mitfieberns Willen einführen können, da beide leicht genervt aufeinander reagieren und ein liebevoller Umgang zweier Verliebter wahrlich anders aussieht. Zumindest geben sie sich als Gäste zunächst sichtlich Mühe, um Geduld und Dankbarkeit zu äußern. Dort jedoch geht die Glaubwürdigkeit im Minutentakt verloren, denn nicht nur die vogelige Alte verhält sich in einer Tour sonderbar, auch ihr vermeintlich behinderter Sohn Gunni erweckt keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck, mal ganz zu schweigen vom ranzigen Interieur, in dem man noch nicht einmal ein simples Glas Wasser zu sich nehmen würde.
Die vier Wände der Alten sind zumindest recht stimmig gestaltet, die gut abgestimmte Soundkulisse mit einigen eher undefinierbaren Geräuschen und einem teils recht schrägen Score passt zur unheilvollen Atmosphäre, während das Warten aufs Schicksal auf Dauer zur Geduldsprobe wird. Jeder halbwegs erfahrene Genrefreund weiß natürlich, dass hier noch etwas an Taten folgen wird und genau das zieht sich deutlich zu sehr in die Länge.
Zudem häufen sich im Verlauf einige Klischees und so manche Szene ist viel zu offensichtlich. Wenn Fleisch in der Pfanne ein halbes Dutzend mal in Nahaufnahme eingebunden wird, ahnt man bereits eine Bewandtnis und der Hintergrund des Programms im alten Röhrenfernseher ist mit Fernsehprediger und Popeye-Zeichentrick auch etwas eindimensional ausgefallen. Und weil sich das junge Paar nicht wirklich grün ist, werden irrationale Verhaltensweisen voneinander getrennt ausgeführt. Dumm und naiv gehen allerdings beide vor.
Einen Teil des zu langen Vorgeplänkels hätte man mit handfesten Einlagen kaschieren können, doch Regisseur Devereux Milburn setzt bei seinem Debüt eher auf etwas Ekel denn auf Splatter, denn dieser Bereich kommt kaum über zwei Fleischwunden hinaus. Nahrungsaufnahme im Close Up kann indes recht unappetitlich ausfallen und die Erscheinung von Gunni ist auch nicht gerade ein Vorzeigeexemplar von lebensbejahender Anmut.
Immerhin kommt noch die eine oder andere garstige Note hinzu, was dem Werk final ein wenig Aufwind beschert, der Mangel an Intensität kann jedoch auch hier nicht ausgemerzt werden. Entsprechend finden sich zu wenige spannende Einlagen, kreative Ideen sehen ebenfalls anders aus, nur handwerklich sind kleine Ambitionen, etwa durch Anwendung von Split Screen auszumachen, während darstellerisch ordentlich geliefert wird, obgleich der Sohn von Steven Spielberg keinen bleibenden Eindruck hinterlassen kann.
Vermag der Film unterm Strich allerdings auch nicht.
4 von 10
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